Geschichte der Malscher Ortsbäche

Die Malscher Ortsbäche Kaufmannsbrunnenbach-Waldprechtsbach-Tannelgraben und viele weitere Kleingewässer prägten seit der Ortsgründung das Leben der Bevölkerung. Die Heimatfreunde Malsch berichten hier aus aktuellem Anlass zu diesen Thema.

 

Der Dorfbach, der jahrhundertelang offen durch Malsch floss, war sicherlich romantisch anzusehen. Er diente den Kinder als ihr geliebten Spielplatz und Badersatz. Er wurde aber auch als Abwasserkanal genutzt und es gab große Gefahren. Hochwasser war und ist ein großes Problem in Malsch. Der Grund: zwei Bäche, der Waldprechtsbach und der Tannelbach/Kaufmannsbrunnenbach treffen sich unterhalb der Kirche St. Cyriak (heute unterirdisch) im heutigen Waldprechtskreisel. Bei heftigen Regenfällen oder/und Schneeschmelze wurde das zum Problem. Lore Ernst berichtet im Buch "Die Geschichte des Dorfes Malsch" von vernichteten Ernten, abgesoffenen Kellern, aufgerissen Straßen unterspülten Häusern, weggerissene Brücken und große finanziellen Verlusten. Einige Sonderholzeinschläge mussten die entstandenen Kosten in früheren Zeiten ausgleichen.

 

So wurden in den Jahren 1732, 1751, 1792, 1854 und 1855 von schweren Hochwässern mit viel Schäden berichtet. Sicherlich gab es auch schon vorher solche.

 

Deshalb wurde 1851 die Totenbrücke, beim Zusammenfluss der Bäche, heute Waldprechtskreisel, und die Ochsenbrücke nicht mehr mit Holz sondern mit Steinen aufgebaut. Ab 1854 wurde der Bach, der bis dahin in einem natürlichen Bett durchs Dorf floss, in ein Steinbett gefasst. Es wurde auch begonnen die Hauptstraße zu pflastern.

 

Verlegung der Abwasserrohre, Höhe Mühlenplatz
Verlegung der Abwasserrohre, Höhe Mühlenplatz

Ab 1955 wurde, aus verkehrstechnischen Gründen, begonnen die Bäche zu verdolen. Als Erstes wurde der Waldprechtsbach bis zur Kesselstraße verdolt. 1959-60 ging es weiter bis zur Totenbrücke. Ab 1962-63 wurde, in der oberen Hauptstraße, der Tannelbach/Kaufmannsbrunnenbach verdolt. Das Zimmermannsche Wegkreuz bei der oberen Mühle, das am Anfang der Verdolung stand, mußte im Zuge der Verdolung versetzt werden.

 

Im Bach wurde bis zur Wirtschaft Ochsen, heute Volksbankgebäude, ein Rohr mit einem Durchmesser von 1,70m verlegt. Ab der Volksbank mußte aus wassertechnischen Gründen (Gefälle zu schwach) mit zwei engeren Kanälen weitergebaut werden. Ein Teil des Wasser wird dort schon in den Federbach umgeleitet. Diese Aufgabe übernahm früher, als der Bach noch offen floss, der Teilklotz an der Adlerkreuzung. Die Gefahr der Unterdimensionierung und dadurch bedingtes Hochwasser wurde erkannt aber man ging davon aus das bis spätestens 1969 ein Rückhaltebecken, das jedoch nie gebaut wurde, für den Waldprechtsbach erbaut seien würde.

 

Adlerstraße
Adlerstraße

Das hatte 1978 schlimme Folgen. Schon in Waldprechtsweier gab es große Schäden, siehe Film von Peter Kaiser, hier klicken.  Bedingt durch den engen Durchmesser der Abwasserrohre drückten die Wassermassen die schweren Deckel der Kanalisation aus ihren Schächten und das Wasser lief oberirdisch die Straßen herunter. Große Teile der Neuen Heimat, die Gärtnerei Pister usw wurden überspült. Das Ausmaß der Schäden war so groß, dass sogar Bundeswehreinsätze nötig wurden.

