Grußworte:
Sehr geehrte Gäste und Heimatfreunde, lieber Hausherr, Bürgermeister Himmel, ich möchte Sie alle zur Präsentation unseres neuesten Büttels, „Malsch 1914 – 1918 und der Große Krieg“, herzlich begrüßen.
In diesem Jahr jährt sich das Ende des Weltkrieges, den man später als Ersten bezeichnet, zum 100sten mal. Aus diesem Grund haben wir den Erscheinungstermin des Büttels Nr. 3 passend auf das Spätjahr 2018 gelegt.
Nach unserer Ausstellung 2014 zum Jahr des Anfangs der größten Katastrophe, die Europa und die Welt jemals erlebt hatten und der Ausstellung Feldpostkarten im März wird nun unser gesammeltes Material in schriftlicher Form erscheinen.
Viele von Ihnen werden die ersten beiden Themenbände schon kennen, die Ausgabe, die wir nun vorstellen, ist allerdings wesentlich umfangreicher geworden. Dazu werde ich später noch einiges berichten.
In unserem Ort lebt niemand mehr, der sich an jene Zeit erinnern kann, alles was blieb sind die Erzählungen, die meine Generation noch von ihren Großeltern gehört hat sowie die Schriftstücke und Gegenstände, die in einigen Familien aufbewahrt worden sind. Und – natürlich - ein Kriegerdenkmal. Hat also dieser vor 100 Jahren stattgefundene Krieg für uns oder unseren Heimatort überhaupt noch eine Bedeutung?
Gibt es heute noch spürbare Einflüsse aus jener Zeit, die in unserer Gemeinde festzustellen sind?
Wir sind der Meinung, dass an diesen gewaltigen Einschnitt in unserer Geschichte erinnert werden muss, denn er war bestimmend für den weiteren Verlauf des 20sten Jahrhunderts und der Welt, in dem wir heute leben.
Der Schwerpunkt unserer Dokumentation liegt auf dem, was in jener Zeit hier, in unserer Gemeinde geschehen ist. Nahezu alle Quellen und Materialien stammen aus örtlichen Archiven oder von Malscher Familien und Vereinen.
Bevor ich dazu noch weitere Ausführungen im Detail mache, möchte ich nun das Wort an unseren Bürgermeister, Herrn Himmel, übergeben.
Entstehungsgeschichte des Büttels 3
Wie kam es nun dazu, dass wir heute unser Themenheft Malscher Büttel Nr. 3 vorstellen können?
Als vor fünf Jahren die Heimatfreunde beschlossen, eine Ausstellung zum Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahre 2014 zusammen zu stellen, dachte noch keiner daran, welches Ausmaß das ganze annehmen würde.
Für unsere Ausstellung im Rathaus wurde von den Mitgliedern sofort eifrig recherchiert. Josef Bechler stellte eine ganze Aufsatzreihe zusammen, Manfred Hennhöfer durchforschte Unterlagen im Generallandesarchiv, wir sammelten Geschichten und Materialien aus der Malscher Bevölkerung und fanden Aufzeichnungen im Gemeindearchiv und alten Vereinsprotokollen.
Am Ende trugen wir so viel Material zusammen, dass gar nicht alles in unserer Ausstellung verwendet werden konnte. So konzentrierten wir uns auf zentrale Themen und beispielhafte Darstellungen auf den zu erstellenden Text- und Bildtafeln, denn diese mussten überschaubar und lesbar gestaltet werden.
Ergänzt wurde unsere damalige Präsentation durch zahlreiche Leihgaben, die uns von Malscher Familien zur Verfügung gestellt wurden und in den vielen Vitrinen gezeigt werden konnten.
Außerdem gelang es in Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftskomitee Malsch-Sézanne und der Vorsitzenden Frau Berner-Fabrick, Ausstellungsmaterial aus unserer Partnergemeinde in Frankreich zu erhalten.
Malsch war eine der wenigen Kommunen, in der Länderübergreifend an den Ausbruch des Krieges 1914 erinnert wurde. Im Gegenzug wurden übrigens anschließend ausgewählte Tafeln aus Malsch bei einer Ausstellung in Sézanne gezeigt.
Nach dem damaligen Erfolg, die Bedeutung des ersten Weltkriegs auch für unsere Zeit darzustellen, bot es sich an, aus der Menge der vorliegenden Materialien eine weitere Ausstellung für das Jahr 2018 zu planen. Sie wurde im März unter dem Titel „Feldpost im ersten Weltkrieg“ gezeigt.
