100 Jahre 19.10.2008
„Von einst bis jetzt !"
Die ersten Hinweise auf einen Obstbauverein Malsch gehen aus dem Gründungsprotokoll vom
20.12.1908 über die Gründung des Zweigvereins Albtal hervor. Dort ist vermerkt, dass die Mitglieder der Ortsvereine aus Busenbach, Ettlingen, Malsch und Reichenbach den Zweigverein Albtal (später Albgau) gründeten und dass Max Kistner (Großvater von Josef Kistner, Kronenstraße) als Beisitzer in den Vorstand gewählt wurde. In den folgenden Jahren waren neben einem Vertrauensmann auch Mitglieder aus Malsch bei den Versammlungen in Ettlingen vertreten. Wie aus Inseraten im »Gemeinde-Anzeiger« hervorgeht, wurden bereits 1914 in Malsch regelmäßig Schnittkurse, Vorträge und Versammlungen durch den Zweigverein Albtal abgehalten.
Aus der Zeit des 1. Weltkrieges und danach (1915 - 1928) sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Es ist denkbar, dass bis 1928 kein organisierter Obstbauverein in Malsch bestanden hat, sondern dass die hiesigen Obstbauern nur eine Interessengemeinschaft bildeten und beim Zweigverein Albgau als Mitglieder geführt wurden.
Bauernverein und Consumverein (Konsumverein) Malsch haben zum 1.9.1929 zu einer Winzerversammlung eingeladen, in der einstimmig beschlossen wurde, zum Schutze und zur Wahrung der Interessen der Amerikanerrebenpflanzer einen »Rebverein Malsch« zu gründen. Die Gründungsversammlung fand am 15.9.1929 im Mahlbergsaal statt. Dem Rebverein traten etwa 350 Rebbauern bei. Sie alle waren um ihren Haustrunk besorgt, weil ein Gesetz zur Entfernung der Amerikanerreben wegen der Reblaus in Vorbereitung war. Nebenher fanden auch Vorträge über den Obstbau statt, so dass man sich am 24. 4.1932 entschloss, den Verein künftig in »Obst- und Rebbauverein Malsch« umzubenennen. Laut Protokollbuch bedeutete die Gründung der Obstbauabteilung für Malsch ein Markstein, weil der Obstbau dadurch eine gewaltige Belebung und fortschrittliche Entwicklung erfuhr.
Im September 1932 fand im Kaisersaal eine Obstausstellung statt, die von rund 2000 Personen besucht wurde. Vorträge über Pflege, Sortenwahl, Düngung sowie praktische Kurse wurden durch Kreisbaumwart Röll abgehalten. 1000 junge Obstbäume wurden gekauft und eine Obstbaumspritze angeschafft. 1933 wurden Neuanlagen von Amerikanerreben verboten. 1939 mussten alle Reben entfernt werden.
Dem Obst-, Beeren- und Gartenbau kam dadurch immer größere Bedeutung zu. Fahrten zur Besichtigung von Obst-, Erdbeer- und Mischanlagen wurden durchgeführt. Vorträge über Süßmostbereitung, wirtschaftlichen Garten- und Gemüseanbau, neuzeitlichen Obstbau sowie Schädlingsbekämpfung wurden abgehalten. 5200 Erdbeersetzlinge, 1736 junge Hochstämme und Buschbäume wurden bestellt, eine Bücherei eingerichtet und mehrere Spritzen angeschafft. 1933 wurden drei Kommissionen für a) Rebbau, b) Gartenbau und c) Beerenbau gebildet. 1934 wurde der Obst- und Rebbauverein aus technischen Gründen in den Obstbauverein umbenannt. Der Verein nannte sich fortan nur noch »Obstbauverein Malsch« .
Am 2.7.1934 wurde Vorstand Adolf Reiß von höherer Stelle auch mit der Leitung des Bezirksobstbauvereins Albgau beauftragt. Als Schriftführer setzte Reiß den Malscher Emil Bechler ein, der dieses Amt bis 1939 ausübte. Vom 29. 9. bis 1.10.1934 wurde zur Förderung des Malscher Obstbaus eine großangelegte »Obstausstellung« im Kaisersaal veranstaltet, die sowohl eine Schau, als auch eine Verkaufsausstellung war. Vorstand Adolf Reiß erhielt für sein Engagement für den Obstbau von staatlicher und politischer Seite viel Lob und Anerkennung. Bis zum Ausbruch und während des 2. Weltkriegs kam der Obsterzeugung besondere Bedeutung zu, da einheimisches Obst ein wichtiger Bestandteil der Volksernährung darstellte.
Nach dem 2. Weltkrieg fand die erste Mitgliederversammlung am 26.5.1946 im »Hirsch« statt, bei der Emil Kassel zum Vorstand gewählt wurde. Als größere Aktivität ist die 1952/53 durchgeführte Pflanzaktion von 128 Obstbäumen im Gewann »Speckäcker« zu nennen. Lagerhalter Bertold Bader kam die Aufgabe zu, die Pflanzaktion zu überwachen und die Bäume zu pflegen. In der Gemeinde-Kelter wurde eine Sammelstelle eingerichtet.
