Wirtschaft Ochsen

Dieses Haus an der Ochsenbrücke war es für  Buben und Mädchen während der Kriegszeit ein gern angenommener Ort. Dort konnte man sich neben dem damaligen Pflicht-Dienst im Jungvolk und später in der HJ auch noch, quasi heimlich treffen, um zusammen mit Kaplan Mangold wenigstens etwas Religiöses zu erfahren, zu besprechen und auch zu tun.

Die Zeitzeugin Hedwig Gräßer, geb. Hornung, erzählte, dass „damals“ die Gestapo im Pfarrhaus zweimal plötzlich auftauchte, um den denunzierten Kaplan zu überprüfen. Das erste Mal konnten sie nichts Belastendes finden. Beim zweiten Mal aber suchten die Geheimpolizisten gezielt nach Liedmaterial, in welchem (angeblich) zum Widerstand gegen das damalige Regime aufgefordert und das vom Kaplan mit den jungen Menschen in den Gruppenstunden auch gesungen wurde. Und sie fanden in seinen Unterlagen das gesuchte Lied. ABER es war ein Lied aus dem 16. Jahrhundert, von Johann Walter (1490 - 1570) gedichtet und vertont.

Der Text der ersten Strophe lautet: Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen.

Das war ein Lied aus der Reformationszeit! In jeder der fünf Strophen ist von Gott (und von Deutschland!) die Rede. Und das sollte aufwieglerisch sein? Also zogen die Gestapoleute wieder ab, und Kaplan Mangold, ein Bach-Fan und hervorragender Organist, durfte in Malsch bleiben.

 

Der Ochsen war damals außerdem auch noch Probenlokal für den Malscher Kirchenchor, da das Theresienhaus durch Kriegsfolgen anderweitig belegt war.

Für die Jungen war das ja sogar romantisch, weil halt gewagt. Die damaligen Kapläne gingen schon ein Risiko ein und die Wirtsleute auch. Der Wirtschaftsbetrieb war meist eingestellt, da die Männer im Krieg waren. Um so höher muss man das damalige Angebot der Frauen des Hauses werten.

Nach der Zeit der Eheleute Ludwig und Sofie Jordan (geb. Balzer, ä Herichsweise)  übernahm ca. 1941 Metzgermeister Adam Knauber  die Metzl, während seine Frau Katharina, geborene Fritsch, zusammen mit Helfern aus ihrer Familie die Gäste in der Wirtschaft versorgte, solange es halt ging.

Nach Kriegsende war der „Ochsen“ vor allem nach den Singstunden des Kirchenchores (wieder im Theresienhaus) geradezu ein Zufluchtsort, um danach noch etwas Zünftiges vespern zu können. Unser Ausruf „Käthor, ä Portion haiße Flaischwurschd; s’kon ruig än gonzor Ring sei!“ klingt uns in der Erinnerung heute noch in den Ohren! Das waren damals endlich wieder gute Zeiten, wo man in einer Wirtschaft so richtig vespern konnte.

Die Knaubers gaben sich auch alle Mühe, ihre Gäste zufrieden zu stellen.