Schon früh entstand die Idee, das Gesammelte nicht nur zu archivieren, sondern auch in irgendeiner Form zu veröffentlichen. Bürgermeister Himmel wünschte ebenfalls immer wieder, dass unsere Arbeit nicht in Vergessenheit geraten, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
Wir wollten aber nicht ein weiteres wissenschaftliches Werk zum Weltkrieg schreiben, die Dokumentation sollte für jeden lesbar und informativ bleiben, gut bebildert und mit beispielhaften Texten ergänzt. So bot es sich an, ein Themenheft in der Malscher Büttel-Reihe zu gestalten. Aufgenommen darin wurden die mit weiteren Informationen ergänzten Ausstellungstafeln von 2014, zusätzliche Texte und die Materialien der Feldpostausstellung 2018.
Hier möchte ich mich nochmals recht herzlich bei der Malscher Bevölkerung bedanken, die Beiträge zu den Ausstellungen und dem Büttelheft 3 zur Verfügung stellten und damit die Projekte erst möglich machten.
Dank auch an Mitwirkende der Heimatfreunde wie Günter Heiberger, der sich mit viel Zeitaufwand der Bildbearbeitung und dem Layout widmete, Rainer Walter, dem Materialsammler, Manfred Rubel und seiner Sachkenntnis sowie Marianne Grässer und Burgl Rademacher, die Korrektur las. Nicht zu vergessen auch meine Frau Sally, die für mich eine unentbehrliche Stütze war.
Hervorzuheben ist auch die gute Zusammenarbeit mit dem Rathaus von den Bediensteten bis zum Bürgermeister. Man kann also mit Recht behaupten, dass der Büttel 3 ein gesamt-Malscher Produkt geworden ist.
Bedeutung des 1.WKs für die Malscher
Der für die Malscher doch recht plötzliche Kriegsausbruch stellte die Bevölkerung vor ungeahnte Herausforderungen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Gemeindeverwaltung sofort unter Militäraufsicht gestellt wurde und deren Weisungen befolgen musste. Von 1914 bis 1918 stand die Gemeinde praktisch unter Kriegsrecht.
Vor allem, wie sich das Leben der Malscher im Verlauf der Kriegsjahre verändert hat, wollten wir in unserem Büttel 3 anschaulich darstellen. Hierzu haben wir Beispiele gefunden, die von den großen Katastrophen wie den Todesnachrichten bis zu kleinen Details wie zum Beispiel der starken Zunahme von Kindergartenkindern reichen. (Die Frauen mussten so viele Aufgaben der eingezogenen Männer übernehmen, dass sie keine Zeit mehr für die Kinderbetreuung hatten.) Hier nur einige Stichworte zu den Problemen, mit denen die Malscher Bevölkerung konfrontiert war:
Trotz Einsatz von Schulkindern und Kriegsgefangenen zu wenig Arbeitskräfte in der Feldarbeit und in Betrieben
Diese Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen,
Dem unerwarteten Kriegsausbruch folgte fünf entbehrungsreiche Jahre später das ebenso plötzliche Kriegsende. Noch im Oktober 1918 deutete in Malsch, wie im gesamten Reich, noch nicht viel darauf hin, dass der Krieg in wenigen Wochen zu Ende gehen würde. (So machte zum Beispiel die SPD noch Ende Oktober Werbung für Kriegsanleihen)
Für die meisten Menschen in Deutschland bedeutete der Waffenstillstand im November 1918 zunächst der Zusammenbruch der ihnen bekannten Lebenswelt. Der folgende Friedensvertrag und die anschließenden Krisen sorgten auch in Malsch für einschneidende Entwicklungen. So wurde unsere Gemeinde, die in den Vorkriegsjahren auf dem Weg zu einer kleinstädtischen Struktur war, wieder zurückgeworfen in eine kleinbäuerliche Lebensgemeinschaft.
Man hatte zu kämpfen mit hohen Schulden, der Versorgung von Kriegswaisen und Witwen, Kriegsbeschädigte und zurückkehrende Gefangene mussten genau so unterstützt werden wie alte Menschen, deren Söhne im Krieg gefallen waren.
Die dem Krieg folgenden Jahre waren geprägt von Mangel und Entbehrungen. Die leisen Hoffnungen auf Besserung wurden dann durch die Weltwirtschaftskrise und endgültig im Nationalsozialismus und dem zweiten Weltkrieg zunichte gemacht.
Und nochmals musste, in verstärktem Maße, ums Überleben gerungen werden.
Durch den zweiten Weltkrieg, die Besatzungszeit, die Teilung Deutschlands und dem beginnenden Wiederaufbau verloren die Eindrücke und Folgen des ersten Weltkriegs im Gedächtnis, auch der Malscher Bevölkerung, an Bedeutung.
Das Themenheft der Heimatfreunde soll ein kleiner Beitrag sein, die eigentliche Rolle des ersten Weltkrieges aufzuzeigen und vor allem das Leben in Malsch und die Schicksale seiner Bürger vor 100 Jahren vor dem Vergessen werden zu bewahren.