Es ist schon einige Jahre her, dass mich unser Ehrenpräsident Wilhelm Wildemann dazu brachte, in seinem 2. Heimatbuch „Malscher Leben“ einige Gedanken zum Thema „Warum mir so schwätzed, wie mor schwätzed“ einzubringen. Das tat ich damals sehr gerne, hatte ich mich ja schon früher mit dem Sammeln von typischen Malscher Ausdrücken beschäftigt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich vom Vorstand unseres Vereins gebeten, ja gedrängt wurde, mich dieses Themas ganz besonders anzunehmen. Und das tue ich jetzt wieder gerne, fühle ich mich doch alter Malscher Tradition besonders verbunden und verpflichtet.
Beim Überdenken der mit gestellten Aufgabe kamen mir spontan Bilder aus der Schöpfungsgeschichte unseres Planeten in den Sinn, von den ersten primitiven Lebewesen, den Einzellern, bis hin zu den höchstentwickelten Tieren, den Primaten. Aber dann ist etwas Unglaubliches, Einmaliges geschehen: Gott schuf den Menschen und hauchte ihm nicht nur den Odem des Lebens ein, sondern verlieh ihm als einzigem Wesen die Fähigkeit, sprechen zu können. Das war die Geburtsstunde der Menschheit! Menschen können miteinander sprechen, Gedanken austauschen, im Voraus denken und planen, ja sogar mit ihrem Schöpfer reden. Dadurch erst wurde der Mensch, wie die Bibel sagt, zum Ebenbild Gottes und damit zur Krone der Schöpfung.
So konnte der Mensch also auch eine Sprache entwickeln, ständig fortentwickeln bis auf den heutigen Tag! Und so ist auch unsere Malscher Sprache, unsere Mundart, entstanden!
Natürlich wissen wir, dass unsere Großeltern in vielem anders geredet, sich anders verständigt haben wie wir heute. Doch vieles ist auch geblieben bis in unsere Zeit hinein. Dies nun zu erhalten und zu pflegen, ist uns, die wir uns der Tradition in besonderer Weise verpflichtet fühlen, ein ganz besonderes Anliegen.
Beginnend mit dem Kapitel 2: „Unsere Malscher Sprache – Schriftarten“ wollen wir nun einen Streifzug durch die Facetten unserer Malscher Mundart unternehmen.
Seit es Menschen gibt auf dieser Erde, sprechen sie miteinander. „Sprache“ ist so alt wie die Menschheit. Das Gesprochene aber anderen, nicht unmittelbar Angesprochenen, auch mitteilen zu können, dazu bedarf es einer Schrift.
So finden wir bei allen Völkern seit frühester Zeit schon eine ihrer Kultur entsprechende Schrift, z. B. die Bilderschrift der Ägypter, die Symbolschrift der Chinesen, die Runenschrift der Germanen, die Buchstabenschrift der Griechen und Römer.
In unserem mitteleuropäischen Raum waren es bis ins späte Mittelalter hinein die Klöster, in denen Mönche in mühseliger Kleinarbeit Bücher geschrieben, mehr aber noch abgeschrieben, also vervielfältigt haben, meist in Latein, der damals üblichen Gelehrtensprache. Aus dieser Zeit gibt es aber auch „deutsche“ Zeugnisse, denken wir nur an das Nibelungenlied eines bis heute anonymen Dichters und an die vielen Minnesänger des Mittelalters.
Da das gewöhnliche Volk damals nicht lesen konnte, ist es durchaus verständlich, dass sich die Bildersprache bis weit in die Neuzeit hinein erhalten konnte, vor allem wenn es darum ging, im christlichen Abendland den Menschen die Inhalte des biblischen Geschehens nahe zu bringen und verständlich zu machen.
Im 15. und 16. Jahrhundert geschahen dann zwei revolutionäre Ereignisse:
Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck, und Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Zwei elementare Grundvoraussetzungen für das Entstehen einer allgemeinen deutschen Schriftsprache! Bei aller Hochachtung vor der enormen Bedeutung von Luthers Bibelübersetzung dürfen, ja müssen wir bei unserer Betrachtung jedoch ganz besonders hervorheben, dass Luther letztendlich dabei eine für alle Menschen des deutschen Sprachraumes verständliche Sprache gefunden hat. Dabei war d i e e i n e deutsche Sprache entstanden! Und diese Sprache hat sich bis heute im Wesentlichen erhalten, trotz aller zeitlichen Wandlungen und Strömungen und den dadurch bedingten ständigen Veränderungen.
Wenn wir hier von Schriftsprache reden, dann meinen wir die Sprache, die nicht nur alle Deutschen, sondern auch Österreicher, Schweizer und sogar Elsässer lesen und verstehen können, wenn vor allem die Letzteren mit dem Sprechen schon einige Schwierigkeiten haben. Aber sich gegenseitig verständlich machen, das gelingt uns doch allemal.
Müssen wir deshalb also hochdeutsch miteinander reden? Oder anders gefragt: Braucht man zum exakten Sprechen das sogenannte Hochdeutsch?
Seit es Menschen gibt auf dieser Erde, sprechen sie miteinander. „Sprache“ ist so alt wie die Menschheit. Das Gesprochene aber anderen, nicht unmittelbar Angesprochenen, auch mitteilen zu können, dazu bedarf es einer Schrift.
So finden wir bei allen Völkern seit frühester Zeit schon eine ihrer Kultur entsprechende Schrift, z. B. die Bilderschrift der Ägypter, die Symbolschrift der Chinesen, die Runenschrift der Germanen, die Buchstabenschrift der Griechen und Römer.
In unserem mitteleuropäischen Raum waren es bis ins späte Mittelalter hinein die Klöster, in denen Mönche in mühseliger Kleinarbeit Bücher geschrieben, mehr aber noch abgeschrieben, also vervielfältigt haben, meist in Latein, der damals üblichen Gelehrtensprache. Aus dieser Zeit gibt es aber auch „deutsche“ Zeugnisse, denken wir nur an das Nibelungenlied eines bis heute anonymen Dichters und an die vielen Minnesänger des Mittelalters.
Da das gewöhnliche Volk damals nicht lesen konnte, ist es durchaus verständlich, dass sich die Bildersprache bis weit in die Neuzeit hinein erhalten konnte, vor allem wenn es darum ging, im christlichen Abendland den Menschen die Inhalte des biblischen Geschehens nahe zu bringen und verständlich zu machen.
Im 15. und 16. Jahrhundert geschahen dann zwei revolutionäre Ereignisse:
Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck, und Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Zwei elementare Grundvoraussetzungen für das Entstehen einer allgemeinen deutschen Schriftsprache! Bei aller Hochachtung vor der enormen Bedeutung von Luthers Bibelübersetzung dürfen, ja müssen wir bei unserer Betrachtung jedoch ganz besonders hervorheben, dass Luther letztendlich dabei eine für alle Menschen des deutschen Sprachraumes verständliche Sprache gefunden hat. Dabei war d i e e i n e deutsche Sprache entstanden! Und diese Sprache hat sich bis heute im Wesentlichen erhalten, trotz aller zeitlichen Wandlungen und Strömungen und den dadurch bedingten ständigen Veränderungen.
Wenn wir hier von Schriftsprache reden, dann meinen wir die Sprache, die nicht nur alle Deutschen, sondern auch Österreicher, Schweizer und sogar Elsässer lesen und verstehen können, wenn vor allem die Letzteren mit dem Sprechen schon einige Schwierigkeiten haben. Aber sich gegenseitig verständlich machen, das gelingt uns doch allemal.
Müssen wir deshalb also hochdeutsch miteinander reden? Oder anders gefragt: Braucht man zum exakten Sprechen das sogenannte Hochdeutsch? Darüber wollen wir in Kapitel 3: „Unsere Malscher Sprache – Hochdeutsch/Schriftdeutsch“ nachdenken.
Brauchen wir also hochdeutsch ? Das war die zuletzt gestellte Frage.
Vorab die Antwort: Ja, obwohl es „hochdeutsch“ aber eigentlich gar nicht gibt.
Ein Widerspruch ?
In der Grundschule (oft schon im Kindergarten) werden unsere Kinder bereits angehalten, gutes Deutsch zu sprechen. Das bedeutet doch, nicht nur die gelesene Schrift, sondern auch das selber gesprochene Wort für andere gut verständlich auszusprechen.
Auf die AUSSPRACHE kommt es also dabei besonders an!
Jetzt lassen wir uns in Gedanken mal dasselbe Lesestück, dasselbe Gedicht nacheinander einen Hamburger, einen Berliner, einen Kölner, einen Sachsen, einen Pfälzer, einen Franken, einen Alemannen, einen Schwaben oder gar einen Bayer laut vorlesen: Alle versuchen sie, in gutem Deutsch, also in hochdeutsch zu sprechen. Aber, aber! Da wird doch trotz allen guten Willens jedes Mal ein etwas anderes „deutsch“ erklingen!
Nur eines ist gemeinsam: Das geschriebene Wort.
Das andere, nämlich das, was wir hochdeutsch nennen, ist der (sehr lobenswerte) Versuch, ein in jeder Region, also halt regional beeinflusstes „gutes“ Deutsch für andere verständlich auszusprechen.
Wer schon einmal auf Sylt, in Sachsen oder in Oberbayern in Urlaub war, kann dann sicher das eingangs erwähnte Ja-Aber verstehen. J a, wir brauchen Hochdeutsch, obwohl es dies eigentlich A b e r gar nicht gibt!
Wenn es noch eines weiteren Beweises für die Richtigkeit dieser eigentlich widersprüchlichen Behauptung bedarf, dann hören wir doch mal bewusst den Reden unserer Politiker zu: Sie wollen von allen Menschen verstanden werden, können aber ihre regionale Herkunft, also z. B. ob Schwabe oder Sachse, mit dem „besten Willen“ nicht verleugnen. Eine Ausnahme aber gibt es doch: Rundfunk- und Fernsehsprecher, Moderatoren von überregionalen Sendungen, Schauspieler (wobei selbstverständlich „Volksschauspieler“, z. B. vom Ohnsorgtheater, d’Badisch Bühn, Komödienstadl u. a., eine Ausnahme bilden!). Diese kleine Gruppe ist halt ganz besonders geschult, gedrillt, ein einwandfreies und überregionales Deutsch zu sprechen. Merkt man z. B. einem Frank Elstner an, dass er ein urwüchsiger Badener ist? Wir wissen aber, dass er seine Heimat und seine Heimatsprache sehr liebt und nicht verleugnet.
Es gibt eine deutsche Sprache, nämlich das Schriftdeutsch.
Hochdeutsch ist die Möglichkeit für alle Deutschen und Deutschsprechenden, sich im gesprochenen Wort gegenseitig verständlich zu machen, wenn es auch regional manchmal sehr „verschieden“ klingen mag.
Für Schrift- und Hochdeutsch genügen die 26 Buchstaben unseres Alphabetes (,also des ABC’s,) völlig.
Dieses Alphabet besteht aus Vokalen (,auch Hell- oder Selbstlaute genannt,) und Konsonanten (,auch Leise- oder Mitlaute genannt).
Vokale klingen für sich allein, ohne jede fremde „Hilfe“. Sie erfüllen Worte und Begriffe gleichsam wie mit Musik.
Konsonanten dagegen benötigen zum Klingen, zum Gehörtwerden, immer eine zusätzliche Stütze, meist ein davorgehängtes ä (z.B. ä-f, ä-m) oder ein drangehängtes e (z.B. b-e, t-e). Sie sind aber für Vokale das notwendige Gerüst, daß aus beiden, also aus Vokalen u n d Konsonanten, hörbare und begreifbare Worte entstehen.
Nur wer also das ganze ABC kennt und beherrscht, kann schreiben, lesen und auch hochdeutsch sprechen, wenn dies regional auch nicht immer gleich klingt.
Für unsere Heimatsprache, für unsere MUNDART, genügen aber die 26 Buchstaben des Normalalphabetes nicht !
Denn da gibt es doch einige Vokale mehr als nur a, e, i, o und u.
Das Problem ist nur, wie man solche Malscher Sondervokale in der Schrift auch so darstellen kann, daß ein Leser zumindest weiß, ja spürt, wie diese gesprochen klingen sollen ! Dieses Problem gibt es aber bei allen Fremdsprachen !
Wer eine Fremdsprache, z.B. Englisch, Französisch,
Italienisch o.a., jemals gelernt hat, der weiß, daß es hierfür eine besondere Schrift, eine Lautschrift gibt, unverzichtbar für jeden
Lernenden von Fremdsprachen ! ABER : Keine Lautschrift
kümmert sich um Orthographie, also um Rechtschreibung ! Sie will nur helfen, die fremde Sprache möglichst richtig auszusprechen. Dazu, also zur schriftlichen Darstellung von Gesprochenem, bedarf
es daher einer ganzen Menge besonderer Lautzeichen, besonderer (genormter) Sonderbuchstaben. Diese sind aber für unsere Zwecke viel zu kompliziert, auch weil man sie auf keiner
Normalschreibmaschine schreiben kann. Und deshalb haben wir lange nach einer einfacheren Lösung gesucht und schließlich - so hoffen wir - auch gefunden.
Das allerwichtigste : LAUTSCHRIFT KENNT (fast) KEINE RECHTSCHREIBUNG !!
Denn mittels Lautschrift will man lediglich versuchen, das geschriebene Wort, also „Dinge”, so darzustellen, so zu be-schreiben, wie sie (wenigstens annähernd) auch „klingen” !
Den Klang einer Sprache bewirken aber vor allem die Vokale, die sogenannten Selbstlaute
a, e, i, o und u .
In unserer Malscher Sprache gibt es aber neben den fünf genannten Vokalen noch drei weitere Sondervokale, nämlich :
e : klingt wie ein reines, dunkles ä, wird aber auch in Schriftdeutsch als e geschrieben.
Beispiele: Hex , leer , schwer , wer . (Aber : Bedd, jetz, Schnee, Weweh)
o : klingt fast wie ein nasales französisches o , also etwas „zusammengedrückt” .
Beispiele: ojoo?! (ach ja?!), nood (dann), noi (nein). (Aber : Dropf, ob, sossoo!)
ä : klingt wie ein etwas „zusammengequetschtes” ä .
Beispiele: ä, än (ein), hä-ä (heftiges nein), wänn (wenn), ämmä schänä Dag (eines schönen
Tages). (Aber : Däbb, häbb, Därfl)
Händor des jetz alle vorschdonnä ?? Nod kinnordmor s’nägschde Mol jo mit unsornä Malschor Schbezialnommä weidormachä.
Das unterstrichene e ist zwar ein richtiges e, klingt aber in Mundart wie auch im Hochdeutschen wie ein reines, sauberes ä. Beispiel: Wer nedd will, der hadd ghadd. Im Gegensatz dazu klingt das Normal-e halt wie ein ganz helles e. Beispiel: Dess isch gar nedd so bleed.
