Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
werde ich immer bei euch sein.
Rainer Maria Rilke
Eugen Heinzler hat uns verlassen.
Es fällt schwer, dazu die passenden Worte zu finden, wenn ein so liebenswerter und allseits geschätzter Mensch wie er es war, nun endgültig aus unserem Alltag und unserem Leben verschwunden ist. Doch ist er das wirklich? Vieles was er getan, was er begonnen, fortgeführt und beendet hat wird noch lange Jahre nachwirken. Sein Wirken war ein wichtiges Bindeglied im Weitergeben heimatlicher Traditionen. Er hat auf der Arbeit seiner Altvorderen aufgebaut, deren Arbeit fortgeführt und dann weitergegeben.
Gehen wir zurück in die Zeit um die Jahre 2000/2001. Es lag etwas in der Luft. Nicht wenige Menschen in Malsch beschäftigten sich mit heimatkundlichen Dingen. Fast jeder arbeitete auf seinem Interessengebiet, der Eine forschte in den Archiven, der Andere suchte nach verschwundenen Grenzsteinen. Wieder Andere sammelten alte, traditionelle Gerätschaften und nicht wenige kümmerten sich liebevoll um die zahlreichen Wegkreuze und Bildstöcke welche auf den Malscher Fluren stehen.
Es war nur folgerichtig, dass man diese Menschen zusammenbringen musste.
Josef Bechler, Fritz Weber, Wilhelm Wildemann und andere nahmen sich vor, alle an der Malscher Heimat und ihrer Geschichte verbundenen Menschen zusammenzuführen.
Es war vom Anfang an klar dass, wenn man erfolgreich sein will, an Eugen Heinzler kein Weg vorbeiführen wird. Er war es, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte, dem Erhalt und der Pflege der Kleindenkmale mit religiösem Hintergrund auseinander setzte.
Als dann im Juni 2002 die Heimatfreunde Malsch e.V. gegründet wurden war Eugen Heinzler von Anfang an eine tragende Säule des jungen Vereins.
Meine persönliche Bekanntschaft mit Eugen rührt aus genau diesen Tagen. War ich bisher nur mit dem Aufsuchen und Erfassen von historischen Grenzsteinen, sowie der Burg Waldenfels beschäftigt, lernte ich nun von ihm eine neue Art von Kleindenkmalen kennen - und es war nicht nur das Denkmal als steinernes Objekt welches er mir erklärte, sondern es waren vor allem die Geschichten und die Lebensläufe die hinter einem Flurkreuz oder einem Bildstock sich öffneten.
Ich erinnere mich, dass er im Jahr der Vereinsgründung seinen 70. Geburtstag feierte, doch war er nicht der Mensch für ein geruhsames Rentnerdasein. Er hatte immer was zu tun und sprühte vor Ideen. Eugen inspirierte mich zu manchem heimatkundlichen Artikel hier an dieser Stelle und auch er selbst verfasste oder veröffentlichte manche schöne Erzählung. So verdienen es z.B. seine Weihnachtsgeschichten wieder veröffentlicht zu werden; sein Aufsatz über das Kriegsende in Malsch ist ein Klassiker, voller Realismus und frei von unredlichem Zeitgeist;- so ist es gewesen…
Als ob ein höheres Walten hinter allem steht zeigt auch eine Episode aus unserem gemeinsamen Arbeiten für die Kleindenkmale: Eugen erzählte mir, dass er um das Jahr 1965 auf Grund eines in Neumalsch zerstörten Flurkreuzes damit begonnen hatte, sich um solche Objekte zu kümmern. Die Reste jenes Kreuzes sollen in den damals noch offenen, später zugeschütteten Neubrunnen geworfen worden sein. Mehr als 40 Jahre nach diesem Geschehnis haben wir diese Sache wieder aufgegriffen, den Neubrunnen mit Hilfe des Bauhofes erneut geöffnet und nach altem Vorbild aufgebaut. Der längst verschwundene Kreuzsockel tauchte auf wunderbare Weise ebenfalls wieder auf und dient nun dem Hl. Christophorus und dem Jesuskind als Sockel an der Kreuzung in Neumalsch.
Unvergessen sind unsere gemeinsamen Fahrten damals nach Assamstadt zum Bildhauer Elmar Göbel und unsere nervenaufreibenden aber letztendlich erfolgreichen Verhandlungen in Zeutern um einen vierstelligen Zuschuss zu erhalten.
Es blieb nicht aus, dass Eugen und ich uns auch privat näher kamen und ich darf behaupten, dass wir uns ganz passabel ergänzt haben.
So manche Geschichte aus alten Tagen erfuhr ich von ihm, stundenlang hätte ich ihm zuhören können. Einigermaßen überrascht war ich dann aber doch, als ich von seinen Klettertouren in den Alpen erfuhr, die er nach dem Krieg durchgeführt hatte. Als er mir dann noch erzählte, dass er den Hochvogel in den Allgäuer Alpen einmal von Norden her bestiegen hatte, fuhren wir bei nächster Gelegenheit gemeinsam ins Lechtal und ich zeigte ihm meine Route von Süden. Bei Regen wanderten wir ins stllle weltferne Hornbachtal hinein, so weit es seine Füße noch zuließen. Es war wohl sein Abschied von den Bergen….
Noch vieles ließe sich von Eugen Heinzler erzählen, Lustiges, Kurioses und auch sehr ernste Dinge wusste er zu sagen.
Für die Heimatfreunde Malsch und auch ganz persönlich für mich war seine Bekanntschaft eine große Bereicherung, Ehre und Freude.
Es ist ein glücklicher Zufall dass in diesen Tagen ein Themenheft erscheint mit dem Titel: Wegkreuze und Kleindenkmale auf Malscher Gemarkung. Rolf Knam hat es zusammengestellt und herausgegeben wird es gemeinsam von den Heimatfreunden Malsch e.V. und dem Obst- und Gartenbauverein Malsch e.V.
Beiden Vereinen war Eugen Heinzler herzlich verbunden. Sein Wirken für die Kleindenkmale in Malsch wird in diesem Büchlein weiter leben.
Aufrichtiger Dank gilt der Vorstandschaft und der Verwaltung der Heimatfreunde Malsch für die Gewährung des freien und persönlichen Wortes für diesen Nachruf.
Gerhard Bullinger