Vandalismus in der Lourdesgrotte bei der Kirche St. Cyriak in Malsch 2019


Zustand am 13.04.2019
Zustand am 13.04.2019

Am 11. Februar 1858 erschien in einer Felsengrotte bei Lourdes in den südfranzösischen Pyrenäen der damals fünfzehnjährigen Bernadette Soubirous aus Lourdes eine weiß gekleidete Frau, die sich ihr als Maria, die Mutter Jesu, offenbarte. Maria erschien dem Mädchen Bernadette noch mehrere Male und an der Stelle der Erscheinung in der Felsengrotte entsprang eine Quelle. Dieser Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben, und es wurde seither von vielen Wunderheilungen berichtet. An der Grotte wurde eine Kirche errichtet, die heute einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der katholischen Kirche ist. Bernadette Soubirous wurde Ordensfrau und später heiliggesprochen.

 

Seither gab es überall auf der Welt viele Nachbildungen der Lourdesgrotte mit den Figuren Unserer Lieben Frau von Lourdes und der heiligen Bernadette. Auch bei uns in Malsch wurde vor vielen Jahrzehnten an der Südseite der Kirche St. Cyriak eine Lourdesgrotte gebaut, als Stiftung der Familie Johannes Kastner geb. am 08.03.1855 (Schwonenhansel) und Anna Weishaupt geb. am 24.01.1864. Hochzeit am 17.02.1885. Das erste von vier Kindern wurde 1895 (Hermann) geboren. 1872 verkaufte er das Gasthaus  Schwanen. Danach  hatten die Familie ein Geschäft an der Ecke Adlerstraße – Kreuzstraße. In dieser Grotte steht eine Marienstatue und davor kniet betend die heilige Bernadette. Beide Statuen sind aus Holz geschnitzt und farbig lackiert.

 

Namenstafel am Grab Kastner/Weishaupt
Namenstafel am Grab Kastner/Weishaupt

Diese Grotte und der Blumenschmuck wurde von folgenden Personen betreut:

Bis ca. 1940 von Emma Deubel, dann bis 1943 von Maria Kunz, geborene Hornung, Frau des Ratsschreibers Johannes Kunz. Nach ihr übernahm ihre Schwester Hedwig Hornung die Pflege der Grotte bis zu ihrer Heirat im Jahr 1948. Danach übernahm diese Aufgabe ihre Mutter Margarete Hornung bis zu ihrem Tod 1970, woraufhin wieder Hedwig Grässer, geborene Hornung, das Amt bis 2004 ausübte. Danach übernahm ihre Tochter Beate Kunz, geborene Grässer, diese ehrenamtliche Aufgabe bis heute.

 

Die beiden Figuren wurden im Laufe der Jahre zwei Mal von dem Malscher Maler Erwin Zimmer und einmal von Andrea Weber, geborene Zimmer, Tochter des Malermeisters Gerhard Zimmer, mit neuer Farbe restauriert.

 

Leider haben in den letzten Jahren Umwelteinflüsse den beiden Figuren so stark zugesetzt, dass sie dringend restauriert werden mussten.

 

Im Herbst 2018 übernahm Walter Steitel ehrenamtlich diese Aufgabe und begann mit der Restaurierung der Bernadette. Ein gutes halbes  Jahr hat er dazu benötigt und die Figur mit viel Liebe, Fingerspitzengefühl und Sachkenntnis bis ins kleinste Detail wunderbar restauriert.

 

Am 29.03.2019 konnte Walter Steitel die frisch restaurierte Figur der betenden Bernadette wieder in der Malscher Lourdesgrotte aufstellen.

 

Zerstörte Bernardette am 16.04.2019
Zerstörte Bernardette am 16.04.2019

Eine Woche zuvor, am 21.03.2019, war die Lourdesgrotte Opfer von Vandalismus geworden: Die Pflanzen waren alle zur Seite gerückt, sogar der große Terrakotta-Topf, der vorher in der Mitte stand. Etliche Pflanzen waren herausgerissen, eine lag ohne Topf unten an der Treppe. Alle 12 Kerzenbecher aus Plastik lagen in der Grotte und außerhalb im Kräutergarten verstreut, die Wachskerzen waren überall herausgeholt und in und vor der Grotte zertreten worden. Dazwischen lagen halb verkohlte Zigaretten und Stummel der Marke Marlborough. Der Schaden konnte mit relativ wenig Aufwand behoben werden.

 

Das war jedoch nichts gegen das, was Beate Kunz am Nachmittag des 16.04.2019 vorfand: Die Bernadette-Figur fehlte! Blumen waren herausgerissen und lagen durcheinander vor der Grotte auf dem Boden. Dort vor der Treppe lagen auch die beschädigten, zertretenen Hände der Bernadette. Die Bernadette-Figur selbst wurde rechts im Kräutergarten mit komplett abgeschlagenen Armen im Dreck liegend entdeckt. Der Kopf wurde offensichtlich gegen die Sandsteinkante geschlagen und hatte mehrere Löcher. Oben auf dem Kopf waren neben den Löchern und Schrammen, die wohl  vom Sandstein stammen, auch verschmorte Stellen, so als hätte man versucht, den Kopf anzuzünden. Die beiden beschädigten Armteile lagen hinter der Grotte (Richtung Zaun zur Straße) verstreut im Gebüsch.

Alle Kerzen in den Windlichtern fehlten, obwohl alle Plastikbehälter noch auf dem Kerzenleuchter steckten. In der Grotte auf dem Boden fanden sich auch wieder Zigarettenstummel der Marke Marlborough, ähnlich wie bei der letzten Verwüstung.

 

Nicht nur die 94-jährige Hedwig Grässer und ihre Tochter Beate sind über diese sinnlose und mutwillige Zerstörung sehr traurig, auch die Malscher Bevölkerung ist darüber sehr bestürzt. Was sind das für Menschen, die so etwas tun? Die keine Achtung vor fremdem Eigentum haben? Vielleicht waren es Menschen, die ihren Frust oder ihren Übermut auf diese Weise abreagiert haben? Diese Tat hat jedenfalls eine ganz andere Dimension, deshalb wurde die Polizei eingeschaltet.

 

Die Malscher hoffen nun, dass die Täter ermittelt werden können und für die Reparaturkosten aufkommen. Allerdings dürfte eine Reparatur der so schwer beschädigten Figur sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein! Die so schön restaurierte Bernadette stand keine zwei Wochen in der Lourdesgrotte, als die Täter zuschlugen – irgendwann zwischen dem 13. und dem 15. April!

 

Vor einigen Jahren wurden am Zimmer-Kruzifix aus dem Jahre 1934 in der oberen Hauptstraße beim Kaufmannsbrunnenweg dem Christus die Beine abgeschlagen. Diese Täter wurden ermittelt, bestraft und sie mussten die Kosten der Wiederherstellung tragen.

 

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