Die Tankstellen Kiefer,
links und rechts vom Bach

Die Heimatfreunde Malsch e.V. erzählen immer wieder Geschichte und Geschichten aus ehemaligen Malscher Geschäften. Eugen Nies schrieb schon einen großen Teil dieses Artikels. Günter Heiberger ergänzte 2018 den Text mit einem Interview mit Otto Kiefers Frau Elis.

Anton Kiefer (1894-1960) war gelernter Mechaniker aus einer alten Malscher Familie. Er hatte schon in den 1920er Jahren in seinem Haus in der heutigen Adlerstraße 10 eine Reparaturwerkstatt, insbesondere für Zweiräder, eingerichtet, weshalb er in Malsch auch dä Fahrradkiefer genannt wurde. Das Schaufenster wurde bis zum Verkauf des Hauses im Jahre 2018 als „Fahrradmuseum“ genutzt. Bis zum Schluss stand dort unter anderem ein uraltes Rad mit Karbidbeleuchtung.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass Anton Kiefer am 26. August 1952 auch die Erlaubnis zur Aufstellung einer beweglichen Zapfstelle für Benzin in seinem Hause erteilt wurde. Dazu wurden in seinem Keller drei Fässer mit je 200 Liter Inhalt und ein weiteres im Hof aufgestellt. Am Hof-Fass war dann die einfache Tankanlage mit Handpumpe und zwei 5- Liter-Glasbehältern angeschlossen. War dieses Fass mal leer, dann wurde wieder per Hand aus einem Kellerfass Benzin ins Hof-Fass nachgepumpt.

Das ging so weiter, bis den Kiefers im März 1960 der Betrieb dieser Anlage aus Sicherheitsgründen untersagt wurde, weil Tankanlagen in bewohnten Häusern nicht mehr zulässig waren.

Anton Kiefers Sohn Otto, geb. 1926, war nach dem Krieg in amerikanischer Gefangenschaft in Südfrankreich. Später half er den Amerikanern als Lastkraftfahrer mit den Münchner Flughafen Riehm zu erbauen. Er konnte als Automechaniker die amerikanischen Autos gut kennen lernen. Dort gefiel es ihm sehr gut, aber er wurde aus der Gefangenschaft entlassen.

Da er sich die entsprechenden Werkzeuge besorgte hatte, war die Malscher Werkstatt für die Amerikaner eine sehr beliebte und oft angefahrene Werkstatt. Jeden Samstag kam ein amerikanischer Sergeant zu den Kiefers und sagte zu Elis: „Du backst den besten Kuchen.“ Mit ihm und noch anderen Amerikanern bestehen bis heute (2018) noch Brieffreundschaften. Otto fuhr viele Jahre einen amerikanischen Buick.

Wieder daheim machte Otto 1946 zu Ostern vor der Eintracht Musik und fiel schon damals seiner späteren Frau Elis, geb. Kunz, auf. „Wer ist der nette, schwarze Kerl?“ fragt Elis ihre Schulkollegin. „Das ist doch der Kiefer Ottl, Sohn vom Fahrradkiefer. Kennscht den nett?“ „Noi, ich lass mein Fahrrad beim Werner Ferde reparieren.“ Deshalb hörte Elis, später als sie schon verheiratet waren, immer, wenn sie was am Fahrrad zu reparieren hatte, spaßeshalber von Otto: „Geh doch zum Werner Ferde.“ Persönlich kennengelernt haben sie sich, wie kann es anders sein, im Malscher Löwen-Kino. In der Nachkriegszeit hatte Otto oft Hunger, da Elis aber aus einem Malscher Bauernhof kam, fand Otto bei ihr immer etwas zu Essen. Im November 1953 heirateten sie.

Schräg gegenüber der Adlerstraße 10 in der Hauptstraße 13, im Haus Holl, dem frühere Anwesen des Richard Maier, einem jüdischen Tankstellenbetreiber, wurde wieder eine Tankstelle eingerichtet. 1959 hatte Anton Kiefer das Angebot der Fa. Gasolin angenommen und pachtete das Anwesen. Die Firma Gasolin wurde später von ARAL übernommen. Und so folgte auf diesem Grundstück, auf die frühere Tankstelle des Juden Richard Maier, wieder eine Tankstelle, nämlich die des Anton und dann des Otto Kiefer. Der Fahrradladen in der Adlerstraße 10 blieb bestehen.

1960 machte Otto den Meisterbrief zum Kraftfahrzeugmeister und stieg dann in Vaters Fußstapfen. Er erwarb bald darauf das gesamte Anwesen in der Hauptstraße 13. Um darin dann auch eine richtige Kfz-Werkstatt einrichten zu können, mussten Stall und Scheuer umgebaut werden.

Otto Kiefer gab die Tankstelle samt Kfz-Reparaturbetrieb dann aus Altersgründen zum Ende 1992 auf.

Otto war sehr stark der Musik verbunden. Er spielte als Jugendlicher Waldhorn bei der Feuerwehrkapelle (später Musikverein). Seine große Leidenschaft war aber die sehr beliebte Unterhaltungsmusik mit der Handharmonika in Malscher Wirtschaften und der näheren Umgebung. Er spielte in der Klepperleskappelle, beim Bergwald-Echo und beim Enzian-Trio/Duo.

Im Jahr 2016 hatte Otto mit 89 Jahren noch einen Auftritt bei der GroKaGe mit Heinz Fillippi als Enzian-Duo.

Otto war auch Gründungsmitglied des MSC. Er fuhr von Zündap ein Motorrad.

Das Haus in der Hauptstraße 13 wurde wunderbar saniert (Fachwerk) und wird von der Tochter mit ihrem Mann bewohnt. Otto Kiefer verstarb am 24. April 2017.