Hutmacherin Putzmacherin Tondera


Maria Tondera
Maria Tondera

Maria Tondera geborene Steitel (bekannt unter Steitel‘s Marie) ist geboren am 27.07.1909.

Ihr späterer Mann Alfred Tondera war 1938 als Gruppenführer beim Arbeitsdienst in Söllingen zum Bau des Pfinz-Kanals interniert. Das Gruppenmitglied August Doll aus Malsch lud ihn zum Abendessen bei dessen Mutter ein. A.Tondera hatte ein Motorrad und so fuhren sie nach Malsch in die Huddelgaß (Hebelstrasse). Es blieb nicht bei dem einen Mal, und so lernte er die Nachbarin kennen, und sie heirateten 1938 in Malsch. Sie haben 3 Söhne: Erwin, Klaus und  Udo.

Nach der Geburt der Söhne Erwin und Klaus war der Alfred Tondera im Arbeitsdienst nach Tirol (Tannheim) zur Schneeräumung abkommandiert. Das war zum Ende des Krieges. Mit Pferd und Wagen fuhren 6 Familien nach Malsch. Sie hatten einen Metzger im Wagen und unterwegs wurden Hausschlachtungen bei den Bauern gemacht. Das Pferd verkaufte Alfred Tondera nach 2 Jahren Landwirtschafts-Tätigkeit bei der Schwiegermutter an einen Malscher Bauern.

Maria Steidel machte in Karlsruhe eine Lehre als Putzmacherin (Hutmacherin) in der Zeit vom 01.03.1925 bis  01.03.1928 bei Frau Ludmila Vakálek, Modistin in der Sofienstraße 89, Karlsruhe.

1930 machte sie die Meisterprüfung. Danach eröffnete die selbständige Hutmacherin im Obergeschoss in der  Hauptstraße 31, damals Gasthaus Krone, heute Fischer Uhren und Schmuck ihr Geschäft. Eintrag in die Handwerkerrolle durch die Badische Handwerkskammer am 16.Oktober 1930 als Inhaberin eines Hutmacherbetriebes.

Ab Mai 1945 verlegte sie ihren Betriebssitz in das Haus Hauptstr. 114 neben Foto Harlacher (Uhrengeschäft Knam), heute Beerdigungsinstitut Schürkamp. 1953 eröffnete sie ihr Hutgeschäft Tondera in ihrem Haus in der Hauptstr. 9.

 

Eine Kundin des Hutgeschäftes hat einmal einen Hut in der Tasche verschwinden lassen. M.Tondera war sehr gutmütig und hatte das bemerkt aber nichts gesagt, jedoch beim nächsten Besuch der Dame wurde der Preis des Hutes zur Rechnung zugezählt und ohne Kommentar anstandslos bezahlt.

Das Einzugsgebiet der Kundschaft war sehr groß, viele sogenannte feinere Damen kamen aus Karlsruhe und Baden-Baden. Selbst mit 78 Jahren wurde Maria Tondera gefragt, ob sie nicht die Hüte für eine Modenschau fertigen könnte. Das hat sie dankend abgelehnt, da ihre Arthrose in den Händen schon so weit fortgeschritten war, dass vor Schmerzen im Daumen sie kaum noch eine Nadel halten konnte. 

Der Hut-Laden war immer gut, um Neuigkeiten zu erfahren oder zu verbreiten.  Es war so, dass Maria schon vor allen wusste, wenn wir Söhne etwas angestellt hatten, da manche Leute sofort ins Hutgeschäft  kamen, um dies der Mutter zu berichten. Durch diese lang anhaltenden Gespräche kam es oft vor, dass der Sohn Udo selbst anfangen musste das Mittagessen zu kochen. Dadurch hat Udo früh kochen gelernt.

Sehr bange war es Maria, wenn in Malsch Kommunionsstag war. Es mussten viele Wachs-Tropfenfänger von Hand aus Tüll gefertigt werden. Die Kommunions-Kerzen wurden nach der Ausschmückung am Docht aufgehängt. Sie hatte immer Angst, dass kein Erdbeben kommt und alles zu Bruch gegangen wäre. Oft hatten viele vergessen ihre Kerzen abzuholen, dann musste der Sohn Udo diese morgens noch vor der Kirche austragen.

Im Mai 1979 wurde Frau Tondera vom Gewerbeverein Malsch, vertreten durch Gerhard Geiger, zur 50jährigen Mitgliedschaft geehrt und bekam eine Urkunde.

Maria Tondera führte das Geschäft bis zum ihrem Tod an Weihnachten 1989.

Das Gebäude des Hutgeschäftes  musste 1978 abgerissen werden, da Udo Tondera an dieser Stelle eine Physiotherapie-Praxis baute. 

Die Fertigung eines Hutes:

 

Früher trugen Frauen und Männer Hüte zu allen festlichen Gelegenheiten.

Bei ganz besonderen Anlässen wollten die Damen einen neuen, besonderen Hut, welcher dann manuell von einer Hutmacherin hergestellt wurde.

Zuerst äußerte die Kundin ihren Wunsch, zu welcher Gelegenheit man den Hut tragen möchte.

Kirchgang, Hochzeit, Beerdigung oder auch zum Iffezheimer Pferde-Rennen. Dann wurde beraten über Farbe, Größe, Form Qualität und Preis.

Zuerst wird der Hutstumpen unter Dampf über die Holz-Hutform gezogen und an der Innenseite mit Reißnägeln fixiert und dann trocknen lassen. Der trockene Hut wird mit Hutsteife eingestrichen, damit er die Form behält. Am inneren Rand wird ein Rips oder Schweißband angenäht. Am Übergang vom Rand zum Kopf des Hutes kommt ein Schmuckband rundherum, evtl. mit Zierschleife. Nun ergänzt noch eine Feder, Brosche oder ein Schleier zur Zierde.

Der Hut ist nun fertig zur Anprobe mit eventuellen Änderungswünschen.

 Rainer Walter    Fotos zum Vergrößern anklicken.


Sattlerei Hitscherich - Adlerstraße 26

Mit Klick vergrößern, Adlerstraße 26, links der Sohn Theodor Hitscherich
Mit Klick vergrößern, Adlerstraße 26, links der Sohn Theodor Hitscherich

Die Sattlerei Hitscherich in der Adlerstraße wurde von Edelbert Hitscherich gegründet. Edelbert musste aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf aufgeben. Sein Sohn Theodor übernahm die Werkstatt.  Er hatte Berufserfahrung, wurde in der Wagonfabrik in Rastatt ausgebildet, hat dort Sitze für die Wagons gepolstert. Die Sattlerei wurde 1952 mit dem Tod von Theodor geschlossen und zur Wohnung ausgebaut.

 

Der für Malsch zuständige Ortsbaumeister Eugen Reiß aus Karlsruhe, hat sich dafür eingesetzt, dass der Bach mit einer hochwertigen Natur-Sandstein-Mauer ausgekleidet wird. Die Bachmauer in der Adlerstraße wurde in den Jahren 1959 und 1960 von nur einem aus Ungarn stammenden Mann erbaut. Er wohnte in der Dr.-Eugen-Essig-Straße Nr. 1.

 

Herr Reiß ist zwischenzeitlich verstorben. Er war in Karlsruhe mit Margarethe Reiß verheiratet. Sie ist eine Tochter von Hildegard Würzburger, deren Vater war Theodor Kunz, Weinhändler in der Neudorfstraße in Malsch.