Das unterstrichene o klingt fast wie ein nasal gesprochenes französisches on, kommt bei uns auch von verschiedenen hochdeutschen Vokalen her, besonders von o, aber auch von a, e und i. Beispiele: Kommordor ball mol widdor ? Ojoo, isch des au wohr ?
Das unterstrichene ä klingt wie ein etwas gequätschtes ä, so wie bei uns die meisten Zeitwörter enden, zum Beispiel laufä, hopfä (hüpfen), singä, bruddlä, aber auch Wörter wie wänn, dänn und so viele andere noch..
Ein Beispiel mit o und ä möge dies verdeutlichen : Owäds gähmor ball schlofä (Abends gehen wir bald schlafen). Ehrlich! Wie hätten Sie denn nach der bisherigen Methode, also ohne unsere von uns eingeführten „Sondervokale“ in Mundart das Wort „abends“ geschrieben? Vielleicht „abeds“ oder „aweds“ oder gar „owäds“ ?? Mit unserem O und mit unserem Ä ist das doch, wenn man nur will, viel leichter und auch verständlicher zu „schreiben“! Also bleiben wir doch dabei. Einverstanden?
Noch ein letztes Beispiel, nur e i n Wort, in dem alle unsere Malscher Sondervokale vorkommen : S c h e r ä s c h l e i f o r. (Händor des alle vorschdonnä ? Nod isch gud !)
Schauen Sie doch auch einmal in Wilhelm Wildemanns Buch „Malscher Leben“, Seite 34 und folgende, hinein. Da finden Sie jede Menge echte alte Malscher Ausdrücke, wie zum Beispiel „Hexenoddle“ oder „Virdiichel“. Wir würden heute mit Hilfe unserer Lautschrift dafür schreiben: Hexänoddlä oder Verdiechl.
Vielleicht noch einen Satz mit lauter Malscher Normalvokalen: Also jetz sinn bloß alle mucksmäisls still !
Und zum Abschluss noch einen Malscher Ausruf mit unseren drei Malscher Sondervokalen: Meinor Lewwäs Dag nedd !
Nach den vorausgegangenen allgemeinen Bemerkungen über unser Thema „Sprache“ wollen wir uns nunmehr dem „Schreiben“ unserer Sprache, also der speziellen Malscher Lautschrift, zuwenden.
Zuvor jedoch noch einige Anmerkungen: Da im Folgenden die Begriffe Hochdeutsch und Mundart immer wieder vorkommen, verwenden wir dafür Abkürzungen: HD = Hochdeutsch und MA = Mundart. Mundart-Buchstaben (bzw. Wörter) werden zur Unterscheidung von HD in Kursivschrift geschrieben.
Keine Lautschrift kann eine Sprache 100%ig richtig darstellen. Also werden auch wir, bei aller Liebe zur Korrektheit, um Kompromisse hie und da nicht herumkommen. So wie ein Erstklässler auch ganz langsam lesen „lernen“ muss, wird es sicher auch vielen von uns jetzt ergehen. Dies setzt besonders aber unseren Willen, unser Wollen voraus. Und dazu ist halt eine gewisse Freude, ja Begeisterung für unsere Malscher Sprache notwendig. In einem ersten Schritt wollen wir uns nun den Vokalen des Alphabets zuwenden.
HD kennt nur die fünf Vokale a, e, i, o und u. Diese gibt es in unserer MA aber auch, wie folgende Beispiele zeigen:
HD MA- Wortbeispiele
a ab. Hals. kalt. warm, Salat, Mama, Malsch, ach wass!
e Else, See, Tee, Meer, jetz, nedd, Kette, Bett
i ich, bin, im, Himml, Schimml, mir, sinn
o ob, grob, Lottl, Droddl, Hof, Dor, Moor
u uns, sunschd, Durschd, Wurschd, Buggl
Mustersatzbeispiel mit diesen fünf Normal-Vokalen in MA:
Ab un zu siehsch in Malsch sogar noch Reh!
Neben diesen Normal-Vokalen gibt es in unserer MALSCHER SPRACHE aber noch ganz wichtige Sondervokale, die dadurch gekennzeichnet werden, dass sie lediglich unterstrichen sind, nämlich das e, das o und das ä .
e klingt im Gegensatz zum hellen Normal-e wie ein reines ä.
Beispiele: Er, der, wer, gern, Kerl, Perl, schlecht, leer
o klingt wie ein etwas zusammengedrücktes Normal-o.
Beispiele: Ojoh!, jonedd!, do, ofongs, Orgl, Monn, Pfonn,
onnorschd, vordrickt,, mor
(mir), dor (dir), dono (dahin)
o kann also von ganz verschiedenen Normal-Vokalen herrühren,
z. B. von a: ofongs (anfangs), von e: vorliebt (verliebt), von i:
mor (mir), von o : Orgl
ä klingt wie ein etwas „zusammengedrücktes“ Normal-ä ;
Beispiele: ä-hä (ja), hä-ä (nein), ä-Männl, Grumbierä, ämä schänä Dag (eines schönen Tages), glaubschäs? (glaubst du es?) ,
aber auch Endungen von fast allen Zeitwörtern z. B.:
därfä (dürfen), lachä (lachen), sollä (sollen), wellä (wollen) .
Von dieser „Zeitwort-Regel“ gibt es nur ganz wenige Ausnahmen, z. B.:
HD: tun – MA: du; HD: haben – MA : ho; HD: sein – MA : sei.
An den folg. Beispielen zeigt sich, dass man lobenswerter Weise auch in der Vergangenheit schon oft Malscher Mundart schrieb und bis heute auch noch schreibt:
1. Beispiel: Straßenschild an der Kreuzstraße (beim „Kaiser“) :
Schwonebuckel.
Wir würden aber schreiben :
Schwonäbuckl .
2. Beispiel: Aus dem Deckblatt der „Pflugschar“ :
Mir sin halt Mälscher Narre
und hän halt unsern Sparre ...
Wir würden aber schreiben:
Mir sinn halt Mälschor Narre
unn hänn halt unsorn Schparrä ...
Davon gibt es in Schriftdeutsch auch zwei Arten, nämlich die drei einfach geschriebenen, also ä, ö und ü, und die vier mit zwei Buchstaben geschriebenen Doppellaute au, äu, eu und ei.
Betrachten wir zunächst die drei ersten.
Das HD – Ä
Dieses Ä wird auch in unserer Mundart in den meisten Fällen als ganz normales Ä gesprochen.
Beispiele: Äggor (Äcker), Bär (Bär), Kälde (Kälte), Wärdor (Wärter)
Ausnahmen: Epfl (Äpfel) u.a.
Das HD – Ö
Dieses wird in unserer Mundart sehr oft als ganz helles E gesprochen.
Beispiele: Eel (Öl), bleed (blöd), bees (böse), Fleh (Flöhe), Lechor (Löcher)
Ausnahmen: Föhn, Tön(e), Söhn(e), und sicher noch ein paar andere.
Manchmal hört man das HD – Ö auch als Ä, z.B. : schä (schön).
Das HD – Ü
Ü gibt es in unserer Mundart so gut wie nicht!
Folgende Beispiele mögen dies belegen:
dischbor (düster), fimf (fünf), grießä (grüßen), Iwwl (Übel), iwworig (übrig), Riewä (Rüben), vorrickt (verrückt), und viele, viele andere noch.
Ausnahmen: Fremdwörter, aber auch neudeutsche Wörter, wie z.B. TÜV.
mit 2 Buchstaben geschriebenen Doppel-Laute.
Das HD – AU
Dieses wird in unserer Mundart fast immer wie OU gesprochen.
Beispiele: Oudo (Auto), broun (braun), doußä (draußen), Lous (Laus), nous (hinaus) .
Ausnahmen: daub (taub), Laub (Laub), Schdaub (Staub) u.ä.
Das HD – ÄU
Dieses wird in unserer Mundart fast immer wie ÄI gesprochen.
Beispiele: äißorlich (äußerlich), Bäijorlä (Bäuerlein), Häisor (Häuser), läidä (läuten) .
Manchmal klingt es aber auch wie AI, zum Beispiel :
Raiwor (Räuber), schdaiwä (stäuben) u.a.
Das HD – EU
Dieses wird in unserer Mundart fast immer als ÄI gesprochen.
Wir schreiben dies aber aus schon dargelegten Gründen als EI .
Beispiele:
Beidl (Beutel), Deifl (Teufel), Eil (Eule), Eidor (Euter), Leit (Leute), nei (neu)
Ausnahmen:
Manchmal klingt es auch wie ein reines EI, z.B. bereie (bereuen), voru(n)treiä
(veruntreuen).
Manchmal hört es sich auch wie AI an, z.B. Fraid (Freude), schtraiä (streuen)
Nur selten wird es wie EU ausgesprochen, z.B. bei neudeutschen Wörtern, wie
EURO oder TEURO.
Das HD – EI
Da gibt es auch einige Variationen !
EI kann klingen wie
Ei: dei (dein), kei (kein), nei (hinein), rei (herein), Wei (Wein)
Ei: Beil, bleib, Eis, Weib, Zeidä (Zeiten)
Ai: Daig (Teig), Klaid (Kleid), Saif (Seife), waisch? (weißt du?), zwai waiche Aijor (zwei weiche Eier)
Oi: koins (keines), moinä (meinen), noi (nein), oins (eins), Oimor (Eimer), Schdoi (Steine)
Konsonanten sind für eine Sprache so wichtig wie deren Vokale! Sie sind es, die den Vokalen Halt und Stütze geben, so wie ein Skelett einem Körper erst Form und Gestalt und Leben verleiht. Was wäre das Fleisch und Blut unseres Leibes ohne seine Knochen!
Es gibt in der Sprache ein paar wenige Ausnahmen, wo beide
Gruppen, Vokale und Konsonanten, für sich allein Sinn geben, zum Beispiel : Au!, Ei, Auaa ! – oder
brr!, pst!, hm! .
Bezüglich unserer Mundart teilen wie die Konsonanten in 2 Gruppen ein:
- die normalen, unproblematischen und
- die besonderen, weil in unserer MA in mehrfacher Weise ausgesprochenen Konsonanten.
Zur ersten Gruppe zählen: c, d, f, h, j, l, m, n, qu, r, s, v, w, x und das z.
Wortbeispiele: Cecille, douornd, foul, horch,
jonedd, long, Mudor, nochnedd, Quell, ruig, Souweddor,
Vaddor, waisch?, nix, zletscht.
Zur zweiten Gruppe zählen b, g, k, p und t
Fangen wir mit B an.
B als b gesprochen: bleib, ebbor, beddä, Boom, Bomml, Buddor, Bedd.
B als w gesprochen: lewä, Lewwä, liewor, ewwä, gewwä, glauwä (und viele andere mehr).
Das G nimmt eine ganz besondere Stellung ein, weshalb es erst am Ende dieser Überlegungen besprochen wird.
Das K wird manchmal als k, öfters aber als ein weiches g gesprochen.
K als k gesprochen : Kiche, Kuchä, Kiwwl, kichorä, Kerch
K als g gesprochen : guggä, Guggug, Graddsor, grumm
Das weichere G „liegt“ uns Malscher oft eher als das härtere K!
Dasselbe gilt aber sinngemäß auch für die folgenden Buchstaben P und T:
P als p gesprochen: Pudor, Pfonn, Pfunn, Pedor unn Paul
P als b gesprochen: Babier, blumb, butzä, bäbbä, Bubb, Bossä
T als t gesprochen: Teddor, Tiddl, Tub, Tunnel
T als d gesprochen: Daig, daub, Dischduch, dräddä, guddä Dag
Die Verbindung von S und T, also das St, gibt es aber bei uns so gut wie nicht! Nicht einmal dann, wenn wir uns bemühen, hochdeutsch zu sprechen. „St“ klingt in unserer MA wie Scht, häufiger aber noch wie Schd, wie folgende Wortbeispiele zeigen:
schtill, Schtoi, Schtämpl, schtechä, Schteggä beziehungsweise
schdolborä, erschdor, schdrubbelig und viele, viele andere Wörter noch!
In fast allen Fällen ist es egal, ob man ein t oder ein d schreibt. Klingen tut es ja gleich !
In der Regel wird G ja auch als g gesprochen :
Gegend, glei, gel, gell, gehoim, Geldbeidl, gligglich
Manchmal aber klingt das G doch ein bisschen anders, so wie mit einem „J“ vermischt.
Lassen Sie sich mal von einer Alt-Malscherin die folgenden hochdeutschen Wörter in unserer Malscher Mundart l a n g s a m und vor allem l a u t vorsprechen:
sagen, sägen, Segen, liegen, wegen, Regen.
Hören, ja spüren Sie, wie in all diesen Wörtern zusammen mit dem G etwas mitschwingt, so ähnlich wie ein „J“ ?
Diesen „Mischbuchstaben GJ“ kennt kein schriftliches Alphabet! Also müssen wir für ihn halt etwas „erfinden“, um ihn besonders kenntlich zu machen.
Hierzu schlage ich vor: Wir unterstreichen unser „Misch-G“ genau so, wie wir schon unsere Malscher Sondervokale Ä, E und Ö unterstreichen!
Die oben genannten HD-Musterwörter sehen dann,
i n u n s e r e r M u n d a r t - L a u t s c h r i f t g e s c h r i e b e n , wie folgt aus:
s a g ä, s ä g ä, S e g g ä, l i g g ä, w e g g ä, R ä g g ä.
Haben wir noch etwas vergessen? Ja, das Y.
Eigentlich ist es ein Vokal, aber kein deutscher! Y kommt aus dem Griechischen, gibt es in Latein nicht, heißt im Französischen i-grec und wird dort auch wie i gesprochen.
Bei uns kommt es praktisch nur in Fremdwörtern vor, ist also für unsere Mundart nicht von großer Bedeutung.
Bleibt aber noch etwas anderes nachzutragen, nämlich die Möglichkeit, durch Verdoppelung von Konsonanten kurze vorausgehende Vokale auszudrücken.
Beispiele: ich häbb, er hadd, mir hänn, mir sinn, Nommä, gebb mor, geh wegg, ä Lewwä long .
Ein Doppel-G kann aber auch in vielen Fällen das für unser Empfinden zu harte ck ersetzen, wie zum Beispiel in folgenden Begriffen: Brigg statt Brick, Heggä statt Heckä, Gnigg statt Gnick, schluggä statt schluckä, und noch viele andere!
Unsere Heimatsprache ist also wirklich eine eigene Sprache, zwar keine Fremdsprache, aber halt doch etwas ganz Besonderes, und dies von Ort zu Ort, ja sogar von Teilort zu Teilort verschieden. Und darin liegt ja gerade ein besonderer Reiz.
Die Summe aller Wörter einer Sprache wird allgemein als Wortschatz bezeichnet. Da steckt doch das Wort S c h a t z drin! Und es ist auch ein Schatz, den man nicht geschenkt bekommt, es sei denn, man erlebt ihn von früher Kindheit an täglich, lebendig im Zusammenleben mit Eltern, Geschwistern, Spielkameraden und Freunden.
