Geschichte – Gegenwart – Zukunft
„Tief im Waldesfrieden ruhen heute die Ruinen der Burg Waldenfels…“
Mit diesen Worten beginnt die Malscher Heimatforscherin Lore Ernst ihre Beschreibung der Burgstelle im Bergwald. (DG S. 416-417). Im weiteren Verlauf dieses 1954 erschienen Textes erfährt man etwas über den Grafen und die Herren von Malsch, sowie den badischen Markgrafen als den ehemaligen Bewohnern dieses Platzes. Auch die an solche geheimnisvollen Plätze gehörenden Sagen und Überlieferungen finden bei L. Ernst Erwähnung.
Doch bleiben dem, der mit offenen Augen und Sinnen die Burg besucht noch viele Fragen unbeantwortet und es sind nicht wenige unserer Bürger die gerne etwas mehr von Burg Waldenfels, ihrer Geschichte und die ihrer Bewohner erfahren möchten. Manch historisch Interessierte verlässt diesen eigentümlichen Platz auf welcher einmal eine durchaus beeindruckende Anlage gestanden hat, mehr ahnend als wissend. Doch soll hier nicht die Geschichte dieser Burg und ihrer Bewohner in allen bislang bekannten und erforschten Einzelheiten beschrieben und aufgearbeitet werden. Wir wollen uns auf einige wesentliche Punkte beschränken.
Beschäftigen wollen wir uns mit dem gegenwärtigen Zustand der Burgstelle um dann einen Bogen zu schlagen zur künftigen Gestaltung und originalen Erhaltung dieses für die Geschichte unserer Dörfer Malsch und Waldprechtsweier so bedeutenden historischen Platzes.
Von Seiten der lokalen Geschichtsbetrachtung hat die Burganlage noch keine besondere Beachtung erfahren. Vereinzelt fanden in den sechziger Jahre, initiiert von privater Seite, Versuche statt in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden „etwas“ zu tun. Doch mehr als einige Notizen in den Akten und Schriftwechsel kam dabei nicht heraus.
Auch war in jenen Jahren einigen renommierten Historikern schon bewusst, welch heimatgeschichtlich wertvolles und ergiebiges Objekt sich hier im Malscher Bergwald verbarg. Doch beschränkte sich dieses Wissen und diese Überzeugung leider darauf, in Protokollen festgehalten, in einigen Fachzeitschriften veröffentlicht und danach wieder vergessen zu werden. Die Archäologie ging an Burg Waldenfels und auch an Malsch vorüber…
Die Anfänge der Burg darf man in der Zeit des Hochmittelalters vermuten. Damals regierte Heinrich IV., deutscher König und Kaiser, über ein Reich das sich von der Elbe bis zum Tiber erstreckte. Dieses Reich war eingeteilt in Verwaltungsbezirke, zuerst in Gaue, später dann in kleinere Gebiete, den Grafschaften in welchen ein vom Kaiser eingesetzter Graf die Hoheitsrechte ausübte. Vor der endgültigen Unterwerfung der Alamannen durch die Franken (Mitte des 8.Jhd.) war der Ufgau der „oberste“ (südlichste) Bezirk des Frankenreiches. Grafschaftsvorort war Forchheim.
Der erste Ufgaugraf der, zu einem späteren Zeitpunk, mit Malsch in Verbindung gebracht werden kann, nennt sich Reginbodo und residierte wohl in Forchheim. Aus politischen Gründen verliert dieses Adelsgeschlecht sein Amt und verlässt Forchheim in Richtung Malsch. Das geschah im Jahre 1086. Dieses Jahr darf als spätester Baubeginn von Burg Waldenfels angesehen werden.
Die Reginbodosippe widmet sich fort an dem Landesausbau und der Kolonisierung der Hochfläche. Malsch und Waldprechtseier lagen damals am Rande der alten Siedlungszone zum Rodungsland.
Rodungssiedlungen wie Freiolsheim, Völkersbach oder Burbach dürften ihren Ursprung dem Siedlungskonzept der Reginbodos zu verdanken haben.
Als gräfliche Familie war es nur natürlich, eine landschaftsbeherrschende Burg als Attribut ihrer adligen Lebensführung zu errichten. Kleinere Edelherren bauten ihre Kleinburgen nahe den Dörfern und Höfen (siehe Liutfried von Bruchhausen). Diese Kleinadeligen begannen erst ab der Mitte des 12. Jhd. Ihre Wohnsitze von der Dorfburg auf die Höhe zu verlegen.
