Malscher Baggerseen zum Baden, 70/80iger Jahre.


 Malscher erzählen Anekdoten. Hier die Erinnerungen von Herr Andreas Harlfinger.

 

Ab wann wurden unsere Baggerseen zum Baden genutzt? und ab wann nicht mehr, und einiges mehr.

 

Einführend ist zu erwähnen, dass Malsch vier Baggerseen hat, den Glasersee (heute Holcim), den Jordansee, den Wenzelburger und den Hurstsee in Sulzbach. Alle diese Seen gab es nach meinem Wissen noch nicht vor 1935, sondern sind durch Erdaushub (Kiesabbau) geschaffen worden bzw. haben sich dadurch mit Wasser gefüllt. Also zumindest der Glaser-See war noch eine Kiesgrube, das hatte mir mal mein Vater erzählt, und den Hurstsee gab es auch noch nicht da dort meine Großeltern wohnten, in einem der Bahnwärter-Häuser.

 

Was mir aus meiner Jugendzeit aber noch in Erinnerung ist, dass zumindest der Sulzbacher Baggersee (Hurstsee) so um das Jahr 1976 nicht, oder nur sehr, sehr gering als Badesee genutzt wurde. Warum meine ich das zu wissen? Ich war damals 14 Jahre alt, hatte ein Mofa, das ich noch nicht fahren durfte und bin mit dem in dieser Zeit oft an den Sulzbacher See gefahren. War verkehrstechnisch optimal. Wir wohnten damals am Ortsausgang in Malsch, also nur über die Straße war ich schon in im Feld. Ich war damals oft am „Sulzbacher“ habe aber nie Badegäste oder gesehen. Ok, vielleicht habe ich diese auch nur ausgeblendet?

 

Gefühlsmäßig kam dann der Ansturm und der Boom auf die Baggerseen so 2-3 Jahre später.

Ab 1979: Was haben wir schöne Zeiten verbracht am Sulzbacher! Viele Wochenende im Sommer waren wir dort. Ja auch mit Lagerfeuer!! Und die Wurst haben wir mit einem Holzstecken aufgespießt und ans Feuer gehalten (die Anfänger ins Feuer). Wir haben aber immer all unseren Müll mitgenommen, na, die Holzkohle von dem abgebrannten Lagerfeuerchen nicht, jedoch achteten wir darauf an einer „alten Feuerstelle“ unser Feuer zu machen. Wir haben sogar auch Müll von anderen eingesammelt, es war ja „unser See“, sogar haben wir andere darauf hingewiesen, dass sie ihren Müll mitnehmen sollen, speziell auch die Flaschen, wegen den Scherben. Also wir waren schon Umweltbewusst damals, und konnten uns auch durchsetzen. Wir schliefen dort auch manchmal von Samstag in den Sonntag rein und das Erwachen war schon genial, so ohne Zelt, und mit Sonnenschein am Morgen geweckt zu werden, nur so in einem Schlafsack gehüllt. Tagsüber waren die Baggerseen gut besucht. Die Baggerseen die nicht oder kaum be-/genutzt wurden, waren der Wenzelburger- und der Jordansee. Dafür entwickelte sich der Schertle-See in Muggensturm zur Hochburg.

 

Es nahm dann aber schlagartig überhand. Speziell an solchen Tagen wie Vatertag und 1. Mai sah es nachts an den Seen aus wie in einem Indiana Jones Film. Rings um die Seen unzählige Lagerfeuer, idyllisch, schön, schon fast mystisch war es anzusehen. Der Morgen danach hat dann aber gezeigt, dass viele ihre Flaschen und Müll ins Feuer schmissen, bevor sie gegangen sind. Tagsüber waren die Seen wie schon beschrieben gut besucht, jedoch noch nicht sehr gut. Für uns als Moped und Motorradfahrer war die Ankunft am See recht einfach. Wir parkten damals „üblicherweise“ unsere Krafträder direkt neben unserem Handtuch bzw. Liegeplatz – so war es halt, und kaum jemand hat sich beschwert, weil dies ja alle getan hatten.

  

Das Ende Exodus für die Grillabende am See (für uns)

 

Es fing damit an, dass zum ersten mal die Polizei patrouillierte und uns aufgefordert hatte unsere Krafträder an den Feldweg zu stellen. Kein Problem, nun mussten wir ab diesen Zeitpunkt eben 10 Meter mehr gehen bis zu unserem Liegeplatz. Der nächste Schritt folgte aber ein Jahr später! Die Lagerfeuer wurden verboten (aus heutiger Sicht verständlich) aber was sollten wir nun tun? - Mit Taschenlampen nachts am See sitzen und belegte Brote essen? Ab diesem Zeitpunkt war es vorbei, mit dem gemütlichen nächtlichen Beisammensein am See, zumindesten ab dem ersten Strafzettel, die verteilt wurden. Was kam noch? ...Wir durften gar nicht mehr am See parken, sondern mussten unsere Fahrzeuge außerhalb des Betriebsgelände abstellen! Oh, das war dann schon hart für uns „Biker“ jetzt standen wir auf gleicher Linie mit den Autofahrern. Wir gewöhnten uns aber „missmutig“ daran. Und in gleicherweise nutzen wir dann auch Seen, wo es noch nicht so restriktiv geahndet wurde wie am Sulzbacher, z.B. am Glaser-See und am Schertle, aber da erfolgte es dann auch, nur etwas später.

 

In der absoluten Hochzeit der Badegäste an unseren Baggerseen kam es dann so in den 90er Jahren, das war schon arg! Da kamen Badegäste aus Pforzheim und dem angrenzenden Stuttgarter-Raum an den Wochenenden zu uns gepilgert. Am Glasersee standen die Autos auf dem Fahrradweg bis kurz vor Bruchhausen. Am Sulzbacher standen die Autos auf den Feldern und rechts und links vom Zufahrtsweg zum Fußballplatz, worauf dann ein Parkverbotsschild aufgestellt wurde. Alles nahm dann notwendigerweise ein Ende als rigoros abgeschleppt wurde. Na ja, für einen Malscher war es auch schlimm und teuer, wenn er nach einem schönen Tag am See sein Auto nicht mehr finden konnte, der ging zu Fuß nachhause und klärte dies von dort aus. Für die „Auswärtigen“ war es jedoch ein Desaster. Handy und Smartphone gab es damals nicht, oder kaum?

Schlagartig war es dann vorbei mit dem „Hype“ auf die Seen und es verlief dann in ruhigeren Phasen. Leider kam dann noch ein Ereignis hinzu: Der Glasersee wurde eingezäunt. Für mich persönlich ein sehr negatives Ereignis da ich bis zum Schluss dort war und der See nur minimal frequentiert wurde. Würde heute sehr gerne mit meinem Sohn nochmals drum herum laufen wollen, da er auch viel Zeit dort verbracht hatte, einfach nur so, also ohne Voranmeldung. Ich denke viele Malscher würden das auch gerne tun.

 

So, das war meine Anekdote zu den Malscher Baggerseen.

 

Was mich dazu jedoch brennend interessieren würde: Gab es Baggerseebesucher (Badegäste) an den genannten Seen in den 60er Jahre bzw. davor? Und generell, gibt es historische Bilder von den Seen bzw. den damaligen Baggerlöcher?

 

Andreas Harlfinger