Dieser Schatz ist einmalig, wertvoll und erhaltenswert.
Die Frage ist nur, wie wir diesen Schatz in unserer heutigen schnelllebigen Zeit bei der Vielfalt von sprachlichen, oft sehr negativen Einflüssen aus allen Richtungen unseren Kindern noch lebendig, vor allem aber glaubhaft weitergeben können.
Wir sollten uns also ernsthaft die Frage stellen, wie wir mit unseren Kindern (und Enkelkindern!) reden, damit sie sowohl ihre (unsere) Heimatsprache als auch ein „gutes“ Deutsch, also Hochdeutsch, nicht nur verstehen, sondern auch sprechen können.
Dies ist doch für unsere Kinder schon im Hinblick auf Schule und kommenden Beruf absolut notwendig.
Wie sollen wir also mit unseren Kindern sprechen und sie sprechen lernen, damit sie sowohl ihre sprachlichen Wurzeln erleben und erfahren als auch für das Leben in Gesellschaft und Beruf gut gerüstet sind?
Um diese Frage aus unserer Sicht einigermaßen beantworten zu können, habe ich in letzter Zeit erst einmal viel herumgehört, zugehört, wie junge Eltern, aber oft auch die Großeltern (freiwillig?), mit ihren Kindern reden. Und da kamen mir schon – verzeihen Sie den harten Ausdruck – kuriose Dinge zu Ohren.
Hier einige wenige „Kostproben“:
- Weisch wo wir heut noch hingeh wollä?
- Komm sofort her, sonscht gibts wass!
- So jetz gehen mor schlafä.
- Ihr habt gnug ghabt.
- Heut fahrormor mal mit dem Zug nach Karlsruh.
- Dä Teller wird awwor leergessä!
Liebe Eltern! Ich bitte Sie noch einmal um Nachsicht wegen dem, was ich jetzt sage:
Diese Sprache, dieses Deutsch, ist kein gutes Deutsch! Damit erweisen Sie den Kindern keinen guten Dienst!
Warum lernen Sie Ihre Kinder nicht beides sprechen: Daheim Mundart (so wie oim dä Schnawwl gwachsä isch) u n d für später, also für das Leben „draußen“, Hochdeutsch!? „Beides gleichzeitig ? Das geht doch nicht!“, werden Sie jetzt wahrscheinlich einwenden.
Darf ich versuchen, einen Weg aufzuzeigen, wie es doch gehen könnte, wenn man nur will:
Daheim spricht man grundsätzlich miteinander in ganz normaler, ungekünstelter Mundart. Die hören unsere Kinder ja tagtäglich auch draußen auf der Straße und beim Spielen mit anderen Kindern.
Wie aber sollen sie dann schon im Vorschulalter auch noch Hochdeutsch, also unsere Schriftsprache, lernen? Ich verrate Ihnen jetzt ein Rezept, wie wir es früher mit unseren Kindern gemacht haben.
Am besten eignete sich hierzu die Zeit vor dem Schlafengehen. Da sprachen wir mit ihnen zuerst mal ein Abendgebet, zum Beispiel
Müde bin ich, geh’ zur Ruh’, schließe meine Äuglein zu.
Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein ....... usw.
Und dann sangen wir oft noch ein Abendlied miteinander, zum Beispiel
Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget ........ usw.
oder
Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt..........usw.
Und dann erbettelten die Kinder immer wieder noch eine Geschichte:
Jetz vorzehlsch uns awwor noch ä Gschiechd!
Dann lasen wir ihnen halt auch noch eine beruhigende Geschichte vor, möglichst ohne dramatischen Ausgang, wie so bei manchen Märchen.
Den Abschluss dieser Zeremonie bildete regelmäßig ein Spruch aus dem damaligen Kinder-Abendprogramm des Fernsehens:
„Und damit sagt euch das Traummännlein für heute GUTE NACHT “.
Ein Segenskreuz auf die Stirn, gut zugedeckt, und selig sind sie eingeschlafen. Vielleicht haben sie dann sogar noch hochdeutsch geträumt.
Merken, ja spüren Sie etwas? Alles in gutem, bestem DEUTSCH ! So wachsen Kinder von früher Jugend an zweisprachig auf, ohne Probleme! Denn dass unsere Mundart eine eigene, selbständige Sprache ist, dürfte doch inzwischen auch einem Skeptiker, einem Zweifler aufgegangen sein.
Bestärkt in unserer Überzeugung hat uns auch eine Pressenotiz vom 08.11.2002 in den BNN:
„Erschreckende Sprachdefizite. – Fast ein Drittel aller Erstklässler bräuchte dringend Sprachunterricht. Nicht nur viele ausländische Kinder haben enorme Defizite, auch erschreckend viele deutsche ABC-Schützen sprechen ein sehr fehlerhaftes Deutsch.“
Zufrieden können wir heute feststellen, dass unsere Kinder in k e i n e r Schule wegen ihrer Mundart Schwierigkeiten „erlitten“ haben, obwohl sich ihr „Dialekt“ ja nicht verleugnen ließ!
Und heute noch ist es für uns bei jedem Besuch im Elternhaus immer wieder eine Freude, erleben zu dürfen, dass sie ihre „erste“ Sprache trotz des wichtigen Hochdeutsch und der anderen schulischen Fremdsprachen nicht verlernt haben und auch nicht verleugnen, ja diese sogar noch gern sprechen.
In einem abschließenden Beitrag zu dieser „allgemeinen“ Einführung in unsere Heimatsprache wollen wir uns in Kapitel 10 noch Gedanken machen, wie wir uns – mit Ihrer Hilfe – auch weiterhin mit dem Thema UNSERE MALSCHER SPRACHE beschäftigen werden.
Also wenn dor mich frogät, was unsor Allorweltswort isch, nood sage halt: ebbäs.
Des Wort komor fascht fer alläs megliche brouchä. Wissordor iwworhaupt, was Ebbäs isch? Ebbäs isch halt ebbäs; unn ous ebbäs komor au immor widdor ebbäs machä!
Wänn zum Beischpiel änn jungor Mänsch heiradä will, nood musor sich halt erschd mol ebbäs bassänds suchä, ä Maidl, wu au ebbäs hat, ebbäs koon unn au ebbäs mitbringt. Unn wännor des gfungä hat, nod haddor halt ebbäs räächts, au fers Herz unn fers gonze Lewwä! Jetz koon also Hochzig gfeiort werrä. Die därf nadierlich ebbäs koschdä, dass mor sieht, dass do au ebbäs dohoim isch. Unn nooch dä Hochzig geht’s uff’d Hochzigsrais, unn wänns nummä noch Haidlberg oddor Freiburg fer ä paar Dag isch. Mänsch, do erlebt mor so monches, bringt au ebbäs mit hoim, hat viel z’vorzehlä unn schpiert schu ball, dass do sich ebbäs regä dud! D’Nochborschaft hat des jo schu long gwisst! Long vor dännä jungä Leid schu! Seit Wochä hänn se schu gmungglt, dass sich do ebbäs obohnt. Ebbäs wohrs isch do jo au drogwä. Unn so hänn die junge Leid ämmä schänä Dag dadsächlich au ebbäs Kloins griegt.. Isch des ä Fraid gwä! Awwor nedd bloß Fraid! Dänn jetz isch jo s’Lewwä zu dritt erschd richdig losgongä. Mol hats Kinn Bouchweh,,mol bloß Hungor ghadd, oddor s’isch halt nass gwä. Mänschänskind! Schdännig war ebbäs onnors los! Unn des hat nedd uffghert, au wu’s greßor worrä isch! Dänn kumm in d’Schul kommä hats bloß noch ghaißä: Alla!! Los, nix wie lernä unn lernä, dass schbädor au mol ebbäs konsch unn au gnungg vordiensch; kurz unn gut: dass halt ebbäs räächts ous dor worrä isch!
Wissordor jetz, was ebbäs isch? Ich häbb sicher noch ebbäs vorgessä, velleicht sogar ebbäs wichdigs! Wänn eich also noch ebbäs eifallä däd, schreiwäts uff unn sagäts uns!
Alles verstanden ? Wenn nicht, hier noch einmal Kurzbeschreibung unserer besonderen Malscher Spezialvokale :
E klingt wie ein reines Ä; wird bei uns aber E geschrieben, weil es auch in HD als E geschrieben ist.
Beispiel: D e r (HD: Der)
O klingt fast wie ein nasal gesprochenes französisches O.
Beispiel: O f o n g s (HD: Anfangs)
Ä klingt wie ein leicht zusammengedrücktes Ä.
Beispiel: ä m m ä s c h ä n ä Dag (HD: an einem schönen Tag)
Wenn wir in Malsch auch keine solche berühmte Bühne und keine so bekannten Künstler haben, Menschen aus anderen Gegenden, aus anderen Sprach-Bereichen, kommen doch immer wieder nach Malsch, oft ortsunkundig, sprechen halt Leute auf der Straße an und bitten um Hilfe. Und dann können wir Ur-Malscher doch nicht Antwort geben mittels unserer ur-eigenen Mundart, wir müssen uns dann schon anstrengen, um überhaupt verstanden zu werden Wu wunn se dänn noo ?, zum Beispiel, können wir da nicht sagen. Das würde kein „Främmor“ verstehen . Also sagen wir halt in etwas besserem Deutsch : Wo wolle se dänn hi ? Dass d a s manchmal etwas komisch klingen mag, wissen wir ja selber. Aber wir wehren uns innerlich dagegen, wenigstens „in etwa“ Hochdeutsch zu sprechen. das liegt uns einfach nicht .
An ein paar Beispielen wollen wir solche (möglichen) Dialoge schildern .
Beispiel 1 : Ein Fremder (F) fragt einen Malscher (M) nach dem richtigen Weg .
F: Hallo! Können Sie mir sagen, wo es da zum Kaufmannsbrunnen geht ?
M: Zu wem wolle se dänn ?
F: Da gibt es doch ein „Haus am Walde“ , oder so ähnlich .
M: A ja . Sie mechdä sichor zum „Waldhous“ . Jetz fahre se ugfähr noch fimfhunnord Medor immor gradous weidor bis zurä Rächtskurv. Dort fangt dann ä gloins Schdräßl o . Unn dort missese links nei abbiegä . Dann sinn se, wo se hin wollä . Awwor Achdung ! Kurz davor schdeht links ä großes Wegkreuz .
F: Vielen Dank . Sie haben mir sehr geholfen .
M: Kei Ursach !. Gern gscheä .
Beispiel 2 : Patientin (P) beim Hausarzt (Dr) .
P: O Herr Doggdor, ich komm halt schonn widdor. Do hindä am Buggl beißt mes ganz arg .
Dr: Was ist los? Ich verstehe nicht ! Wer oder was hat Sie gebissen ?
P: Ha noi . Mich hadd nix gebissä . Om Riggä juckt michs seit geschdorn so arg .
Dr: Dann lassen Sie mich mal schauen . - O das ist nicht schlimm. Nur eine kleine Entzündung .
P: O do binn ich awwor froh, dassäs nix arges isch. Jetz binne beruigt. Vielän Dank. Sie hawwormor jo sichor noch wass zum Eireiwä fer me. Also nochmols Danke .
mit den Zeitwörtern: haben = ho und sein = sei und möchten = mechdä und tun = duu und wollen =wellä und dürfen = därfä und so ähnliche noch mehr bringen . Ich werde deshalb versuchen, zunächst einige typische Mustersätze mit solchen besonderen Malscher Wörtern (ohne Einbindung in spezielle „Gschiechdä“) in unserer Malscher Mundart wiederzugeben : Jetz hämmor awwor gnungg gessä. / Hänn dor se gsähnä ? Jetz hasch ghadd ! / O bisch du bleed ! / Dir sinn nedd gscheid ! / Sinn dor alle sadd worrä ? / Ich bin so mied . / S’isch zum Dävulaufä ! / Simmor ändlich oinig ? / Om liebschdä mechde nimme doosei . / Ich wodd so gern mol ä Weile älloi sei . / Willsch jetz ändlich Ruh gewwä ? / Mir woddäd jo gern, awwor mir kinnäd hald nedd, wimmor wunn . / Woddsch du liewor dohoim feiorä ? / Wummor also widdor zfriddä sei ! / D’Mälschor wunn, awwor mir welld . (Sagte mal ein Waldprechtsweiermer Mädchen zu mir, was ich damals gar nicht so richtig verstanden habe ) . / Därfsch ruig noch mää schepfä , mir hänn noch gnungg . / Därformor oddor miesormor ? / Des därfordor jedorzeid widdor machä ! Bloß soddordor so ebbäs vorher oim sagä . Abschließend folgt noch ein erdachtes Zwiegespräch zwischen zwei Ur-Malschern : Dä Karle träffd dä Sebbl uffm Schbordblatz : - Mänsch Sebb, wie long häwwe de schu nimme gsähnä ! Wie gehd dors dänn ? - O Karle , frog me nedd . Jedän Dag ebbäs onnors . S’herd nimme uff . - Ja sag , wass isch dänn los middor ? Wass hasch dänn ? - Beim Doggdor binne gwä, unn der hadd mor ball alläs, wass mor Fraid machd, vorboddä . - O jeh ! Ich sodd jo au mol widdor zuäm geh . Awwor jetz griege grad Ongschd . - Du, der vorbied dor ämm Änn sogar noch s’ Rauchä unn s’Dringgä ! - Mach mor kei Ongschd ! Des wär fer me schlimmor wi dä Dod . - Waisch was , jetz machsch grad, wass willsch . - So wärres hald au machä . Awwor zuäm geh mus e doch, sagd mei Frau ! Ob e will oddor nedd. |
Natürlich gibt es auch bei uns in Malsch eine ganze Reihe von Vornamen , die (fast) so ausgesprochen werden wie sie geschrieben sind. Als typische Beispiele dafür möchten wir nur einige wenige hier anführen :
Männlich: Adolf, Berthold, Emil, Gerhard, Helmut, Leo, Oswald, Walther u.a.
Weiblich: Agnes, Brigitte, Doris, Edith, Hedwig, Martha, Paula, Sophie u.a.
