Als der St. Nepomuk in den Bach gestürzt wurde

In der Nacht vom 3./4. Februar wurde die Statue des hI. Johannes Nepomuk auf der
Totenbrücke in den Federbach gestürzt. Dabei wur­de der Kopf abgerissen und der Arm mit
dem Kreuz. Ungefähr 200 Jah­re hatte das Bild einen Ehrenplatz in der Dorfmitte, wurde 1940 als Ver­kehrshindernis empfunden und an die Totenbrücke versetzt. Der neue Platz war würdig und landschaftlich schön. Kein Malscher hat daran gedacht, ihn entfernen zu lassen.  

 

Als am Sonntag, dem 4. Februar, die Freveltat bemerkt wurde, war das Urteil in aller Munde dasselbe: Man empfand es als eine gemeine, rohe Untat. Der Verdacht fiel auf eine Abteilung SS, die seit etwa 14 Tagen im Theresienhaus untergebracht und in jener Nacht wieder abgerückt war. Der Verdacht war begründet, da einige von dieser Formation sich verschiedentlich dahin geäußert hatten. »Dieser muss weg!« Die hiesige Gendarmerie hat von sich aus den Fall aufgegriffen und es hat sich der Verdacht auf SS-Leute erhöht, ohne dass die genauen Namen festgestellt werden konnten. Ein auf Montag, den 2. Februar angesetzter Sühnegottesdienst war sehr gut besucht, die dabei erfolgte Kollekte zur Renovierung des Standbildes ergab 2.500 RM. Außerdem soll jedes Jahr am 16. Mai ein Gemeindeamt zu Ehren des hl. Nepomuk stattfin­den, wie das früher der Fall war, da die politische Gemeinde ein solches hat abhalten lassen. (Redakt. Anmerkung: Am 12. Februar wurde der Vorfall an das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg gemeldet. Von dort kam folgende Antwort:

DER ERZBISCHOF                                   Freiburg. 16. Februar 1945

VON FREIBURG                                        Frevel an einer Heiligenstatue  

Zu meinem großen Schmerz habe ich Ihrem Bericht vom 12. d. Monats entnommen, dass die Statue des hl. Joh. Nepomuk in den Ortsbach gestürzt wurde, wobei der Kopf und der Arm mit dem Kreuz abgebrochen worden sind. Es ist dies eine Tat, die sich jenen andern
Verbrechen anreiht. die wir immer und immer wieder brandmarken müssen. Wer zu einer
solchen Zerstörung sich versteht, der mag ein militärischer Draufgänger sein, aber ein Held, der uns Achtung abnötigt, ist er nicht, sondern das Gegenteil. Wir sind gespannt, wie die Untersuchung weiterverläuft. Soll­te es sich um 55-Soldaten handeln, so werden wir eine entsprechende Beschwerde in Berlin vortragen. Dazu darf man den Aufenthalt in einem kirchlichen Haus nicht verwenden, um auf diese Weise den Dank abzu­statten und ein trauriges Andenken zu hinterlassen. Wir billigen es. dass ein Sühnegottesdienst abgehalten worden ist, und wir freuen uns dar­über. dass die Statue wiederhergestellt wird. Alle Achtung vor der Gemeinde. die einen derartigen Unfug als eine Freveltat betrachtet, die vor allem in der jetzigen schweren Zeit unterbleiben sollte.  

Die Statue des hl. Job. Nepomuk, die durch Frevlerhand in den Bach gestürzt worden, sollte schneller renoviert werden, als man zu hoffen wagte. An Aschermittwoch erschienen einige Leute von der Wehrmacht und boten sich an, die Figur aus dem Wasser herauszuheben und wieder­herzustellen. Tags darauf rücken sechs Mann an. Unter Leitung von Fachleuten wurde die Statue an ihren alten Platz gestellt. Feldwebel Müller, Inhaber eines Hoch- und Tiefbaugeschäfts in Hagen i. W. und Steinmetz Ogfr. Schmitt setzten die Statue so fachmännisch und sorgfältig instand, dass die Schäden nicht mehr sichtbar waren. Die Arbeiten wurden unentgeltlich geleistet. Nach drei Tagen war alles fertig. Der Wehr­macht gebührt der Dank. Diese Zeilen sind im Gottesdienst zu verlesen, mit dem Anfügen, dass ich der katholischen Pfarrgemeinde Malsch meinen besonderen dank­baren Segen spende.

 

Comad, Erzbischof