Sämtliche Fraktionen im Gemeinderat fördern und unterstützen derzeit in Malsch die Wiedereinführung eines Jugendgemeinderates, da auch die Stimmen der Jugend für eine demokratische Willensbildung notwendig und wichtig sind. Nachdem der im Jahre 1999 gegründete Jugendgemeinderat (JGR) und anschließend im Jahre 2015 die nachfolgende Jugend-Initiative Malsch (JIM) scheiterten, wird nun ein neuer Versuch zur Bildung eines Jugendgemeinderates in Malsch gestartet.
Heute ist nur noch den wenigsten Mitbürgern bekannt, dass es bereits im Jahre 1949 – vier Jahre nach Kriegsende – ein Jugendparlament in Malsch gab, das damals landesweit große Beachtung fand.
Im Jahre 1949 waren sich die damaligen Jugendorganisationen
einig darüber geworden, ein Jugendparlament in Malsch zu bilden. Dies wurde der Gemeindeverwaltung im Juni 1949 mitgeteilt. Es wurde darauf hingewiesen, dass durch diese Institution das Interesse der Jugend an den Fragen der Gemeindepolitik geweckt und gefördert werden könnte, was auch im Interesse der Gemeindeverwaltung liegen dürfte. Der Bürgermeister wurde gebeten, die erste Sitzung auf der das Jugendparlament konstituiert werden sollte, einzuberufen. Mit einem weiteren Schreiben vom Juni 1949 wurde dann der Gemeindeverwaltung mitgeteilt, dass neben den bisher genannten Jugendorganisationen noch fünf weitere Jugendverbände ihre Mitwirkung zugesagt haben, welche ebenfalls zur konstituierenden Sitzung einzuladen wären. Dies waren die Jugendorganisationen:
In der Sitzung des Gemeinderates am 22. Juni 1949 erfolgte die Zustimmung der Gemeinde zur Bildung eines Jugendparlamentes. Von den nun zehn Jugendorganisationen wurden folgende Vertreter für das Jugendparlament genannt:
Diese von den Jugendorganisationen genannten Vertreter wurden zu der am 28. Juni 1949 stattgefundenen Gemeinderats-Sitzung als Zuhörer eingeladen. In der ersten Sitzung des Jugendparlaments am 12. Juli 1949 begrüßte der damalige Bürgermeister Adolf Bechler die anwesenden Mitglieder des Jugendparlaments und gab das Ziel und den Zweck dieser Einrichtung bekannt. In dieser ersten Sitzung wurde Walter Kühn zum Vorsitzenden des Jugendparlaments gewählt.
Die Sitzungen fanden im Trausaal des Rathauses statt.
In den weiteren Sitzungen wurden die Mitglieder des Jugendparlaments neben aktuellen Themen auch über den Haushaltsplan, die Haushaltssatzungen und die Haushaltsordnung der Gemeinde Malsch informiert.
Es wurden verschiedene Kommissionen gebildet, wie für:
Von dem Jugendparlament wurde auch gewünscht, dass ihnen soweit dies vertretbar war, die nichtöffentlich behandelten Punkte in den Gemeinderats-Sitzungen vorgelegt werden.
Zu der am 9. August 1949 stattgefundenen Tagung des Jugendparlaments wurde auch der Kommandant der Militärregierung für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe eingeladen, nachdem die Landes-Militärregierung starkes Interesse an der Arbeit des in Malsch gebildeten Jugendparlamentes zeigte. Als Gäste nahmen an dieser Sitzung neben dem Kommandanten Mr. Gidaly, Mr. Sester, eine Dame des amerikanischen Frauenklubs, Herr Haberer als Vertreter des Senders Stuttgart (Studio Karlsruhe) sowie zwei Vertreter des Landratsamtes teil. Die Gäste wurden vom Bürgermeister Adolf Bechler begrüßt. Insgesamt wurden 17 Tagesordnungspunkte behandelt. Am Schluss der Beratung zeigte sich Mr. Gidaly von der Sachlichkeit und dem großen Ernst, wie die einzelnen Tagesordnungspunkte von dem Jugendparlament behandelt wurden, sehr beeindruckt. Er führte weiter aus, dass diese Einrichtung in Malsch hoffentlich sich auf den ganzen Landkreis, ja auf das ganze Land Nordbaden ausdehnen möge. Denn das was hier gezeigt wurde, beweist, dass die Jugend auf dem richtigen Wege ist, die Demokratie aufzubauen. Herr Gidaly vermisste bei dem Jugendparlament noch die jungen Damen.
Im Jahre 1949 fanden insgesamt elf Sitzungen des Jugendparlaments in Malsch statt. In der Sitzung am 31. Januar 1950 gab der bisherige Vorsitzende des Jugendparlamentes in Malsch, Walter Kühn, seinen Rücktritt bekannt. In einer Sitzung Anfang 1950 des Kreisjugend-Ausschusses wurde ein Plan zur Bildung von fünf Bezirksjugend-Ringen im Landkreis gutgeheißen. Dazu war es erforderlich zunächst in sämtlichen Gemeinden einen Jugendring zu bilden. Zu der konstituierenden Versammlung des Jugendringes in Malsch hat das Malscher Mitglied des Kreisjugend- Ausschusses Karlsruhe-Land, Walter Kühn, am 14. April 1950 sämtliche Mitglieder des bisherigen Jugendparlaments, die Vorstände verschiedener Malscher Vereine, Vertreter der politischen Parteien, den Bürgermeister und Vertreter der Volksschule eingeladen. Das Ergebnis dieser Sitzung war, dass das Jugendparlament in einen Jugendring umgebildet wurde. Durch diese Umbildung hatte das bisher sehr aktive Jugendparlament in Malsch Mitte des Jahres 1950 aufgehört zu existieren.
Es wäre dem eventuell neu entstehenden Jugendgemeinderat von Malsch zu wünschen, dass er als Dauereinrichtung bestehen bleibt.
Josef Bechler, Heimatfreunde Malsch
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