An der Sézannerstraße 78 a, früher Hauptstraße, in Malsch eröffneten 1953 der Metzgermeister Stephan Ihli (* 23.03.1923 - + 10.02.1995) und seine Ehefrau Erna geb. Grünling (*08.03.1927 - + 17.07.2014) die Metzgerei Ihli.
Stephan war ein Sohn von Theodor und Sabina Ihli geb. Graf. Diese Familie hatte 6 Kinder. Theodor arbeitete im Regierungspräsidium in Karlsruhe als Regierungsobersekretär. Sabina starb bereits mit 44 Jahren, da war Stephan gerade mal 12 Jahre alt.
Stephan war Soldat im 2. Weltkrieg und wurde in Russland verwundet. Er kam mit einer schweren Kopfverletzung 2 Jahre ins Lazarett.
Vor seiner Kriegszeit entschied sich Stephan für den Metzgerberuf. Er machte eine Ausbildung von 1937 bis 1940 bei der Metzgerei Ebler in Mösbach bei Achern. Dort wohnte er während der Woche und kam nur am Sonntag nach Hause. Von seinem Arbeitgeber bekam er immer ein Vesperpaket für seine Familie mit heim. Nach seiner Lehre arbeitete er als Metzgergeselle in Waldprechtsweier im Adler, Gasthaus mit Metzgerei. Dort arbeitete er auch nach der Rückkehr aus dem Lazarett. Während dieser Zeit lernte er seine Frau Erna kennen. Die Beiden heirateten im Jahre 1950. Stephan hatte den Wunsch, sich selbständig zu machen. Sie bauten ein Wohnhaus mit Geschäft neben Stephan´s Elternhaus (Fachwerkhaus). Wie schon erwähnt, wurde die Metzgerei 1953 eröffnet.
Alle Schlachttiere wurden in Malsch, Neumalsch und den Ortsteilen Waldprechtsweier und Sulzbach gekauft. Die Kaufverträge wurden per Handschlag abgeschlossen. Die Tiere wurden im Waaghäusle in der Hauptstraße gewogen. Stephan holte etliche Schlachttiere mit seinem Kreidler-Moped in einem Anhänger von den hiesigen Bauersleuten ab. Rinder und Kälber wurden oft zu Fuß abgeholt und zur Metzgerei gebracht. Im Schlachthaus angekommen, ist es schon mal vorgekommen, dass ein Tier nochmal eine Runde drehen wollte und dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Gässchen wieder abgeholt werden musste. Zum Glück ist bei dieser Aktion nichts passiert.
Alle Kunden erhielten beim Einkauf einen Zipfel Wurst als Dreingabe. An Weihnachten gab es auch mal ein Messer mit dem Firmenaufdruck.
Stephan Ihli machte auch oft Hausschlachtungen bei Privatfamilien. Viele Malscher waren Selbstversorger. Sie züchteten die Tiere, bis sie schlachtreif waren. Feine Hausmacher Leber- und Griebenwurst sowie das Kesselfleisch waren eine Delikatesse.
Die beiden Söhne, Klaus und Manfred erlernten ebenfalls den Metzgerberuf. Beide Söhne wurden im elterlichen Betrieb ausgebildet. Ausbildung vom ältestem Sohn Klaus von 1966 bis 1969, Manfred von 1969 bis 1972. Schon in der Schulzeit mussten die beiden Jungs den Vater tatkräftig im Schlachthaus unterstützen. Ein Gesellenjahr machte Klaus bei der Metzgerei Maier in Stettfeld bei Bruchsal. Danach wechselte er zur Metzgerei Vogel in Ettlingen. Er übernahm im Jahre 1975 das Geschäft des Vaters. Seine Frau Emmi, geb. Jung aus Muggensturm machte ihre Ausbildung zur Fleischerfachverkäuferin im elterlichen Geschäft von Stephan und Erna. Manfred arbeitete 16 Jahre bei seinem Bruder. Danach eröffnete er 1989 den Zehntkeller in der Hauptstraße bei der Linde an der Lindenstraße. Die beiden Schwestern Hildegard und Marita arbeiteten ebenfalls einige Jahre in der Metzgerei mit.
Am 3. Juli 2004 verunglückte Klaus durch einen tragischen Unfall tödlich. Notgedrungen musste seine Frau Emmi das Geschäft mit ihren zuverlässigen Mitarbeitern weiterführen. Im Jahre 2006 übernahm der Metzgergeselle Werner Grässer bis Ende 2010 den Betrieb. 2014 übernahm eine Karlsruher Metzgerei den Betrieb als Filiale.