In der Reihe „heimische Künstler“ stellen Rainer Walter, Burgl Rademacher und Günter Heiberger von den Heimatfreunden Malsch e.V. den Künstler Emil Fritz vor. Vor 100 Jahren, am 16. September 1918 wurde er in Malsch geboren. In einem Treffen mit dessen Sohn, Harald Fritz, beschrieb er Episoden aus dem Leben seines Vaters.
Kunst und Heimat, augenscheinlich zwei gegensätzliche Begriffe wenn Kunst als herausfordernd, vorwärtsstrebend bis revolutionierend und Heimat mit altmodisch, kleinkariert bis sentimental klassifizieret wird, hat der Malscher Künstler Emil Fritz in seinen Heimatgemälden gekonnt zusammengefügt.
Als Emil vor 100 Jahren, am 16. September, in Malsch zur Welt kam, haben seine Eltern der damaligen Zeit entsprechend, die Zukunft des Jungen in der Weiterführung ihrer Bäckerei und dem angegliederten „Café Fritz“ in der Hauptstraße, gesehen. Die ersten Anzeichen seiner künstlerischen Neigung zeigte sich, als er im Hof der elterlichen Bäckerei als junger Schüler eine Grotte ausstatte und bemalte, die bald als Attraktion galt.
Emil besuchte in Malsch die Volksschule und hatte, wie nur wenige seiner Kameraden das Privileg, das Internat in Sasbach besuchen zu dürfen. Die künstlerische Entwicklung wurde im Zeichenunterricht durch seinen Lehrer Toni Merz gelegt und befähigten ihn zur Aufnahme des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Sein Lehrer und Förderer Werner Koch, der Schwiegersohn von Professor Schindler, ebenfalls zwei bekannte Malscher Künstler, prägte sein zukünftiges Wirken. Er brachte ihm die Gesetze des Bildaufbaus, den Blick für das Wesentliche, flächigen und doch differenzierten Farbauftrag näher. Kochs Einfluss ist in einigen Bildern zu sehen und die Farbigkeit mancher Gemälde erinnert auch an Professor Schindler, obwohl Emil Fritz als eigenwilliger Künstler sich nie binden oder führen ließ. Auch bei Professor Karl Hubbuch hatte er sich in der Karlsruher Akademie eingeschrieben und zog wissbegierig dessen Lehren auf. Figurative Zeichnungen entstehen zu dieser Zeit.
Seine Ölgemälde und Aquarelle vermitteln in Farbe und Technik einen lebendigen Eindruck und sind von gegenständlich, in denen er zum Beispiel die Ansichten von Malsch und Umgebung näherbringt, bis rein impressionistisch. Je nach Stimmung bediente er sich auch eines sentimentalen Farbenspiels. In den Aquarellen der 50 und 60iger Jahre schwamm sich Emil Fritz künstlerisch völlig frei und experimentierte mit Farbe und den Eigenheiten des Untergrundes. In vielen Bildern taucht er in abstrakte Formgebung, ohne als Abstrakter zu gelten. Er phantasiert mit den Farben, deren Ausstrahlungen den Betrachter in den Bann ziehen und taucht auch in eine schwarz/weiße Phase, in der die Phantasie alles hineinkomponieren kann, ab. Eine Reihe Pflanzenporträts in warmen Brauntönen waren in einer weiteren Schöpfungsphase entstanden. Er hielt sich nicht an das Althergebrachte, er entwickelte seinen eigenen Stil, was in seinen Aquarellen besonders zum Ausdruck kommt.