Doch sind diese auf Burg Waldenfels bezogene Überlegungen und Schlussfolgerungen eigentlich nur theoretischer Natur, basierend allerdings auf gesicherten Beispielen (andere Adelsgeschlechter und ihre Burgen) aus der Umgebung.
Wir haben keine schriftlichen Beweise, dass das Adelsgeschlecht der Reginbodos die Burg Waldenfels tatsächlich gegen Ende des 11. Jhd. errichtet hat. (Die erste urkundliche Erwähnung der Burg datiert übrigens aus dem Jahre 1309, damals war sie in der Hand der badischen Markgrafen).
Reginbodo (II.) nennt sich in den Jahren zwischen 1110 und 1115 Graf von Malsch, nicht Graf von Waldenfels. Stand sein Domizil vielleicht im Ort, neben seiner Eigenkirche St. Cyriak ? Wie stellte sich damals die Umgebung um die St. Peterskapelle dar, oder was befand sich im Bereich der Kronenstraße? Wenn sich dort in früh- oder hochmitteltelalterlicher Zeit tatsächlich ein Friedhof befunden hat, war auch eine Kirche nicht weit davon entfernt.
Wir sehen, das frühe und mittelalterliche Malsch ist nicht mehr und nicht weniger als ein weisser Fleck auf der archäologischen Landkarte. (Originalton eines Archäologen).
Nun aber haben wir die große Chance ein wenig Licht in die frühe Geschichte unseres Dorfes zu bringen indem wir die Gelegenheit nutzen, um unter fachkundiger Leitung und unter Aufsicht des Denkmalamtes in einem ersten Schritt die Burganlage zu erforschen und danach die Burgstelle für den Besucher so zu gestalten, dass sich dieser Platz als historisches Objekt der Malscher und Waldprechtsweierer Dorfgeschichte darstellt.
Die Reste der Burgruine liegen heute im Buchenwald und machen auf den ersten Blick einen chaotischen Eindruck. Das Gelände ist durchwühlt, bedeckt mit Wällen und Hügeln, überall liegen Steine und Brocken verstreut auf dem Areal. Ein zum Teil mehr oder weniger noch deutlich ausgeprägter Halsgraben trennt die Kernburg nach Süden ab. Bis vor kurzem war der Bereich der Burg von Gestrüpp und Altholz bedeckt welches in den letzten Monaten von uns entfernt worden ist.
Mit freundlicher und nicht hoch genug einzuschätzender Hilfe und Unterstützung des Forstamtes wurden während der letzten drei Jahren einige Buchen entfernt. Zum einen wird Umfang und Größe der Burganlage dadurch deutlicher erkennbar, zum anderen war eine Gefährdung der vorhandenen aufstehenden Fundamentmauern und Mauerzügen durch Windbruch gegeben. Die Aufräumarbeiten durch uns dauern noch an. Bis zum Beginn der archäologischen Aktivitäten wollen wir das Gelände weitgehend geräumt haben.
Diese erwähnten archäologischen Maßnahmen sind das vorläufige Ergebnis meiner nun mehr als zehnjährigen Bemühungen, der Burg Waldenfels von zuständiger und kompetenter Seite die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie sowohl aus archäologischer wie auch aus historischer Sicht verdient hat.
Diese Maßnahmen finden unter Leitung des Landesdenkmalamtes statt und sollen von Dr. Heiko Wagner, einem freien Archäologen durchgeführt werden.
Dr. Wagner hat ein Konzept erarbeitet, das für den Bereich der Kernburg gilt und in den Jahren 2007 und 2008 umgesetzt werden soll. Dokumentiert und eingetragen werden die Ergebnisse der Untersuchung auf einem Kartenwerk (1:400), das von unserem Mitglied Thomas Meyer erstellt worden ist und durch die Aufnahme von mehr als 500 Messpunkten auf und um das Burggelände entstanden ist. Burg Waldenfels dürfte eine der am besten vermessenen Burganlagen im Umland sein.
Das Konzept Dr. Wagners sieht vor, Burg Waldenfels von der östlichen Seite her zu untersuchen. Dort befinden sich Flächen (wilde Grabungslöcher) die zum Schutz vor weiterer Störung mit Planen und Hinweisschildern gesichert sind. Die Untersuchungen umfassen das sogenannte „Putzen“ (Freilegen) der Gelände- bzw. Mauerkanten.