A B E R : Viele, ja die meisten Namen klingen bei uns ganz anders als sie geschrieben werden ! Dies nun zu demonstrieren, haben wir uns im Folgenden vorgenommen. Und zwar schreiben wir hinter die in Schriftdeutsch genannten und fettgedruckten Vornamen die in Malsch (zumindest früher)
Wenden wir uns zunächst männlichen Vornamen zu :
Alois : A l w i e s, W i t z e ; Ambros : B r o s s e ; Andreas : O n d r e s , Ä n d o r ; Anton : D o n e , D o n l , D ä n l ; Arnold : N o l d e ; August : G u s c h t, G u s c h t l ; Benedikt : B e n d o r; Blasius : B l a i s e ; Clemens : M ä n z o r ; Dominik : N i g g ä s ; Eduard : E d d e ; Erwin : W i e n o r ; Fabian : F a w e ; Florian : F l o r e ;Franz : F r o n z o r ; Ferdinand : F e r d e , F e r d l ; Fridolin : F r i d d l; Friedrich : F r i t z, F r i e d o r ; Gebhard : G e b b ä s ; Georg : S c h o r s c h , S c h e r s c h l , J ä r g l ; Heinrich : H o i n o r , H e i n i ; Hermann : M ä n n l ; Ignaz : N a z e , N a t z ; Isidor : I s s e ; Johannes : H o n s , H o n n ä s , H o n s l , H ä n s l ; Josef : S e p p , S e p p l ; Kilian : K i l l e; Konrad : K u n d o r ; Landolin : L o n d l ; Leonhard : L i n h a r d ; Leopold : L e b b o l d , B o l d e ; Ludwig : L u d d, L u d d l, L u i l ä, L u i j e, W i g g ä s ; Lukas : L u k k ä s; Martin : M a r d e, M ä r d l ; Matthias : M a d d ä i s ; Michael : M i c h l ; Otto : O t t l , O t z i g ; Paul : P a u l e ; Quirin(us) : Q u e r i n ; Sebastian : B a s c h d l , B ä s c h d l , B a s c h e ; Sigmund : S i g g ; Stephan : S c h t e f f ; Theodor : T h e d d o r , T e d d , T h e o ; Thomas : T h o m ä s ; Tobias : T o w e ; Valentin : V a l d i n , V ä l d e (V wie F gesprochen!); Vinzenz : V i n z o r ( V wie F gesprochen ! ) ; Wendelin : W ä n d l ; Wilhelm : W i l l ä m ; Zyriak : Z i r r e .
Christoph : S t o f f l ; Franz : F r o n z l ; Gustav : G u s c h d , G u s c h d l ;
Hieronymus : H i r o n e ; Karl : K a r l e ; Markus : M a r k s ;
Nikolaus : N i g g ä s ;Oswald : O s l ; Wilhelm : W i l l i ;
üblichen Abkürzungen beziehungsweise deren Variationen .
Es gibt aber sicher noch einige mehr, die wir halt übersehen haben. Wenn Ihnen, liebe Leser, weitere typische Vornamen einfallen sollten : Lassen Sie uns dies wissen! Denn wir ergänzen mit Ihrer Hilfe gerne noch diese Sammlung.
abe.
Apolonia : A b l o n e ; Balbine : B a l b i n ä ; Elisabeth : E l l i e s ;
Karolina : L i n ; Luise : L i s s ; Maria : M a r í e ; Veronika : K a l ä ( z. B. s’ g l o i K a l ä vumm Ewwordorf oder d’ H o i n o r i c h s - K a l ä (gegäniwwor vumm Pfarrgässl). Deren beider Taufname war tatsächlich „Veronika” ) ; Seraphina : S e r a p h ;
Bei uns in Malsch war es früher oft üblich, manche Sippen über Generationen hinweg mittels Vornamen eines bedeutenden oder „markanten” Vorfahren zu kennzeichnen. In diesem Rahmen ist es so gut wie unmöglich, alle derartigen Sondernamen aufzuzählen und zu beschreiben. Beschränken wir uns also auf einige wenige, dafür aber ganz typische Familiennamen, die eigentlich gar keine sind, weil sie sich ja sehr oft nur auf einen „Vor”-Namen beziehen :
s’ Londls : Eine weit verzweigte Verwandtschaft, älteren Malscher Leuten heute noch sehr wohl bekannt! Wir wissen : Der Stammvater hieß L a n d o l i n .
s’Männls : Hier sind wir inzwischen schon nicht mehr sicher, ob sich diese Bezeichnung von einem „Hermann”, wie wir bisher annahmen, ableitet, o d e r ob man einer Anekdote aus dem vorletzten Jahrhundert mehr Glauben schenken soll ! Danach fiel ein Malscher Soldat in seiner Kompanie ob seiner geringen Körpergröße beim Exerzieren immer wieder auf, weshalb er auch von seinen Vorgesetzten oft als das “kleine M ä n n l” angesprochen wurde.
Alle M ä n n l s vunn M a l s c h sind hiermit jetzt gebeten, uns bei der Klärung des wahren Ursprungs ihres Übernamens zu helfen !
s’Killes sind zwar keine weitverzweigte alte Malscher Großfamilie, aber ganz sicher den Älteren in Malsch noch sehr wohl bekannt , vor allem als J ä g e r und M e t z g e r . Ein Vorfahre hieß mit Sicherheit K i l i a n .
Ähnliches gilt sinngemäß auch für die Sippe der Q u e r i n ‘s (von Quirinus) wie auch für die B r o s s e s (ous dä Hohl ; von Ambrosius) und für die G e b ä s s ä (ous dä Huddlgass; von Gebhard). Von s’B ä n d o r s (von Benedikt) denken mir außer deren Eltern nur noch zwei Menschen : s’Bändors Flora und dä Bändor Honnäs ..
S’Doumäniggäsä lassen sich nach unserer Vermutung auf einen früher in Malsch sesshaft gewordenen Vorfahren mit Namen Nikolaus Daum (aus Völkersbach?) zurückführen.
Bis jetzt konnten wir noch nicht klären, ob sich Sippen-Namen wie s’Dullors , s’Dundls , s’Gundls , s’Hännors , s’Herichs , s’Mitschgäs , s’Säzors , s’Weißä , und ganz sicher noch ein paar weitere Alt-Malscher Sondernamen , ebenfalls von Vornamen ableiten lassen ! Wir bitten deshalb auch hier um Ihre Mithilfe.
s’ B ä n d o r s : Außer den Bändors in der Hauptstraße gab es früher auch noch den allseits bekannten R u w w l s -B ä n d o r.
s’ B l ä s s ä : Der Vater soll einen weißen Fleck in seinem Haar gehabt haben, was der Familie diesen Beinamen eingebracht hat.
s’ H a s ä m i c h l s : Dieser Name geht nicht, wie wir zunächst vermuteten, auf den Michael Reisenauer, den die älteren Malscher bestimmt noch gut gekannt und als Bassist in der Musikkapelle sowie als Sänger im Kirchenchor und beim MGV Konkordia erlebt haben. Denn niemand, (auch seine in Malsch lebenden Enkelkinder nicht,) kann bestätigen, dass besagter Michl zeit seines Lebens irgend etwas besonderes mit „Hasen” zu tun gehabt haben soll. A b e r : In der Ahnentafel der Reisenauer fanden wir mit Hilfe eines seiner Enkel, dass der Großvater des schon erwähnten Michl auch Michael geheißen hat. Es liegt also sehr nahe, dass diese Neben-Berufsbezeichnung auf den älteren Michael Reisenauer (1806 - 1870) zurückgeführt werden kann und sich so bis in unsere Zeit erhalten hat.
s’ H e r i c h s : Mehrfach hat man uns erzählt, dass einer der Vorfahren schwerhörig war und deshalb immer wieder bei Gesprächen zwischengefragt hat : Was h e r - i c h ?
s’ M ä n n l s : Dieser Name geht tatsächlich, wie schon angedeutet, auf einen Malscher Soldaten im 19. Jahrhundert zurück (, und nicht auf „Hermann“, wie von uns zunächst vermutet ) .
s’ Z i p f l s : Der uns noch bekannte „alte” Zipfel Karl D o l l saß in der Schule neben einem Mitschüler, der zum Vespern immer eine Wurst dabei hatte. Und da bettelte unser Karl immer wieder : Gib mor doch wännigschdäns änn Z i p f l vunn derä W u r s c h d. Daher dieser besondere „Ehrentitel“ !
Es ist schon eigenartig, manchmal sogar sonderbar, wie sich unsere Vorfahren bei der Benennung von Familien oder Sippen zu helfen wussten. Wenn es da mal schon keinen Menschen mit besonders typischem Vornamen, wie z.B. „Landolin” für die Londls, gab, dann half man sich halt mit F a r b e n oder B e r u f e n weiter. Als „Hilfs-Farben” boten sich hierzu insbesondere die Farben S c h w a r z , W e i ß und R o t an .
B e i s p i e l e :
S c h w a r z : dä N e g o r - S c h w a r z (Kunz Karl ; wegen der Häufigkeit dieses Namens amtlich geführt als “Johann-Sohn”!) ; dä Q u e r i n - S c h w a r z (Bechler Otto)
W e i
ß : dä B a
d o r - W e i ß ; dä H e r i c h s - W e i ß ;
R o t : dä H e r i c h s - R o t , dä R o t - M ä n n l , dä R o t - S e p p
War keine Einzelperson, sondern die ganze
Sippe gemeint, dann sprach man halt einfach zum Beispiel
vunns B a d o r w e i ß ä .
B e r u f e
wurden auch oft , mal dem Zunamen, mal dem Vornamen, aber auch mal dem Übernamen
zugeordnet .
B e i s p i e l e :
dä B e c h l o r - S a d d l o r / s’ B e c h l o r s a d d l o r s
dä B l e c h n o r - M a x / s’ B l e c h n o r m a x ä
s’ B r ä d d l s V r o n i k (ihr Vater war Schreiner = „ B r e t t l e r”)
dä D i e t z ä - B e g g / s’ D i e t z ä b e g g ä
d’ H o w w e l e s - F r ä n z e / s’ H o w w e l e s (ihr Großvater war dä Schreinor-Isse)
dä I h l e - W o n g n o r / s’ I h l e w o n g n o r s
dä K i h n ä - M e t z g o r / s’ K i h n ä m e t z g o r s
dä L o n g ä - S c h r e i n o r / s’ L o n g ä s c h r e i n o r s
dä M ä n n l s - K i e f o r / s’ M ä n n l s k i e f o r s
dä S c h m i d t s - T h e o , dä S c h n e i d o r - F a w e , dä S c h u s c h d o r - F r o n z, dä Z i m m o r - M o l o r u.a.
A u s n a h m e n : Nur Berufsbezeichnungen ! B e i s p i e l e :
dä N ä g g e l e (Vater des früheren Schlossermeisters Ihli war Nagelschmied) ,
s’ S c h n i e d o r s (Ahn war vermutlich ein aus dem Alemannischen zugezogener Schneider) ,
s’ W a l d m o i s c h d o r s , s’ W a s s o r l e s , und sicher noch einige andere !
Wissen sie noch ein paar mehr ? Dann sagen Sie es uns ! Wir sind für jeden Hinweis dankbar !
Abschließend dürfen Sie noch eine kleine Nuss knacken . Wissen Sie, wer das war ! ? :
s’ a l d ä - V o r r ä c h n o r - W i l h e l m s - O n n a ?? (Helfen könnten sicher Helene Jörger oder Heinrich Stöcklein .)
Wie der Name ja schon sagt, wurden solche Wörter besonders dazu gebraucht, um über jemand „Schimpf und Schande“ zum Ausdruck zu bringen. Oft wurden aber auch Strafen damit angedroht, zum Beispiel „ Biewl, du griegsch se noch!“ Manchmal war jedoch dahinter sogar ein heimliches Lob versteckt, besonders in Verbindung mit einem treffenden Adjektiv, zum Beispiel „ä gnitz Ludor“ oder ä hells Berschl“. Man darf also unsere Schimpfwörter nicht über einen Kamm scheren. Und deshalb versuchen wir, diese in drei Gruppen einzuteilen:
Leichter Tadeloft ironisch, nicht beleidigend, nicht verletzend, manchmal sogar verstecktes heimliches Lob. (Des sagt mor halt so .!)
Acheerle, Aff, Aldorle, Berschdl, Biewl, Dabbl, Däifl, Däihänggor, Derrwäddl, Dickkopf, Dingor(e), Doudorlä, Droddl, Dunedguud, Dunnorwäddl Dunnorweddor, Essl; Fläddorwisch, Glebborle, Gléffeerle, Gnitze, Gnitzor, Grebbfor, Greggsor, Grombä, Haschbele, Hämmglunggor, Hännsching, Hexäbessä, Immorich, Kaschborle, Kerle; Laggl, Lagousor, Linggädaddsche, Loddorle, Lousgrodd, Lousor, Ludor, Muschdor; Ongschdhas , Raddjee, Raiwor, Rupfl, Schlawinor, Schlaifseewl, Schlumbl, Schussl, Weddorhex, Wunnorfit, Zorniggl.
leicht beleidigend
manchmal sogar schon verletzend, also negativ (Mor moinds awwor ned so arg, wie s‘sich‘s oft oheerd!)
Armleichdor, Baggaasch, Beißzong, Bleedl, Bruddlor, Brunnäbutzor ‚
Daggl, Dallmä, Däbb, Daide, Daigaff, Drageelor; Erzdaggl, Fuuchdl, Gluufdämichl,
Glugg, Gousbäwwl, Goushänggor,
Groddäseggl, Haffäseggl, Haidaggl,
Hasäfuß,
Hex,
Hexäbessä, Hornochs, Hossäscheißor
‚ Hutsimbl, Jommorhohn,
Kamuffl,
Klatschbaas,
Kuhmoggl, Labborduddl, Laddsche,
Limml, Loddl, Lousbiewl,
Mehlfrau,
Molle,
Moulheld, Noochdeil, Nuss ,
Qgewwor, Olochs‚ Owwordaggl,
Quacksalwor,
Quadratladdsche,
Räddich, Rätsch, Räggämolle,
Rindsbeidl, Rinnviech, Ruddsnos,
Roubä, Sagg, Schbinnor, Schdrubbfor,
Schlabbädänglor, Schlabbäseggl, Schlädds,
Schlombor,
Schofseggl, Schoudä, Schwäddsor, Seggl, Simbl, Unikum,
Urviech,
Woudl, Wulor, Ziffor.
bewusst beleidigend
verletzend und ehrabschneidend . (Wämmor soebbäs iwwor ebbor sagt, nod isch‘s schu schlimm!)
Darüber hinaus gibt es aber noch eine weitere Gruppe von Schimpfwörtern, die jedoch so brutal, ja menschenunwürdig sind, dass wir sie einfach weglassen, auch wenn sie in unserer Zeit sogar im Fernsehen oft schon zu hören sind‚, wie zum Beispiel „A.loch“ und ähnliche! (So Wärdor nämmt än oschdännigor Mänsch schu gar nedd ins Moul!)
dies die „härteste“ Gruppe, weil man solche Wörter ja nur
in hochgradiger Erregung und unbändigem Zorn aussprechen kann. Und „Händel“ hatten unsere Vorfahren immer wieder, besonders mit ihren Nachbarn und manchmal auch mit ihren „lieben“ Verwandten! So
denkt es halt auch uns noch, die wir heute ja schon zu den „Alten“ gehören.