Emil Fritz zog sich nur zu gerne in sein Atelier, zuerst im Keller des Hauses in der Muggensturmer Straße, dann in ein neu angebautes lichtdurchflutetes Atelier zurück. Er war Zeit seines Lebens ein stiller, bescheidener Mensch, der nie das Rampenlicht suchte. Als er 1965 zum ersten Mal in einer Ausstellung, anlässlich der 900-Jahrfeier der Gemeinde Malsch, seine Werke präsentierte, war dies für ihn eine mehr als leidige Angelegenheit, musste er doch sein geliebtes Atelier, das oft mit den Klängen von Smetanas Moldau durchzogen war, verlassen. Wie viele Künstler inspirierte ihn dieses Werk, das den Lauf der Moldau je nach Jahreszeit oder Gebiet spiegelt und versuchte, die Symbolik in seinen Werken aufzufangen. Die Projektphasen hielten ihn immer für sich gefangen. Der Sohn erinnert sich noch an eine Episode, die dies verdeutlicht. Ein dringend anstehender Zahnarztbesuch zögerte er mit Kreativität hinaus. Den fehlenden Zahn ersetzte er kurzerhand durch einen passenden Knopf.
Der Malblock war schon, als er ein Schuljunge war, sein steter Begleiter. Er sagte einmal selbst, dass er schon seit früher Kindheit mit Farbe und Pinsel kreativ bastelt. Sohn Harald erinnert sich sehr gut an die Urlaube mit dem Vater im Schwarzwald. Auch in diesen Vater-Sohn-Tagen war Papier und Stift das Wichtigste. Der Sohn sah seinem Vater geduldig zu und begeisterte sich ob dessen Fähigkeiten. Jede Gegebenheit oder Ansicht, die ihn inspirierte, skizzierte er sofort.
Natürlich war auch in seinem PKW immer ein Platz für seine Malutensilien. So auch auf einer seiner Fahrten nach Stuttgart. Unterwegs hielt er an, vielleicht war es die Landschaft, das Licht oder eine sonstige Inspiration, die ihn alles um sich herum vergessen ließ. Er musste die Eindrücke, so wie er sie sah, einfach zu Papier bringen. Die Zeit verging und damit auch ein wichtiger Vergabetermin, bei dem zehn Baufachleute auf ihn warteten. Für Emil Fritz war seine Kunst zwar zur Berufung geworden und seine Bilder erreichten schon beachtliche Verkaufspreise. Anfang der 1980iger Jahre wurde „ein Fritz“ schon zwischen 300 und 1500 DM gehandelt. Emil ging jedoch weiter seinem Beruf nach. Er verkaufte für das ehemalige Plastimentwerk aus Malsch, Wandspritzguss bis er sich nach kurzer Zeit im Bereich Malerbedarf selbständig machte. Seine Ehefrau Maria war ihm auch hierbei eine große Stütze. Sie organisierte das Geschäft und nahm ihm alles Lästige ab. Sie war es auch, die bis zu ihrem Tod im Jahre 2002 das Andenken ihres Mannes fortführte.
Als Emil Fritz 1976 in den neuen Räumen der Sparkassenfiliale in Waldprechtsweier den Auftrag für eine Wandgestaltung erhielt, zog ihn der Umgang mit Gips in seinen Bann. Er räumte diesem Werkstoff jetzt viel Raum für experimentelles Gestalten ein. Zwei Skulpturen sind noch bis heute in Familienbesitz.
Seit Mitte der Sechziger Jahre bis Anfang der Achtziger Jahre waren die Werke in der Kunstschau Dorum bei Bremerhaven, er hatte engen Kontakt mit dem Kunstpädagogen und Maler Alfred Straßburger, der ihn in vielen Jahren zu den Kunstausstellungen einlud, im Schloss Bauschlott und bei vielen Kunstvereinen im Umkreis zu sehen. Nach seinem Tod würdigte ihn die Pforzheimer Künstlergilde Buslat und die Gemeinde Malsch mit einer Gedächtnisausstellung. 2001 nahm seine Frau die posthume Ehrenmitgliedschaft des Kunstkreises Malsch entgegen.
Als Emil Fritz an seiner 60-Jahrfeier einen Herzinfarkt erleidet und Stunden darauf verstirbt, war er längst in die vorderste Reihe der badischen Künstler gerückt.
Burgl Rademacher