Am 7. 4. 1959 wurde der Obst- und Gartenbauverein erstmals in das Vereinsregister beim Amtsgericht Ettlingen als e.V. eingetragen, nachdem sich der Verein am 18.1.1958 eine Satzung gegeben hatte. Von 1954 bis in die siebziger Jahre hinein wurden regelmäßig Besichtigungs- und Lehrfahrten von 1 bis 4 Tagen durchgeführt. Hauptarbeitsgebiet in dieser Zeit, besonders in den sechziger Jahren, war die Obsterfassung in den eingerichteten Sammelstellen bei Bullinger in der Weitestraße und bei Neukert in der Friedrichstraße. Es bedurfte großer organisatorischer Maßnahmen, um das Obsterfassungsgeschäft fachgerecht durchzuführen und finanziell abzuwickeln. Sogar fremde Arbeitskräfte (Italiener) mussten zur Bewältigung der Arbeit eingesetzt werden. Besonders der Anbau schwarzer Johannisbeeren brachte den Beerenbauern einen guten Nebenerwerb ein. Malsch stand in diesen Jahren ganz im Zeichen des Anbaus dieser Früchte. Selbst beim Umzug das Kinderfestes des MCV Konkordia hatte 1961 eine Wagengruppe die Johannisbeerernte unter das Motto gestellt: »Die Malscher Quote - mehr schwarze als rote«, was natürlich auf die Johannisbeeren bezogen sein sollte. So wurden z. B. nur an schwarzen Johannisbeeren im Jahr 1964 4.107 Zentner erfasst u. dafür 164.275.- DM ausbezahlt und 1967 1.490 Zentner erfasst u. dafür 228.061,- DM ausbezahlt. Das waren 1967 3 Mark und 6 Pfennig.
Die Obstanlage im Gewann Heerweg wurde nach langwierigen Verhandlungen mit den Eigentümern 1966 erstellt und eingezäunt, nachdem die Experten den Standort als sehr günstig beurteilt hatten. Vom Obstgroßmarkt in Bühl wurde vorgeschrieben, dass künftig nur noch Ablieferer zugelassen werden die sich einer Genossenschaft anschließen. So kam es 1967 zur Gründung einer Obsterzeuger - Genossenschaft Malsch, die das Obsterfassungsgeschäft ab 1968 übernahm. Durch den Rückgang der schwarzen Johannisbeeren, unter anderem wegen dem Schädling Gallmilbe und weiterer organisatorischer Maßnahmen wurde die Sammelstelle in Malsch aufgegeben. Die noch wenigen Obsterzeuger müssen ihre Erzeugnisse in der Sammelstelle in Bischweier abliefern. In den folgenden Jahren beschränkte sich der Verein auf die Durchführung von Ausflügen, die Beschaffung und Pflege von Bäumen und Sträuchern. Von den angebauten Apfelsorten ist der »Malscher Schlosserapfel« besonders zu erwähnen. Nach Überlieferungen soll ein Vorfahre von Schlosser Kühn (jetzt Erich Kühn, Schlossermeister und ehemaliger Wassermeister aus Malsch) die Sorte von der Wanderschaft (möglicherweise aus dem Oberelsaß ) mitgebracht und gepflanzt haben. Seither wird diese Sorte, deren Erträge sehr hoch sind, als »Malscher Schlosserapfel« bezeichnet. Er eignet sich als Essapfel und als Wirtschaftsapfel zur Mostzubereitung. Inzwischen wurde der »Malscher Schlosserapfel« auch in anderen Gebieten des Landes Baden-Württemberg als erhaltenswerte Lokalsorte gepflanzt.
Seit Einführung des Blumenschmuckwettbewerbs in Malsch, der erstmals 1968 vom Verkehrsverein initiiert wurde, wirkten Vorstandsmitglieder des Vereins in der Bewertungskommission mit.
Nachdem in den letzten Jahren vor 1985 die Vereinsarbeit fast zum Erliegen kam, hatte es sich Wilhelm Deck zur Aufgabe gemacht, die Vereinstätigkeit durch Bildung einer neuen Vorstandschaft wieder zu aktivieren.
Seit 1985 ist nun wieder Belebung in den Obst- und Gartenbauverein gekommen.
Am 29.03.1985 fand im Bürgerhaus Malsch nach mehreren Jahren wieder eine Hauptversammlung statt. Hier trat die gesamte alte Verwaltung zurück. Bei den Neuwahlen die bei gleicher Sitzung stattfanden wurde als 1. Vorsitzender Gerhard Hampel einstimmig gewählt. Er übernahm alsdann die Wahlleitung für die restliche Verwaltung. Ebenfalls einstimmig gewählt wurden als:
Diese neue Verwaltung wurde dem Amtsgericht Ettlingen zur Eintragung ins Vereinsregister bekannt gegeben.
Inzwischen sind 23 Jahre vergangen. Viele neue Mitglieder wurden erfolgreich geworben. Der Verein lebt und arbeitet aktiv und veranstaltet immer wieder einen schönen Vereinsausflug.
Am 03.03.1995 hat sich auf Anraten des Amtsgerichtes Ettlingen der Verein eine neue Satzung gegeben, die dann am 12.12.1995 ins Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen wurde.
Die jetzige Verwaltung setzt sich zusammen aus:
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Die hervorragende, 58 Seiten starke und reich bebilderte Chronik des Vereins von 2014 als pdf.
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