Wir beginnen wieder in alphabetischer Reihenfolge:
Gruppe c: Äwwor, Barg, Boggseggl, Boll, Bollä, Bolläloch‚ Bruuchkuh, Dagdieb, Daugenix‚ Draadschweib‚ Dräggsagg‚ Dräggschläidor‚ Dräggsou, Dräggschpatz, Ferkl, Frichdl, Furie, (dumme) Gons, Geizkragä, Giftscheißor, GIowwä, Gounor, Graddsbirschd‚ Großgosch, Großlabb, Gruschdl, Gurg, Hewwl, (bleedor) Homml, (bleedor, eländor, vorreggdor) Hund, Idjod, (dabbigor, bleedor, Sou-) Kerrle, Läddse(r), Liegäbeidl, (vorsoffäs) Loch, Lohmarsch, (närrischs, vorloggäs) Ludor, Lumb, Lumbäseggl, (liddorligs) Mänsch, Näffor, (bleede, dauwe, dumme) Nuss , (foule) Pfloonz, (scharfor, ughowwldor) Räddich‚ Räff, Ripp‚ Ross, Rossbollä, Rouschkuggl, Ruddsbu, Ruddsor; Saddon, Sakramändor, Schdinggor, Schlabb, Schlabbä ‚ (falsche) Schlong, Schlorbä, Soubonde, Soudäifl, Soukopf, Souhund.
Wenn man die Berichte in Lore Ernst’s „Geschichte des Dorfes Malsch“ u n d Wilhelm Wildemanns „Malscher Antlitz“ über die Entwicklung unseres Dorfes aufmerksam und kritisch gelesen hat, dann ist es doch einem sicher aufgefallen, dass es in früherer Zeit bei uns zunächst nur O b e r d o r f und U n t e r d o r f gegeben haben kann. Das waren also die Wohn-Viertel oberhalb und unterhalb der Kirche. So hießen diese Bezirke auch noch bis in unsere Zeit hinein, denn da gab es zum Beispiel in der Kirche St. Cyriak noch lange zwei streng getrennte Galerienseiten, nämlich eine für die Oberdörfler , und eine für die Unterdörfler .
Erst viel später wurden dann die den ursprünglichen Ortskern umgebenden „Viertel“ In dä Hohl, s’Neidärfl, d’Bohofschdroß, Om Fischweior, d’Nei Olag und noch viel später erst d’Siedlung zu „jungen“ Wohnvierteln unserer Gemeinde. Was dann nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Wohnungssektor explosionsartig noch geschah, ist für uns alle ja noch erlebte Gegenwart. Denken wir nur an den damaligen Beginn mit der „Neuen Heimat“ im Hänfig und an viele in letzter Zeit nach und nach erschlossene Neubaugebiete auf unserer Gemarkung ! Und dies nicht nur im Kernort, sondern auch in allen Ortsteilen, also auch in Sulzbach, Völkersbach und Waldprechtsweier.
Die Namen der alten wie auch der neueren Viertel unseres Ortes haben alle irgend einen Bezug zu ihrer Lage, zu ihrer Umgebung.
Ganz anders dagegen erging es im Laufe der Geschichte den Straßennamen unserer Gemeinde. Ja wenn doch diese nur selber erzählen könnten, wer sie - warum auch immer - grad so zu benennen pflegte, wie es dem jeweils herrschenden Zeitgeist beliebte.
Versuchen wir, wenigstens einigermaßen zeitgerecht, ein bisschen Licht in das Durcheinander, das unsere Straßen immer wieder still ertragen mussten, zu bringen.
Früher war dies ja relativ einfach ! Da gab es nicht viele Straßen ! Jetzt überlege man doch mal, warum es in Malsch eine wichtige Zufahrtsstraße gab, die bis in unsere Zeit hinein, zumindest bei den „alten“ Malschern, nur d’Alt Schdroß geheißen hat ! Das war die Straße vom nördlichen Ortseingang, also von Ettlingen her, bis zur ehemaligen Kelter beim Gasthaus „Kaiser“. Sicher eine ganz bedeutende Straße, ein Teil der uralten VIA AURELIA der Römer, die den Norden mit der Römerstadt Baden-Baden verband. Da ist es doch sicher kein Zufall, dass diese Straße, durch unser Dorf führend, auch Römerstraße genannt wurde und ( wenigstens auf einer Teilstrecke ) bis heute noch so heißt! Ab Dorfausgang wird sie immer noch (sinngemäß) Heerweghohl genannt!
Erst später kam dann die das Ober- mit dem Unterdorf verbindende Straße , unsere heutige Hauptstraße, dazu. Von diesen beiden Straßen, die eine von Nord nach Süd, die andere von West nach Ost führend, gingen dann nach und nach eine ganze Reihe kleinerer Sträßchen, besser Gässchen genannt, aus, die sehr oft auch über die Hügel unserer Vorbergzone führten und daher halt den Zusatz Buckel (statt Gasse) bekamen.
Im Folgenden wollen wir uns zunächst diesen Gässchen und Buckeln unseres Dorfes zuwenden. Zum besseren Verständnis ihrer oft geänderten Namen und Bezeichnungen scheint es uns aber notwendig, wenigstens auf zwei wichtige Daten solcher „Veränderungen“ hinzuweisen
18. Mai 1931 : Der Gemeinderat beschließt e i n s t i m m i g , 45 S t r a ß e n von M a l s c h neu zu benennen. (Wobei man lobenswerterweise aber versuchte, g u t e a l t e S t r a ß e n n a- m e n möglichst zu erhalten. Dies geschah also noch kurz vor der „Hitlerzeit“!)
(2)
8. Februar 1936 : „Aufgrund einer Entschließung des Bürgermeisters Hornberger, welche die (damaligen) Gemeinderäte einmütig begrüßten, wurden in Malsch (teilweise) neue Straßen-Bezeichnungen und Numerierungen eingeführt“. Der Zeit entsprechend wurden die Straßen meist nach politischen Größen und berühmten Offizieren, aber auch nach einigen Dichtern und Musikern benannt.
Dabei hatten aber ein paar Straßen das „Glück“, von einer Umbenennung verschont zu bleiben, wie zum Beispiel die Römerstraße.
Wir wollen nun beschreiben, welchen Änderungen, oft Vergewaltigungen, die meisten Straßen in Malsch an diesen beiden denkwürdigen Daten unterworfen wurden.
Bei der nun folgenden Beschreibung nennen wir an erster Stelle , soweit möglich , die alten „historischen“ Benennungen, wie zum Beispiel d’Huddlgass , an zweiter Stelle dann die 1931er Namen, dann folgen die fast durchweg „politischen“ Straßen-Namen von 1936 und zuletzt die heute gültigen Namen der Ortsstraßen, in dieser Betrachtung natürlich nur die vom alten Ortskern.
Da Malsch von alters her mitten in der Vorbergzone lag, ging es bei uns schon immer recht buckelig zu. Und deshalb wenden wir uns zunächst den Wegen über diese Malscher Buckel, bei uns B i g g l genannt, zu.
D ä S o u b u g g l
Manche Befragte vermuteten, dass diese Bezeichnung irgend etwas mit dem Souhirt aus früherer Zeit zu tun haben könnte. Doch versicherten mir letzendlich einige Malscher „Urgesteine“ übereinstimmend und glaubhaft, dass dieser kräftige Ausdruck ganz einfach daher kommt, weil der Weg über diesen Buckel vor allem für Fuhrwerke sau-mäßig steil war (und noch ist ! ) .
1931 : Schützenstraße ( von der Waldprechtsstraße über die „Stäffele“ bis zur Muggensturmer Straße ; 1936 : Lorettostraße ; 1945 : wieder Schützenstraße.
D ä K i e r o i b u g g l
Der alte Name für dieses kurze Wegstück ab der ehemaligen Totenbrücke bis zum Gasthaus Lamm soll darauf zurückzuführen sein, so meinen alte Malscher, dass sich um die nahe Kirche herum der Friedhof befand, auf welchem die Verstorbenen in einem Sarg aus Kiefernholz, bei uns früher Kieholz genannt, bestattet wurden. In diesem Zusammenhang fällt mir jetzt spontan eine dazu passende Redensart meines Großvaters Schindler Seppl ein, wie er oft in seinen alten und kranken Tagen sagte : Jetz gehts ball dä Kieholzbuggl nuff !
1931 : Teil der Friedhofstraße ; 1936 : Richthofenstraße ( von Gasthaus Lamm bis Bildstöckle); 1945 : wieder Friedhofstraße .
D ä L e e r b u g g l
kam daher, dass dieser Weg zum Gewann Leer führte. Eine andere Deutung konnten wir nicht finden.
1931 : Leerstraße ; 1936 : S a a r s t r a ß e ; 1945 : wieder Leerstraße .
D ä K r o n ä b u g g l
führte vom Gasthaus Krone über den dahinter beginnenden Buckel bis zur späteren Friedrichstraße. (3
1931: Kronenstraße ; 1936 : Goethestraße ; 1945 : wieder Kronenstraße.
Der Name „Goethestraße“ wurde dann erst viel später wieder einer neuen Straße draußen im Hänfig „verliehen“.
D ä S c h w o n ä b u g g l
führte vom Gasthaus Schwanen ebenfalls über den dahinter liegenden Buckel bis zur Friedrichstraße.
Er erhielt zusammen mit dem ebenen Teilstück davor seit 1931 über 1936 bis heute den Namen Kreuzstraße.
D ä S c h p i d a l b u g g l
war das buckelige Teistück der Straße zum Ortsausgang Richtung Muggensturm. An ihm lag bis in unsere Zeit hinein das Malscher Spital, in den letzten Jahren seiner Existenz auch Geburtshaus für viele junge Malscher.
Spätere Namensgebungen erhielt dieser Buckel dann zusammen mit der an ihm vorbeiführenden Straße : 1931 : Muggensturmer Straße ; 1936 : Otto Weddigenstraße ; 1945 : wieder Muggensturmer Straße.
Unsere alten M a l s c h e r G a s s e n
Fangen wir, von Westen kommend, mit der ersten größeren Gasse an , mit der
W e i d g a s s
Sie ist vermutlich die jüngste der Altmalscher Gassen, entstand also erst in einer Zeit, wo Malsch sich nach allen Richtungen auszudehnen begann. Daher wurde sie sicher auch breiter, also weiter angelegt als ihre älteren „Geschwister“. Und so wurde sie schon früher W e i t e G a s s e , in Mundart d’Weidgass genannt.
1931 : Weitstraße ; 1936 : Wilhelm Gustloffstraße ; 1945 : Weite Straße .
d’ O m b o r d s g a s s
gehört zu den ältesten Malscher Gassen. Sie hat diesen Namen laut Lore Ernst daher erhalten, weil der in der Adlerstraße tätige Schmied Georg Ambach in diesem Viertel mehrere Grundstücke besessen hat, und da hinein nach und nach einige Häuser, vor allem von seinen Nachkommen, gebaut wurden . (Einer davon war der Schäfer Johannes Hirth, weshalb dieses Areal heute manchmal auch noch „Hirthenhof“ genannt wird).
Im Volksmund wurde im Laufe der Zeit aus A m b a c h dann A m b e r t und aus der Gasse dorthin dann d’ Ombordsgass.
1931 : Fasanenstraße ; 1936 : Bismarckstraße ; 1945 : wieder Fasanenstraße .
d’ S t e r n ä g a s s
erhielt ihren Namen (ähnlich wie einige andere Gassen) vom Gasthaus Sternen, woraus man schließen kann, wie wichtig schon früher für die Malscher die Wirtschaften waren !
Zusammen mit dem Schwonäbuggl hieß sie über die Zeiten hinweg, also von 1931 bis heute, immer Kreuzstraße.
s’ O c h s ä g ä s s l (4)
existiert heute nicht mehr, war früher aber (bis etwa 1950) ein gern benutzter Fußweg von der Hauptstraße zum Gasthaus Ochsen, der heutigen Volksbank.
d’ E r n g a s s
könnte doch diesen Namen von E r n = E r n t e ableiten. So dachte ich, und so dachten auch viele der befragten Gassenbewohner. Aber w a r u m konnte mir niemand sagen ! Dann aber brachte mich der 90 jährige Malscher Hubert Kühn doch noch auf die richtige Spur : Seine Eltern hatten da oben einen „guten“ Acker, viel ertragreicher als die Sandäcker auf der Hardt ! Und deshalb wurde früher auf dem Gelände hinter der Erngass bevorzugt Getreide aller Art, meist Weizen und Roggen, angebaut. Und weil die Gasse dahin der einzige Zugangsweg für Fuhrwerke war, erhielt sie im Volksmund den oben genannten, aber auch treffenden Namen (mit Betonung auf Gáss !).
1931 : Blumenstraße ; 1936 : Tannenbergstraße ; 1945 : wieder Blumenstraße,
d’ K e s s l g a s s
dagegen bereitete bei der Deutung des Namens überhaupt keine Schwierigkeiten. Diese Gasse liegt wie in einem Kessel zwischen zwei Hügeln unserer Vorbergzone. Und daher erhielt sie auch seit altersher diesen ihren Namen
1931 : Kesselstraße ; 1936 : Langemarckstraße ; 1945 : wieder Kesselstraße.
d’ H u d d l g a s s
ließ mich auch eine Weile zappeln! Doch da half mir eine 90 jährige Malscherin, Veronika Doll, weiter : „Für diesen Namen gibt es zwei Gründe !“, sagte sie. „Zum einen waren früher die Grundstücke da oben nicht ordentlich eingeteilt, also arg vorhuddlt . Zum andern aber hat es in dieser Gegend auch oft gehext, gesponnen ! Und wo gesponnen wird, da gibt es doch auch Schpinnähuddlä ! Daher also hat unsere Gasse diesen seltsamen Namen ! “
1931 : Teil der Rosenstraße ; 1936 bis heute : Hebelstraße .
So viel zu den bekanntesten Gassen in Alt-Malsch !
Wissen Sie noch einige andere ? Sagen Sie es uns. Wir werden dann ihrer Geschichte und ihren besonderen altmalscher Namensgebungenen gerne auf den Grund gehen.
Abschließend wollen wir dann auch noch betrachten, welchen Irrsinn viele der übrigen Malscher Straßen, insbesondere anlässlich der Aktion 1936 ertragen mussten
Malscher S t r a ß e n
Fangen wir , wieder von Westen her kommend, am Ortseingang an.
Der frühere Biedinger (Bietigheimer) Weg erhielt 1936 den offiziellen Namen Zeppelinstraße und wurde einige Zeit nach 1945 in Benzstraße umbenannt.
Die heutige Bahnhofstraße hieß auch schon vor 1931 Am Fischweier, wurde aber ab 1936 zur
Hemann Göringstraße, wobei die rechts abgehende kleine Seitenstraße den Namen „Am Fischweier“ aber behalten durfte! Nach dem Krieg wurde sie dann wieder in Bahnhofstraße umbenannt.
Die heutige Hauptstraße erlebte im Laufe der Zeit auch einiges an Änderungen !