 

Der im Jahr 2009 geöffnete Bach
Der im Jahr 2009 geöffnete Bach

Nachdem im Jahre 2009 von der Adlerkreuzung bis Florianstraße der Bach wieder aufgemacht und ein großes Bachbett angelegt wurde, wirkte sich das Hochwasser 2013 bei weitem nicht so katastrophal aus. Nur im oberen Teil der Adlerstraße, ab der Volksbank, hat es die Kanaldeckel wieder herausgedrückt und die Straße wurde überspült. Nachdem die Feuerwehr das Wasser geschickt in den offenen Bach leitete hielten sich die Schäden in Grenzen.

Siehe Film von 2013, hier klicken ...

Links: Waldprechtstraße, rechts: Obere Hauptstraße
Links: Waldprechtstraße, Höhe Nr. 53, rechts: Obere Hauptstraße

Der Übergang der offenen Bäche in die Verdolungen in der Waldprechtsstraße und in der oberen Hauptstraße stellen bei Hochwasser eine große Gefahrenquelle da. Äste, Bäume, mitgespülte Steine u.a. können sehr schnell zu einer Verstopfung führen. Die Wassermassen können unter Umständen nicht mehr gefasst werden und dann überlaufen. Die Zugänge müssen von der Feuerwehr überwacht und gegebenenfalls geräumt werden.

 

Hochwasser 1978, Gärtnerei Pister
Hochwasser 1978, Gärtnerei Pister

Im Vorfeld der Baumaßnahmen wurden Park- und Baustellenfahrzeugplätze geschaffen. Dazu wurden die Gebäude Adlerstraße 66, 68 und 72, sowie das Waaghäusel abgerissen (Siehe Artikel Adlerstraße 66-72, hier klicken und Artikel Waaghäusel)

Seit dem 11. Juni 2018 wurde auf einer Länge von rund 300 Metern die Verdolung des Dorf- und Federbachs von der Volksbank bis zum Adlerkreisel aufdimensioniert. Es soll für den Dorfbach Rechteckprofile mit lichten Innenmaßen von 1,8m x 1,4m auf einer Länge von ca. 190m sowie lichten Innenmaßen von ca. 4,0m x 1,4m auf einer Länge von ca. 100m verbaut werden. Die Rohre sollen tiefer gelegt werden. Auch die Ableitung zum Federbach soll einen größeren Durchmesser erhalten.

 

Es wird mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren gerechnet. Im Zuge der Baumaßnahme soll zudem eine Aufwertung des öffentlichen Raums erfolgen. Das Büro Pesch & Partner entwickelte eine Platzgestaltung rund um das Gebiet des ehemaligen „Waaghäusel“ (siehe Artikel "Waaghäusel" hier klicken), welche Elemente beinhalten, die bereits im 1. Bauabschnitt vom Adlerkreisel in Richtung Sézanner Straße Verwendung fanden. Angedacht sind Hochbeete, Bäume und ein Wasserspiel. Die Kosten sollen sich auf ca. 8,8 Millionen belaufen. Es sollen bis zu 5 Parkplätze wegfallen.

 

Es wird erwartet das mit den Baumaßnahmen in der Adlerstraße ein 20jähriger Hochwasserschutz zu erreichen ist. Um einen 100jährigen Hochwasserschutz für Malsch zu erreichen müssten noch weitere Hochwasserschutzmaßnahmen wie z.B. Umleitung oder Teilumleitung der zufliesenden Bäche oberhalb Malsch oder zwei Rückhaltebecken angedacht/umgesetzt werden.

 

Nach dem dieses Artikels an die Presse weitergegeben wurde hat der Natur- und Umweltverein einen wichtigen und umfassender Artikel im Gemeindeanzeiger vom 21. Juni 2018 veröffentlicht. Wir sind der Ansicht das diese Stellungsnahme hier unbedingt mit dazu gehört.

  

Mit Klick vergrößern. Gemeindeanzeiger 21. Juni 2018
Mit Klick vergrößern. Gemeindeanzeiger 21. Juni 2018

Aktuelles

BNN vom 19. Juli 2018: Der Gemeinderat hat beschlossen die Ableitung des Waldprechtsbaches in die Heckelbachklamm nicht weiter zu verfolgen. Es soll verstärkt auf das Anlegen von zwei Rückhaltebecken gesetzt werden. Beim Schwimmbad und oberhalb Waldprechtsweier.


Bildgalerie


 

Genaue Übersicht mit Kosten, Zeitdaten, Zeichnungen usw Internetseite des Rathaus:

 

http://www.malsch.de/pb/site/Malsch/get/documents_E-71073277/malsch/Zusatzmodule/doc/SanOrtsmitteBA2_171107_BI.pdf