Auf dem Mahlberg, unweit des Turmes befinden sich zwei Soldatengräber. Das Schicksal dieser dort kurz vor Kriegsende, am 10. April 1945 gefallenen deutschen Soldaten bewegt bis heute die Menschen bei einem Besuch des mit 612 Metern höchsten Berges im Landkreis Karlsruhe.
Was sich militärisch gesehen am Todestag der beiden Soldaten im Raum Völkersbach und Freiolsheim abgespielt hat, kann man in den Kriegstagebüchern der 19. Armee nachlesen. Diese Tagebücher wurden bis zum 17. April 1945 geführt und befinden sich im Militärarchiv Freiburg.
In einer Zwischenmeldung am 10. April 1945 wurde darin festgehalten, dass seit 9.30 Uhr ein Feindangriff mit Panzerunterstützung von Völkersbach gegen Freiolsheim im Gange ist. Nach viermaliger Abwehr des Angriffs gelang es dem Feind, in einem erneuten Vorstoß in Bataillons-Stärke mit sechs Panzern in den Mittagsstunden in Freiolsheim einzudringen. Dabei wurden zwei Panzer abgeschossen.
Was in den Tagesmeldungen nicht erwähnt wurde ist die Tatsache, dass bei den schweren Kämpfen um Freiolsheim neun Tote zu beklagen waren. Weiterhin waren acht schwer und fünf leicht verletzte Menschen zu versorgen. Von den 52 Wohnhäusern in Freiolsheim blieben nur zwei unbeschädigt. Dreizehn Stück Großvieh waren verbrannt bzw. mussten teilweise notgeschlachtet werden.
Bei diesen Kämpfen im Raum Freiolsheim spielte der Mahlbergturm eine bedeutende Rolle. So wie im Buch von Hans-Jürgen Moser „Moosbronn – Mittelberg“ vermerkt wurde, bekam Hauptmann Fritz Schade den Befehl, das Albtal zu überwachen.
Auf dem Mahlbergturm wurde ein Beobachtungsstand für die Überwachung des von Norden vorstoßenden Feindes auf das Albtal bezogen. Dort hatten am 10. April 1945 Hauptmann Fritz Schade aus Dessau und der Beobachtungsoffizier, der junge Leutnant Dieter Steudel aus Stuttgart, ihren Beobachtungsstand eingenommen.
Wie die Eltern von Leutnant Dieter Steudel in ihrer Niederschrift „Zum Gedächtnis an Hans-Dieter Steudel“ festgehalten haben, wurde die Turmbergbesetzung über Funk von den sich bereits in Freiolsheim befindlichen französischen Gegner aufgefordert, den Turm zu übergeben, um ihn unbeschädigt übernehmen zu können. Der Funkoffizier Dieter Steudel entgegnete: „Ich bleibe für Deutschland“. Man wollte unter keinen Umständen diese wichtige Einsicht ins Albtal aufgeben, aufgrund derer man zuvor dem Feind schwere Verluste zufügen konnte. Nach mehreren nacheinander folgenden Schüssen, wobei der zweite oder dritte Treffer die Brüstung herausschlug, antwortete die Funkstelle auf dem Mahlberg nicht mehr.
Beide deutschen Offiziere kamen bei dem Angriff ums Leben. Sie fanden auf dem Mahlberg ihre letzte Ruhestätte.
Der letzte Zeitzeuge von der Bergung der beiden Gefallenen auf dem Mahlbergturm war der heute bereits verstorbene Emil Knöller, wohnhaft in Gernsbach, Forstgartenweg 12a. Er teilte mir in einem Telefongespräch am 31. Dezember 2003 mit, wie er und einige seiner Freunde beauftragt wurden, die gefallenen deutschen Soldaten auf dem Mahlbergturm zu bergen. Zu diesem Zeitpunkt war Emil Knöller 16 Jahre alt. Hier sein Bericht:
„Etwa vier Wochen nach dem Beschuss der Beobachtungsstelle auf dem Mahlberg fand eine französische Einheit (Marokkaner) die beiden Leichen auf dem Turm, als dort offensichtlich eine Übung stattfand. Der damalige Pfarrer von Moosbronn, Pfarrer Seidel, wurde beauftragt dafür zu sorgen, dass die beiden Leichen vom Turm geholt werden. Pfarrer Seidel fragte die Herren Knöller, Laub, Huck und einen weiteren Jungen, ob sie bereit wären, die Toten zu bergen. Diese vier Personen gingen unter Aufsicht der Marokkaner auf den Turm, wobei ein Jugendlicher sofort abdrehte, da der Verwesungsgeruch schon sehr stark war. Emil Köllner sammelte die Leichen in eine Zeltplane und schleifte sie den Turm herunter. Die Franzosen bestanden darauf, dass die beiden deutschen Offiziere in die WC-Grube geworfen wurden. Auch persönliche Papiere wurden in diese Grube geworfen.“
Wie Herr Knöller noch mitteilte, stand unweit des Turmes ein Eisenbahnwagen, in dem die beiden Soldaten während ihrer Dienstzeit wohnten. Dort in der Nähe war auch eine Grube ausgehoben, welche als WC von den beiden benutzt wurde.
Im Frühjahr 1947 wurden auf Betreiben von Otto und Gertrud Steudel - den Eltern des gefallenen Leutnants Dieter Steudel - und von Lieselotte Schade – der Ehefrau des gefallenen Hauptmanns Fritz Schade - das Grab geöffnet, die beiden Toten identifiziert und mit einem Pfarrer würdig erneut an einer anderen Stelle auf dem Mahlberg begraben.
Die komplette Rede des Pfarrers basierte auf dem 95. Psalm Vers 4. der wie folgt lautet:
„In seiner Hand ist, was unten in der Erde ist,
und die Höhen der Berge sind auch sein“
Dieser Text befindet sich auch auf dem Kreuz für die beiden gefallenen Soldaten, welches im Jahr 1953 von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge erstellt wurde.
Gedenksteine unter dem Kreuz für die beiden deutschen Offiziere
Dieter Steudel und Fritz Schade
Hauptmann Fritz Schade wurde anfänglich als unbekannter Soldat bestattet, da eine genaue Identifizierung durch starke Verstümmelung zunächst nicht möglich war.
Ursula Monsees aus Erfurt, die Tochter von Fritz Schade, besuchte mehrmals die Gedenkstätte ihres Vaters.
Bei einem dieser Besuche kam sie mit Mitgliedern einer Pfadfindergruppe ins Gespräch. Die Pfandfinder bemängelten, dass es keine Hinweise zur Gedenkstätte beim Mahlbergturm gibt. Das war dann einer der Gründe, warum sich Frau Monsees bemühte, eine Tafel auf ihre Kosten aufstellen zu lassen.
Am 6. April 2013 fand die feierliche Enthüllung der Tafel an der Gedenkstätte auf dem Mahlberg im Beisein zahlreicher Besucher statt.
Josef Bechler
Heimatfreunde Malsch