Sie hieß ja schon früher ab Bahnübergang bis Ortsausgang
Richtung Freiolsheim Hauptstraße, wobei das Teilstück von Linde bis Adlerbrücke im Volksmund aber trotzdem „Bohofstroß genannt wurde. 1936 wurde diese West-Ost-Verbindungsstraße in ihrer ganzen
Länge in Adolf Hitlerstraße umbenannt. Nach Kriegsende erhielt sie dann wieder ihren ursprünglichen Namen Hauptstraße. 1967 wurde dann im Zuge der Partnerschaft mit Sézanne das Teilstück
Linde-Adlerbrücke in Sézanner Straße umbenannt. Dadurch begann dann die Hauptstraße erst ab der früheren Adlerbrücke. Und dadurch erhielten die Häuser in der Hauptstraße halt drei Mal
verschiedene Hausnummern. So hatte zum Beispiel unser Elternhaus gegenüber der Eintrachtbrücke bis 1936 die Hausnummer 214, danach dann 157, und seit
1967 die Nr. 53 !
Ganz so kompliziert erging es den noch folgenden Beispielen an Straßennamen-Änderungen in Malsch aber doch nicht. Hier nun in aller Kürze deren Namens-Schicksale :
1931 bzw. nach 1945 1936 bis 1945
N e u d o r f s t r a ß e H i n d e n b u r g s t r a ß e
A d l e r s t r a ß e M a c k e n s e n s t r a ß e
Verl. W e i t e s t r a ß e Dr. J o s e f G ö b b e l s s t r a ß e
A m t f e l d s t r a ß e A l b e r t L e o S c h l a g e t e r s t r a ß e
S u l z b a c h e r S t r a ß e H o r s t W e s s e l s t r a ß e
S t u r m s t r a ß e L i t z m a n n s t r a ß e
N ä c h s t e n b a c h s t r a ß e R o b e r t W a g n e r s t r a ß e
W a l d s t r a ß e R u d o l f H e ß s t r a ß e
F r i e d h o f s t r a ß e R i c h t h o f e n s t r a ß e
M u g g e n s t u r m e r S t r a ß e O t t o W e d d i g e n s t r a ß e
R o s e n s t r a ß e H e r b e r t N o r k u s s t r a ß e
E i n e r ü h m l i c h e A u s n a h m e aber darf nicht unerwähnt bleiben :
Unsere heutige R i c h a r d - W a g n e r - S t r a ß e .
Früher wurde dieser Weg , zumindest ab der Muggensturmer Straße, nur d’ H o h l genannt . Ab 1931 wurde sie dann amtlich Luisenstraße , um 1936 letztendlich ihren heute noch gültigen Namen Richard- Wagner-Straße zu erhalten.
Einige der weiteren „politischen“ Namensverleihungen ab 1936 haben wir ja schon beim Beschreiben unserer alten Malscher Biggl und Gassä kennengelernt, so zum Beispiel die Wilhelm Gustloffstraße , Bismarckstraße , Tannenbergstraße , Langemarckstraße und Lorettostraße. Dass bei diesem Straßentheater damals aber auch einige große Dichter und Musiker zu Ehren kamen, wollen wir auch nicht vergessen !
(6
Doch die ganz alten Straßennamen leben immer noch ! Wenn (auch heute noch) ein Fremder zum Beispiel sich nach dem Weg zur Fasanenstraße , Schützenstraße oder Hebelstraße erkundigt, dann stößt er oft auf (erstaunliches) Nachdenken, manchmal sogar auf Unwissen. Hätte er doch gleich nach der Ombordsgass , dem Soubuggl oder der Huddlgass gefragt ! Da hätte er, zumindest von älteren Malschern, bestimmt, ohne jedes Zögern, gleich die richtige Antwort bekommen !
Tradition bedeutet ganz allgemein nicht nur Ü b e r g e b e n , sondern vor allem E r h a l t e n und B e w a h r e n von wertvollem A l t e n !
So hoffen nun auch wir, dass es uns gelungen ist, mit diesem Beitrag wenigstens ein Stück Alte Malscher Tradition erhalten und weitergegeben zu haben
Im Bericht über dieses Thema haben wir nun ausführlich, so meinen wir, über spezielle Malscher „alte“ Namen für unsere Bückel, Gassen und Straßen informiert.
Dabei ist sicher auch aufgefallen, dass einige Straßen ihre Namen gleichsam wie Wegweiser zu den umliegenden Ortschaften erhalten haben, so zum Beispiel die Sulzbacher Straße, die Muggensturmer Straße und die Freiolsheimer Straße.
Ganz ähnliche Funktion erhielten aber schon seit alters her auch einige Wege durch unsere Malscher Felder. Und darüber wollen wir jetzt noch ein bisschen nachdenken.
Fangen wir beim Bahnübergang an
Dort begann beim früheren Gaswerk ein breiter Feldweg in Richtung Bietigheim. Also erhielt er auch den Namen Bietigheimer Weg , in unserer Mundart Biedingor Weg genannt, und dies einfach deshalb, weil er der kürzeste Verbindungsweg nach Biedingä , manchmal auch Biedjä genannt, war.
Aus demselben Grund erhielt der Weg Richtung Durmersheim halt auch den Namen Durmorschor Weg.
Ganz ähnlich erging es einigen weiteren Feldwegen in nordwestlicher Richtung : der eine Richtung Mörsch war dä Merschor Weg , und der Richtung Daxlanden sinngemäß dä Daxlännor Weg
Solche mundartlichen Wege-Namen wurden auch oft auf die an ihnen liegenden Äcker übertragen. So denkt mir noch ganz gut, dass unsere Eltern da draußen auf der Hardt vor der letzten großen „Flurbereinigung“ auch einen Acker hatten. Und der hieß bei uns einfach nur dä Daxlännor Weg.
Über Sinn und Bedeutung der vielen Malscher Flurnamen kann man ja in Lore E r n s t ‘s Buch „ Die Geschichte des Dorfes Malsch “ (ab Seite 529) nachlesen .
Im folgenden Beitrag wollen wir dann die mundartlichen Namen der unseren Heimatort Malsch umgebenden Ortschaften etwas näher betrachten .
Zwischendurch aber noch eine Bitte : Gell , beim Lesä immor drodänggä : (7)
e klingt wie ein helles, „normales ä“ (z. B. E r n = Ernte)
ä klingt wie ein etwas „zusammengedrücktes ä“ (z. B. hä-ä = nein)
o klingt wie ein etwas „zusammengedrücktes o“ (z. B. o joh ? = ach ja ?)
Wir sagen Malsch, aber mit einem lang gesprochenen a, Fremde (Främme) dagegen sprechen oft ein kurzes a, so dass es wie mit zwei l geschrieben klingt, also fast wie „Mallsch“ !
Uns selber bezeichnen wir als „Malschor“ , manchmal hört man aber auch „Mälschor“.
Nördlich vom Hauptort liegt Sulzbach, in Schriftdeutsch wie auch in Mundart gleich geschrieben, weil es ja auch „gleich“ klingt !
Droben auf dem Berg liegt Völkersbach , bei uns unten gesprochen wie Velgorschbach . Die Völkersbächer sprechen sich selber aber wieder ein bisschen anders aus !
Südöstlich vom Zentrum liegt Waldprechtsweier, in Mundart (fast gleich wie Schriftdeutsch )
als Waldbrechtsweior ausgesprochen. Die Menschen dort sind für uns Waldbrechtsweiormor. Zwischen Völkersbach und Waldprechtsweier, droben auf der Höhe, liegt Freiolsheim , bei uns Freilsä , und seine Bewohner Freilsormor genannt.
Fast in südlicher Richtung von Malsch liegt Muggensturm . Wir sagen Muggäschdurm , und die Leute dort sind für uns Muggäschdermor.
Südwestlich von uns liegt Ötigheim, durch seine Edjor Volksschauschbiele ein sehr bekannter Ort ! Sie selber nennen sich hochdeutsch E d i g h a i m , in Mundart aber ,wie wir auch, Edjä , manchmal aber auch Edingä .
Ähnliches gilt auch für das nah gelegene Bietigheim, bei uns und auch von seinen Einwohnern Biedjä , manchmal aber auch Biedingä genannt.
Etwas westlich davon liegen die Rheinorte Elchesheim und Illingen . Die Menschen dort nennen ihre Dörfer aber Ellixä beziehungsweise Iliä .
Über Durmersheim, Mörsch und Daxlanden haben wir ja schon bei den „Malscher Feldwegen“ gesprochen. Bleibt nur noch der Wallfahrtsort Bickesheim (Teilort von Durmers-heim) besonders zu erwähnen. Für uns steht die dortige Wallfahrtskirche in Biggäsä !
Bruchhausen macht uns mundartlich keine Schwierigkeiten : Der Ort heißt für uns Bruchhousä , und seine Einwohner sind Bruchhäisormor .
Damit haben wir wohl (fast) alle Dörfer um Malsch herum erfasst. Unsere Liste ließe sich aber noch um manchen Ort erweitern, wenn ich zum Beispiel nur an Kubbänä und ein paar andere denke.
So hat halt jeder Ort, jedes Dorf, seine persönliche Eigenart, seinen besonderen Charakter. Und dies zu pflegen und zu erhalten sehen wir auch als unsere Aufgabe an !
Bei uns in Malsch haben wir entsprechend dem Zifferblatt von Zeiger-Uhren nur 12 „Stunden“, die von Mitternacht bis Mittag , und dann noch einmal dieselben , nämlich die von Mittag bis Mitternacht.
Halwor Sechse zum Beispiel kann dann sowohl 5.30 Uhr als auch 17.30 Uhr bedeuten.
Überhaupt lieben wir allgemeine, nicht besonders präzise Zeit-Angaben wie s’isch glei oins , oder s’werd glei zwai sei oder verdl drei oder halwor viere oder dreiverdl fimfe oder kurz vor dä sechse oder kurz noch dä siwwene oder kumm achde vorbei oder so ämmä neine romm oder geggä zehne oder (in früheren Zeiten!) s’läid schu elfe oder s’hadd grad zwelfe gliddä .
Noch etwas allgemeiner, großzügiger, sagen wir morgens oft s’isch schu widdor Zeid zum Uffschdeh, mittags s’isch ball Middag, abends jetz isch Feiorowäd und zur Nacht dann ...Zeid zum Schlofägeh .
Die Ziffern u n s e r e r Uhren heißen also oins , zwai , drei , viere , fimfe , sechse , siwwene , achde , neine , zehne , elfe und zwelfe.
Da
in früheren Zeiten ja kein Mensch während der Feldarbeit eine Uhr bei sich hatte, wussten sich unsere Vorfahren halt auf eine andere Art zu helfen :
Sie ließen ganz einfach die Glocken unserer Kirche zu bestimmten, wichtigen Tageszeiten ertönen , so zum Beispiel in aller Frühe, meist um sechs Uhr, das sogenannte Beddloggläidä. Gegen Mittag, wenn es also vor allem für Bauersfrauen höchste Zeit war, heimzugehen, um
das Mittagessen fertig zu kochen, s’Elfeläidä, um 12 Uhr dann s’Zwelfeläidä, aber mit der etwas tiefer klingenden Glocke, so als ob sie sagen wollte : Jetzt ist Zeit zum
Mittagessen, aber auch zum Beten des Engl des Herrn . Nachmittags um 16 Uhr erklang noch
einmal die kleinste Glocke, d’Viereglogg, um zu künden, es sei jetzt Zeit, draußen aufzuhören . Denn
daheim gab es ja noch genügend Arbeit im Stall und auch im Haus, bevor man sich dann endlich zum Abendessen oder zum Vesper in der Küche versammeln konnte. Wenn dann nach getaner Arbeit zu etwas
später Stunde, meist gegen 20 Uhr, zwei Glocken, zuerst die zweitkleinste, danach dann noch die kleinste (s’Dodägleggl) noch einmal erklangen,
war das nicht nur eine Aufforderung zum (gemeinsamen) Beten des „Engel des Herrn“, sondern oft auch
Zeit zum Schlafengehen, vor allem für die Kinder. Dieses Läuten nannten die Menschen wieder s’Beddloggläidä.
Das Läuten um 11 bzw. 16 Uhr war allerdings in der Winterszeit nicht üblich, weil es da ja auch nicht so notwendig war. Warum, kann man ja sicher gut verstehen.
So also war das früher bei uns in Malsch. Uns Älteren denkt das noch sehr gut ! Wir haben aber auch noch ein paar andere Erinnerungen aus dieser Zeit, die sich auch um unsere Glocken und um „Ereignisse “ um sie herum ereignet haben. Viele von uns waren ja Messdiener (Messbuwä) und hatten schon deshalb auch „handgreiflich“ viel mit Glocken zu tun.
Darüber haben wir ja schon im letzten Beitrag ein bisschen geplaudert. Vielleicht erzählen wir später einmal noch Einiges mehr aus diesen Erinnerungen .
Bei uns in Malsch haben wir entsprechend dem Zifferblatt von Zeiger-Uhren nur 12 „Stunden“, die von Mitternacht bis Mittag , und dann noch einmal dieselben , nämlich die von Mittag bis Mitternacht.
Halwor Sechse zum Beispiel kann dann sowohl 5.30 Uhr als auch 17.30 Uhr bedeuten.
Überhaupt lieben wir allgemeine, nicht besonders präzise Zeit-Angaben wie s’isch glei oins , oder s’werd glei zwai sei oder verdl drei oder halwor viere oder dreiverdl fimfe oder kurz vor dä sechse oder kurz noch dä siwwene oder kumm achde vorbei oder so ämmä neine romm oder geggä zehne oder (in früheren Zeiten!) s’läid schu elfe oder s’hadd grad zwelfe gliddä .
Noch etwas allgemeiner, großzügiger, sagen wir morgens oft s’isch schu widdor Zeid zum Uffschdeh, mittags s’isch ball Middag, abends jetz isch Feiorowäd und zur Nacht dann ...Zeid zum Schlofägeh .
Die Ziffern u n s e r e r Uhren heißen also oins , zwai , drei , viere , fimfe , sechse , siwwene , achde , neine , zehne , elfe und zwelfe.
Wie rufen wir einander zu, wenn wir uns, beziehungsweise die Angesprochenen, an verschiedenen Stellen eines Hauses befinden oder gerade aufhalten ?
Beispiel 1 : Ich befinde mich im 2. Stock und der Angesprochene im 3. Stock .
Ich: komm mol runnor zumor! Er: Ja, ich komm nunnor zudor. Nach einer Weile dann:
Ich: Kommsch jetz ball rabb ? Er: Ja, ich komm jo glei nabb! Nach kurzer Zeit dann wieder
Er: Du kinnschd jo au zumor ruffkommä! Dann ich: Gud; nod komme hald nuff zudor!
Droben angekommen, bin ich dann d(r)owwä beiäm, vorher war ich d(r)unnä im erschdä Schdogg
Soviel also zu nuff unn nunnor, rabb unn nabb, ruff, d(r)owwä unn d(r)unnä, in Schriftdeutsch : hinauf und hinunter, herab und hinab, herauf , droben und drunten.
Beispiel 2 : Nachbar A unterhält sich mit Nachbar B .
A: Du, waisch schu s’Neischde? B: Hä-ä ! Awwor konsch mors jo vorzehlä! A: Iwwor d’Schroß geht des hald nedd gud ! B: Ha nod kommsch hald riwwor zumor ! A: Gud, ich komm niwwor, awwor nedd long. B denkt für sich : Bessor, er vorzehlt mor ebbäs hiwwä bei mir wie diwwä bei ihm! Und dann wird erzählt und erzählt! Omm Änn (Ende) sagt dann A zu B : Jetz muse dor awwor noch ebbäs zaigä. Komm mol mit mor niwwor zu mir. Und so endet diese Kurzgeschichte nicht hiwwä bei B, sondern diwwä bei A .
Soviel also zu riwwor unn niwwor, hiwwä unn diwwä,
in Schriftdeutsch :
herüber und hinüber, hüben und drüben .
Beispiel 3 : 2 Personen suchen einander , der eine „droben“ , der andere „drunten“ .
A: Kerrle, wu bisch dänn ? B: Ich bin dohowwä uffm Schbeichor. Wass willsch dänn vunn mor ? Unn wu bisch dänn du iwworhaupt ? A: Ich bin dohunnä im Kellor ! B: Gud, ich komm glei zudor nunnor. B: Also komm jetz runnor zumor !
Soviel also zu dohowwä unn dohunnä , nunnor unn runnor ,
in Schriftdeutsch :
hieroben und hierunten , hinunter und herunter .
Finden jedoch ähnliche Gespräche zwischen drinnen (drenn) und draußen (drousä) statt, dann ergeben sich dabei halt auch folgende entsprechende Mundart-Wörter:
dohinn / dohousä oder rei / rous oder näi / nous .
Beispiel 4 : Ganz kurz : Mänsch isch des ä Her unn No !
In Schriftdeutsch :
Mensch ist das ein Hin und Her !
Gell, unsore Mundart isch schu wass Aigäardigs ! (Unn gar nedd leichd zu vorschdeä!) EN
Die üblichen Kalenderjahreszeiten Frühling , Sommer , Herbst und Winter gibt es ja in aller Welt , sind also gar nichts Besonderes . Bei unserer Betrachtung aber wollen wir diese zunächst unter dem Aspekt der Bäuerlichen Arbeit im Ablauf eines Jahres , dann aber vor allem unter dem Einfluss auf Kinder, vor allem auf Schulkinder , sehen . Denn gerade da hat sich gegenüber „heute“ doch so manches verändert . Beginnen wir zunächst in aller Kürze mit dem bäuerlichen Jahr .
„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“ , so sagt ein altes Volkslied . Das heißt aber nicht, dass die paar Großbauern und die vielen Landwirte in der Zeit davor nichts zu tun gehabt hätten . Selbstverständlich war Feldarbeit den Winter über so gut wie nicht möglich . Um so mehr musste während dieser relativ ruhigen Phase eifrig dafür gesorgt werden, dass das „ Gschirr“ wieder alles in Ordnung gebracht ist . Da hatten vor allem auch die vielen in Malsch tätigen Schmiede einiges zu tun . Die Männer waren im übrigen häufig den Winter über im Holzmachä , sei es, um ein paar Groschen nebenbei zu verdienen, oder aber auch, um sich selbst für die kommende kalte Zeit mit Brennmaterial zu versorgen .
Der Frühling , die Zeit um Ostern herum , war dann die Zeit des Aufbruchs, des Zackerns, des Einsähens , des Pflanzens und Setzens . Den Sommer kann man als die Periode des Wachsens , des Reifens , des Werdens bezeichnen . Im Herbst endlich konnte geerntet werden , was bis dahin nicht schon während des Sommers in Scheuer und Speicher eingelagert war , wie zum Beispiel Heu und Getreide. Dann endlich im Winter durfte wenigstens ein bisschen ausgespannt werden , sozusagen als Lohn für die harte Arbeit das Jahr über . Diese Zeit wurde früher von unseren Müttern und Großmüttern dann ausgiebig genutzt zum Stricken, vor allem von Männersocken, Frauenstrümpfen , Pullovern und noch so manchem Brauchbarem !
Mehr über das bäuerliche Leben zu erzählen überlasse ich gern anderen Menschen , denn in unserer Familie gab es außer einem Hausschwein, zwei Ziegen und ein paar Hühnern und Hasen ja keine „Großtiere“, somit waren wir auch keine „Landwirte“ . Also kann ich darüber aus eigener Erfahrung fast nichts berichten .
Doch wie es uns als Kinder , besonders als Schulkinder , das Jahr über ergangen ist , das weiß ich sehr wohl! Gab es doch zu ganz bestimmten Zeiten im Jahresablauf für uns Kinder „Schulferien“! Ferien ? Freizeit ? Erholung ? Ausruhen ? Faulenzen ? O jee !
Zwei rühmliche Ausnahmen will ich zunächst erwähnen : Die schulfreie Zeit um Weihnachten und Ostern herum . Diese Tage hatten den Namen „Ferien“ wahrhaftig verdient ! Doch gemessen an den anderen Ferienzeiten des Jahres waren dies nur wenige Tage , halt ums Weihnachtsfest und Ostern herum . Alle anderen Ferientermine wurden so gut wie nicht im voraus festgelegt , waren sie doch immer vom jeweils gerade herrschenden Wetter abhängig . Wie man dies verstehen soll ? Die Namen der einzelnen Ferienzeiten verraten da einiges : Meist um Pfingsten herum gab es ein paar Tage Hai-Feriä . Im Hochsommer , also zur Haupterntezeit für Getreide aller Art , folgten dann etwa drei Wochen lang die Ern-Feriä , und etwas später dann noch einige schulfreie Tage für die Ohmäd-Haiäd . Mitten im Herbst , zur Zeit der Kartoffelernte , gab es noch einmal besondere Grumbierä-Feriä . Endlich im Dezember bekamen wir Kinder dann „richtige“ Ferien , nämlich echte „f r e i e“ Tage über Weihnachten und Neujahr .
Das Wort SCHULFERIEN war also für uns Kinder meistens gleichbedeutend mit s e h r f r ü h a u f s t e h e n , m i t h e l f e n , m i t s c h a f f e n und nicht ausruhen , ein bisschen faulenzen , sich erholen ( , was wir ja auch notwendig gehabt hätten ) .
Könnt Ihr , liebe Leser/innen , nun auch verstehen , warum unsere Ferien im Voraus zeitlich nicht festgelegt werden konnten ? Sie waren doch fast immer vom Wetter und Reifezustand der Feldfrüchte abhängig . Dazu kam noch , dass „Kinderarbeit“ , natürlich altersgemäß , in unserer Jugendzeit eine Selbstverständlichkeit war ! Auch für die wenigen , die nicht in einer bäuerlichen Familie aufgewachsen waren , so wie ich ja auch. Gab es doch in jeder Sippe genügend Onkels und Tanten , die in solchen Saisonzeiten auf unsere Mithilfe geradezu warteten . Und wir halfen ja auch gern , bekamen wir doch immer wieder am Erntedankfest ein kleines Geschenk als Lohn .
So oder so ähnlich liefen für uns Kinder damals „unsere“ Jahreszeiten ab , heute kaum mehr zu verstehen ! Und doch waren und sind auch jetzt noch damit viele , meist gute Erinnerungen verbunden . Gerade in der nahenden Weihnachtszeit denken wir sogar gern an unsere Jugendzeit zurück , wenn sie auch manchmal hart war . Und Ihr , die Jungen von heute , vergesst über Eurer auch nicht leichten Zeit , unser Leben in früheren Jahren wenigstens etwas zu verstehen .
Was Malscher Glocken im Tages- und Jahresablauf so alles künden Interessant ist sicher auch hier ein Vergleich zwischen früher und heute. Und da es in Malsch „früher“ ja nur die St.Cyriak-Kirche (neben der Peterskapelle auf dem Friedhof) gab, beschränken wir uns im Folgenden auch nur auf das Läuten von St.Cyriak. Über die Geschichte des Geläutes dieser Kirche kann man einiges in Wilhelm Wildemanns Buch „MALSCHER LEBEN“ nachlesen. In erster Linie, so meinen wir, dienen Glocken vor allem zum Läuten bei Gottesdiensten. Da gab und gibt es heute immer noch Erschdmol-Läidä , dann eine Viertelstunde später s’Zommäläidä , (meist dreistimmig, an hohen Festtagen auch vierstimmig ) , in Messen dann s’Wondlungsläidä . Früher hat es sogar noch zum Seggä gliddä . Über das Beddlogg- und Zwelfeläidä werden wir uns demnächst bei den „Malscher Uhrzeiten“ unterhalten. Darüber hinaus hatten und haben aber auch heute noch Glocken eine ganz andere, wichtige Funktion : Bei Todesfällen waren sie für jedermann eine schnelle Nachrichtenquelle, dass da irgendwo jemand verstorben war . Denn dann litt es Schaidlogg , zuerst mit dem Dodägleggl, der Elisabethglocke, allein, eine Weile später dann noch zusammen mit der etwas tiefer klingenden Glocke, der Marienglocke . Bei zwei Todesfällen hat es halt auch zweimal gelitten . (Schlaue Menschen wollen sogar aus der Länge des Läutens herausgehört haben, wie „fromm“ die Verstorbenen gewesen seien) . Anlässlich der Beerdigung hat es dann eine Viertelstunde vor Beginn der Zeremonie mit der Elisabethglocke glängt . Den letzten Weg des Toten zu seinem Grab haben dann drei Glocken, die Elisabeth- , Marien- und Konradsglocke traurig und doch feierlich begleitet. Und dazu durfte dann auch das silberne Glöckchen der Peterskapelle erklingen. Dieses Totengeläute hatte und hat auch heute noch also nicht nur kirchlichen, sondern sehr wohl auch weltlichen Charakter. Nicht vergessen wollen wir das freudige, ja fröhliche Einläuten eines NEUEN JAHRES , das Silvesterläuten. Da jubelten alle vier Glocken, also auch die größte , die Cyriakusglocke , wie um die Wette . Das Einläuten zum Sonntag und zu besonderen Feiertagen im Kirchenjahr muss aber auch noch besonders erwähnt werden. Dazu läuteten und läuten auch heute noch alle Glocken den nahenden Sonntag (,aber auch kirchliche Festtage,) bereits am Tag zuvor um 16 Uhr (ämm Viere!) feierlich ein , froh und jubilierend, dass jetzt endlich nach vieler harter Arbeit der Tag des Herrn beginnen kann . Dieses Läuten hat seine Wurzeln schon seit altersher in der Tradition der Kirche, insbesondere aber auch der Klöster . Denn der Sonntag begann ja bereits mit der feierlichen Vesper am Vorabend des Sonntags (Sabbat der Juden) oder eines Festtages . Ich erinnere mich noch ganz gut, wie unser Großvater samstags beim Läuten dann ausrief : Kindor , s’läid in d’Sunnigshossä , jetz werd nix mäh gschaffd ! Und dann hockten wir im Sommer auf der Staffel, im Winter in der Stube ; und er erzählte uns alte Geschichten von früher . (Für ihn wie auch für Großmutter durfte dieser fröhliche Ausruf aber nicht so ganz gelten, denn das Vieh im Stall musste auch noch nach dem Einläuten zum Sonntag versorgt werden !) A b e r : Unsere Glocken hatten noch eine ganz andere, gar nicht fröhliche Aufgabe : Sie schrieen geradezu , wenn es irgendwo brannte, dringend Hilfe also erforderlich war. Und dies meist bei Nacht . Es gab doch keine Sirene ! So ist es also durchaus auch heute noch verständlich, wenn unsere Vorfahren bei solchem Läuten brüllten : s’läidt Schturm ! Dann hieß es vor allem für die Männer : Raus aus dem Bett und helfen, helfen, helfen ! Und dies ganz schnell, denn es gab damals ja noch keine motorisierte Feuerwehr. Zum Schluss noch eine Bitte an alle. die das Glockenläuten manchmal stört : Denkt daran, wie wichtig unsere Glocken vor allem in früherer Zeit waren . Seid froh, dass sie heute auch noch erklingen, nicht nur zum Lobe Gottes, sondern auch zur Freude (und manchmal auch zur Trauer) vieler Mitmenschen |
Die Resonanz auf den letzen Beitrag über unsere Malscher Glocken in St. Cyriak war so groß, dass wir uns nachträglich noch einmal überlegt haben, ob wir auch alles Berichtenswertes über sie aufgeschrieben und berichtet haben. Und dabei ist uns aufgefallen, dass wir zwar über das WARUM und WANN schon ausführlich geschrieben , über das WER und WO aber so gut wie kein Wort verloren haben . Und dies wollen wir nun in folgendem Beitrag noch nachholen .
Zum Beddlogg - , Erschdmol - , Elfe - , Zwelfe - , Viereläidä äm Wärdiggs wie auch zum Glänggä bei Beerdigungen war ja nur eine Person erforderlich . Und dies war in aller Regel der Mesner oder seine Frau . Große Ausnahme : die Ferienzeiten . Denn da halfen wir etwas größeren Messdiener dem Mesner gern aus, bekamen wir doch von ihm für jeden Läuteeinsatz ein paar Pfenninge . Und das war viel damals, denn der Mesner verdiente für alle seine kirchlichen Tätigkeiten monatlich ja selber nur 30 Mark, das weiß ich aus zuverlässiger Quelle . Und so musste er zumindest vormittags gegen 11 Uhr und nachmittags gegen 4 Uhr nicht täglich seine Arbeit auf dem Feld unterbrechen, um pünktlich zum Läuten in der Kirche zu sein ! So halfen wir halt beide einander aus : wir ihm , und er ein bisschen uns .
Beim Zommäläidä war dies schon schwieriger . Werktags wie auch am Sonntag zur Frühmesse und zu Andachten erklangen ja nur zwei Glocken, waren also auch nur zwei Läutepersonen erforderlich . Zum Hauptgottesdienst am Sonntag Vormittag aber , zum Omd , wurden drei , an Hochfesten sogar alle vier Glocken geläutet . Und die zwei großen Glocken benötigten schon zwei Personen zum guten Klingen . Also brauchte man halt auch eine Menge Leute zum Läuten .
Nicht immer leicht hatte es der Mesner bei Beerdigungen . Denn diese fanden meist an Werktagen middl unnorm Dag statt . Woher dann immer bloß die Helfer nehmen ? Zur Totenprozession auf dem Friedhof wurden , wie schon gesagt, drei Glocken geläutet , also mindestens drei „Läuter“ benötigt . Aber dazu kam ja noch einer . Denn von einem Fenster aus in mittlerer Höhe des Kirchturms beobachtete ein „Ausgucker“ das Geschehen auf dem Friedhof . Sobald sich dort dann etwas bewegte, zog er heftig ein Glockenseil etwas in die Höhe , ein sicheres Zeichen für die da unten , dass jetzt geläutet werden muss . Es gab halt damals weder Funk-Sprechgeräte noch Handy’s . Aber zu helfen wussten wir uns auch ohne solche .
Und nun zur Frage : Wo wurde geläutet ?
Ganz früher , also bis 1935 , endeten die Glockenseile im Vorraum beim Haupteingang der Kirche. Also wurde auch von ganz unten aus geläutet . ( Die vier Seil-Löcher in der gotischen Decke dieser kleinen Halle waren noch bis 1972 zu sehen . ) Und da ging es nicht immer still und andächtig zu , vor allem , wenn ein Messdiener beim Abbremsen einer Glocke sich am Seil zu sehr festhielt und dabei auch mal mit dem Kopf an der Decke anstieß . Da gabs dann oft ein schadenfrohes „Halloo“ .
Nach 1935 , also am Ende der uns noch gut denkenden Kirchenrestauration unter Pfarrer Riehle, wurde ein Stock höher eine eigene Läutestube eingerichtet , so dass ab da das Läuten nicht
mehr unter den Augen der Kirchgänger stattfinden musste . Und nun, also da oben, ging es fast immer lustig zu . Denn wir Messdiener waren ja schon
immer nicht bloß brav . Die Wartezeit vor dem Zusammenläuten haben wir uns oft mit S c h i n g g ä b a d d s c h o r l e s vertrieben , wobei es halt laut zuging . Aber es hörte uns ja niemand . Sogar der Mesner machte da gern mit
Nach dem Läuten gingen wir schnell hinunter in die Sakristei, die einen, um dann am Altar zu dienen, die anderen hinaus in die vier Messdienerbänke im Chorraum . Diese waren zu unserer Zeit fast immer voll belegt . ( Ab 1961 brauchten wir dann infolge „technischen Fortschrittes“ nicht mehr von Hand läuten , was uns aber gar nicht so sehr gefiel . )
Diese Epoche fand dann ein jähes Ende anlässlich der totalen Änderung unserer Kirche von 1972 bis 1974 . Ab da gab es so vieles nicht mehr, was uns bis dahin so lieb war , also auch, wie schon gesagt, kein Handläuten mehr , auch keinen Hochaltar (, der aber heute noch im verborgenen existiert,) und auch keine Messdienerbänke mehr . E i n e p o s i t i v e Ä n d e r u n g hat aber auch diese Zeit gebracht : Seit dort dürfen sogar Mädchen, zumindest seit Pfarrer Heizmann (1985) , den Dienst am Altar verrichten . Würde es d i e heute noch nicht geben, wäre unser Pfarrer wahrscheinlich manchmal allein am Altar .
Und wie steht es heute ums Läuten ? Alles elektrisch mit Fernsteuerung von der Sakristei aus . Also ein Ein-Mann/Frau-Betrieb ? Nicht ganz , denn bei Beerdingungen werden auch heute noch zwei Personen benötigt. Da nämlich hierbei unsere derzeitige Mesnerin das Glöckchen der Peterskapelle läutet, muß jemand anders beim Ertönen der Friedhofsglocke die drei „Beerdigungsglocken“ in der Cyriakkirche „einschalten“ .
Da in früheren Zeiten ja kein Mensch während der Feldarbeit eine Uhr bei sich hatte, wussten sich unsere Vorfahren halt auf eine andere Art zu helfen : Sie ließen ganz einfach die Glocken unserer Kirche zu bestimmten, wichtigen Tageszeiten ertönen , so zum Beispiel in aller Frühe, meist um sechs Uhr, das sogenannte Beddloggläidä. Gegen Mittag, wenn es also vor allem für Bauersfrauen höchste Zeit war, heimzugehen, um das Mittagessen fertig zu kochen, s’Elfeläidä, um 12 Uhr dann s’Zwelfeläidä, aber mit der etwas tiefer klingenden Glocke, so als ob sie sagen wollte : Jetzt ist Zeit zum Mittagessen, aber auch zum Beten des Engl des Herrn . Nachmittags um 16 Uhr erklang noch einmal die kleinste Glocke, d’Viereglogg, um zu künden, es sei jetzt Zeit, draußen aufzuhören . Denn daheim gab es ja noch genügend Arbeit im Stall und auch im Haus, bevor man sich dann endlich zum Abendessen oder zum Vesper in der Küche versammeln konnte. Wenn dann nach getaner Arbeit zu etwas später Stunde, meist gegen 20 Uhr, zwei Glocken, zuerst die zweitkleinste, danach dann noch die kleinste (s’Dodägleggl) noch einmal erklangen, war das nicht nur eine Aufforderung zum (gemeinsamen) Beten des „Engel des Herrn“, sondern oft auch Zeit zum Schlafengehen, vor allem für die Kinder. Dieses Läuten nannten die Menschen wieder s’Beddloggläidä.
Das Läuten um 11 bzw. 16 Uhr war allerdings in der Winterszeit nicht üblich, weil es da ja auch nicht so notwendig war. Warum, kann man ja sicher gut verstehen.
So also war das früher bei uns in Malsch. Uns Älteren denkt das noch sehr gut ! Wir haben aber auch noch ein paar andere Erinnerungen aus dieser Zeit, die sich auch um unsere Glocken und um „Ereignisse “ um sie herum ereignet haben. Viele von uns waren ja Messdiener (Messbuwä) und hatten schon deshalb auch „handgreiflich“ viel mit Glocken zu tun.
Darüber haben wir ja schon im letzten Beitrag ein bisschen
geplaudert. Vielleicht erzählen wir später einmal noch Einiges mehr aus diesen Erinnerungen .
In einem ersten Schritt beschäftigen wir uns nunmehr mit Redensarten , in denen besonders auf Gott , die Heiligen , aber auch auf den Teufel Bezug genommen wird :
O Godd ! Godd-o-Godd ! Herrgodds ! Du liewor Godd ! Mein Godd, mein Godd ! Bei Godd ! Um Godds Willä ! O Jee ! Jessäs ! Jessäs noi ! Jessäs Maria ! Godd, isch des ä liebs Kinn ! O Godd, dasse des noch erlewä därf ! Godd im Himml , ich kons ned glauwä ! Mei Godd, isch des ä Eländ ! Du glaabsch’s nedd , awwor s’isch wohr !
O Jerräm ! (Nach Jeremias); Heiligor Bimbomm ! Hailige Muddor Goddäs, schdeh mor bei! Bei allänä Hailigä ! Heilichs - (Hugguds) Dunnor - Weddor! Kreiz - Dunnor - Weddl ! Kreizmilljonä nochämol nei ! Mor sodds nedd glauwä !
Du Däifl !
Än gnitzor Däifl ! Ä liebs Däifälä ! Zum Däifl nochämol ! Geh zum Däifl ! Dich hoold au noch dä Däifl ! Dä Däifl soll de holä ! Du Soudäifl, du eländor !
Womit gleichzeitig schon ein Stichwort („Sou“) gefallen ist für die Fortsetzung dieser Reihe, nämlich die Einbeziehung unserer Tierwelt in solche Kraftausdrücke.
Eugen Nies
Man solls kaum glauben, wofür Tiere sooft herhalten mussten, wenns darum ging, sich recht kräftig, manchmal sogar wüst auszudrücken ! Um nun im Folgenden unvermeidliche Wort-Wiederholungen weitgehend zu vermeiden, listen wie hier typische „Malscher Ausdrücke“ ohne Einbindung in (früher geläufige) Redensarten auf, wobei es den Lesern überlassen bleibt, selber übliche „Sätze“ damit zu formulieren .
Fangen wir an mit dem im vorigen Beitrag zuletzt genannten Kraftausdruck : Du eländor Soudäifl !
Nun also zu anderen Tieren in alphabetischer Reihenfolge :
Aal : aalglatt ; Affe : Daigaff , hochmiedigor Aff , Lackaff , affig , Affätheador , änn Aff ho ; Bär : Brummbär ; Bock : sturor Bogg , Boggseggl ; Dackel : Haidaggl , bleedor Daggl ; Eber : Ewwor ; Ente : lohme Änd ; Esel : Du Essl , stärrischor Essl ; Eule : Noochdäil ; Fuchs : schlauor Fuchs , fuchsdäiflswill ; Gans : Schnaddorgons , dumme Gons , Gousbäwwl , Goushänggor ; Hammel : gschärdor Homml , bleedor Homml , Laithomml; Hase : Hasäfuß , Ongschdhas ; Hecht : dollor Hechd ; Hirsch : Du Hirsch ! ; Hund : hunds-eländ , hunds-iwwl , vorreggdor Hund ; Souhund , bleedor Hund ; Igel : Dräggs-iggl , Gifd-iggl ; Käfer : käfforig ; Kuh : Bruuchkuh , Kuhwuud , Kuhmoggl , des geht uff kei Kuhhoud ; Kröte : Grodd, Lumbägrodd , groddäfalsch , groddäbraid ; Lamm : lommfromm , Uschuldslomm ; Laus : Lousbu , Lousgrodd , lousige Zeidä ; Marder : Maddl , Dachmaddl ; Maus : Duggmousor ; Mücke : Muggäschiss ; Muggäfugg ; Ochs : Hornochs , sturor Ochs ; Rabe : Rawämudor ; Rind : Rinnvieh , Rindsbeidl ; Ross : Rossbollä , Rinozäross , Walross ; Schaf : Schofseggl ; Sau : Soukerle , Dräggsou , soubleed , soudumm , Soubasche , Souweddor ; Schlange : falsche Schlong ; Spatz : Dräggschbatz ; Spinne : schbinnäfeind , Greiz-schbinn ; Stier : oschdierä ( = glotzä = loorä = bleed guggä ) ; Vieh : Urviech , Dräggsvieh ; Vogel : Vogglschaich , än Voggl ho ; Ziege ( = Gais ) : derre Gais .
Für die „Alten“ waren die Wochen und Tage vor dem Weihnachtsfest sicher auch früher schon eine aufregende Zeit mit viel Arbeit, aber auch Sorgen, was man denn wieder vor allem den Kindern schenken könnte, ohne dass es viel kostet. Jedoch Trubel und Hektik wie in heutiger Zeit kannte man sicher nicht.
Für uns „Junge“ aber war es immer wieder eine Zeit des Bangens und Hoffens, vor allem aber eine Zeit der Vorfreude auf die Höhepunkte dieser Tage und Wochen.
Und darüber möchten wir nun rückblickend ein bisschen sinnierä.
Anfangs der Adventszeit, am 6. Dezember, feiern wir auch heute noch das Fest des Heiligen Nikolaus. Und da war es früher üblich, dass dieser Heilige Kinder besucht und Geschenke mitbringt. Doch kaum jemand konnte sich damals einen richtigen St. Nikolaus mit Stab und vor allem mit Mitra finanziell leisten. Also musste in den meisten Fällen halt eine Ersatzperson seine „Vertretung“ übernehmen. Dies war für unsere Eltern halt wesentlich einfacher! Trotzdem sagten alle damals bei seinem Erscheinen: Dä Niggälaus kommt, auch wenn er es selber ja gar nicht war! Sinngemäß bekam er deshalb auch einen etwas anderen Namen. Wenn er etwas „besser“ kostümiert war, hieß er Knecht Ruprächt, sonst war er für uns einfach bloß dä Belzäniggl. Meist kam er als Mahner, manchmal aber auch als Bestrafer für unsere kleinen kindlichen „Sünden“. Dazu hatte er ja auch immer eine Rute dabei. Aber einfache Geschenke, wie Nüsse, Schnitzbrot und vielleicht ein paar Bredle gab es allemal, sozusagen als Vorfreude auf das kommende Weihnachtsfest. Eine Ausnahme aber gab es auch früher : In die Kinderschule kam jedes Jahr ein „richtiger“ St. Nikolaus, in feierlichem bischöflichem Ornat und mit Stab und Mitra! Und dieser wurde von uns Kindern immer jubelnd begrüßt mit dem Lied: „Lasst uns froh und munter sein, und uns in dem Herrn erfreun. Lustig, lustig, trallalalalaa! Heut ist Nikolaus-Abend da, heut ist Nikolaus-Abend da“.
An Heiligabend, also am 24. Dezember, kam dann endlich s’Chrischdkinnl zu uns Kindern. Es war aber wieder nur ein Ersatz für s’Jesuskinn im Gribbälä, nämlich meist eine ganz in weiß gekleidete und von einem undurchsichtigen Schleier verhüllte Frau aus der Nachbarschaft oder Verwandtschaft, eine Ehrfurcht gebietende und von uns Kindern ernst genommene Person. Erst noch ängstlich, verloren wir bald alle Angst und Scheu und sagten mutig unser Sprüchlein auf:
Chrischdkinnl komm in unsor Hous,
leer dei goldige Sachä ous,
schdell dei Essälä unnor dä Disch,
dassäs Hai unn Hawwor frisst.
Chrischdkinnl komm, mach mich fromm,
dasse zu dir in dä Himml komm.
Und dann sangen wir zusammen mit den „Alten“ noch ein paar Weihnachtslieder, wie zum Beispiel Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all ... oder Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen ... oder Alle Jahre wieder kommt das Christuskind ... oder Kling, Glöckchen, klingelingeling ... oder O du liebes Jesuskind, in der Kripp im Stalle, wehte gar so kalt der Wind, littest für uns alle. Aber jetzt sollst warm du liegen, jetzt soll unser Herz dich wiegen. Komm in unsre Herzen. (Bei diesem Liedchen konnten selbst die Alten oft ein paar heimliche Tränen nicht unterdrücken) ... oder O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Und dies geschah alles vor dem unter dem Chrischdboom aufgebauten Gribbälä mim Jesuskinn, mit Maria unn Josef, ämmä Ochs unn Essälä unn ä paar Hirdä mit ihränä Schäfle. Unn ä paar Engele hänn au nedd fehlä därfä !
Mensch, waren da alle gerührt, war das schön, jedes Jahr ein unvergessliches Erlebnis. Schade, dass diese Tradition in unserer Zeit so gut wie verloren gegangen ist!
Damals waren Geschenke für uns Kinder sicher auch ganz interessant und wichtig! Aber wichtiger für uns war noch die Begegnung mit dem Jesuskind, wenn auch nur durch seine Stellvertreterin, das Christkindel.
Wie sahen denn damals unsere Geschenke aus? Meist lauter notwendiges Zeug wie Unterwäsche, Strümpfe, Pullover, Kappen und Schals, oft von der Mutter oder Großmutter selbst gestrickt! Natürlich bekamen wir auch ein paar Süßigkeiten, wie Lebbkuchä, Schpringorle unn Buddorbaggäs . Doch ab und zu gabs auch mal ebbäs Richdigs zum Schpielä, fer d’Maidle velleichd ä Bubb oddor ä Bubbäscheesl, unn fer uns Buwä änn Ballä oddor sogar mol änn Boukaschdä.
Das war für uns Kinder, aber auch für die Eltern trotz aller Bescheidenheit eine wahrhaft fröhliche, selige Zeit.
Dies alles haben wir noch in guter Erinnerung und wollen dies auch so behalten.
Für das beginnende NEUE JAHR rufen wir nun Euch allen einen Spruch zu, grad so, wie wir es auch früher schon beim „Neujahrs-Anwünschen“ getan haben :
Prost Neijohr, ä Brätzl wie ä Scheiordoor!