Die Profile werden fotografisch und zeichnerisch dokumentiert und auf die Geländekarten übertragen. So entsteht nach und nach ein Bild des Grundrisses der Burg. Auch hoffen wir, Bauphasen aus diesen Untersuchungen erkennen zu können um mehr über die Nutzung der Anlage zu erfahren.
Die wilden Grabungslöcher sollen nach und nach verfüllt werden um in einer abschließenden Maßnahme die festgestellten Mauerzüge aufstehend sichtbar zu machen. Die Wiederherstellung bzw. Aufmauerung einer deutlich ausgeprägten Fundamentmauer von ca. 6 m Länge ist vorgesehen und soll, abhängig nach den bis dahin gewonnenen Erfahrungen um 2008/2009 erfolgen.
Für die Öffentlichkeit soll der Zugang zur Burg durch einen Weg erleichtert werden, der das eigentliche Burgareal von Süden her betritt. Hierzu wollen wir einen Art Hohlweg benutzen der eventuell
sogar dem originalen Zugang entspricht. Dort soll auch eine Informationstafel aufgebaut werden.
In Abhängigkeit vom aufgefundenen Mauerverlauf sollen, innerhalb der Kernburg, mit erläuternden Schildern versehene Pfade, markiert werden.
Unser Wunsch wäre es, nach Abschluss der Untersuchungen, der Öffentlichkeit ein Areal anbieten zu können, auf dem sie Heimatgeschichte sehen und erleben können. Nicht ein modernes
Disneyland soll hier geschaffen werden, wenn auch der eine oder andere Burgenfreund gerne wieder etwas „aufmauern“ würde. Das wäre ein Bärendienst für die ernsthafte archäologische
Forschungsarbeit.
Erforschung der ehemaligen Struktur sowie Erhalt der noch vorhandenen Burgreste müssen Hand in Hand gehen. Es ist gar keine Frage, dass wir uns bemühen werden, die Gesamtmalscher
Bevölkerung und besonders die Schulen in unsere Arbeit mit einzubeziehen. Vielleicht gelingt es einmal, den Heimatkundeunterricht unter freiem Himmel abzuhalten. Das Vergnügen, mit Schulklassen
eine Burgbegehung durchzuführen hatten wir ja schon. Es war für alle ein Gewinn.
Wie residierte einst Graf Reginbodo?
Seit der Überreichung des Abschlussberichtes zur archäologischen Untersuchung der Burgstelle Waldenfels durch den Archäologen Dr. Heiko Wagner aus Freiburg sind nun schon über zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit haben wir vom Arbeitskreis „Kleindenkmale und Wegkreuze“ uns intensiv damit beschäftigt, wie die „Waldenfels“ mit ihrem dominanten Wohnturm wohl einst die Spielfinken geprägt haben mag.
Dies ist auch nach den Ausgrabungen ein spekulatives Unterfangen, da uns der Grundriss des Wohnturmes nur bruchstückhaft bekannt ist. Er könnte zum Beispiel, wie im 11. Jahrhundert üblich, einen Anbau in Form eines Abortschachtes gehabt haben, der jedoch aufgrund der tiefgründigen Zerstörung der Grundmauern weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden kann. Es ist aber gewiss, dass der Turm auf der besonders angriffsgefährdeten Bergseite eine Mauerstärke von 2,60-2,70 m hatte. Dank weiterer Mauerbefunde können wir darauf schließen, dass der quadratische Wohnturm an seinen Außenseiten ca. 13 m und in seinem Innern ca. 8 m gemessen haben dürfte. Damit lässt sich der Wohnturm in seinen Dimensionen gut mit den Wohntürmen in Eschborn und Dreieichenhain vergleichen.
Diese baulichen Parallelen liefern uns einige Hinweise zur zeichnerischen Rekonstruktion des Wohnturms der Burg Waldenfels. Unklar ist, ob alle Vollgeschosse aus Stein bestanden. Im Falle eines komplett aus Stein errichteten Turmes käme man mit Dach auf eine Höhe von 25 bis 30 m. Falls auf dem Mauerwerk noch 1-2 Stockwerke aus Holz oder Fachwerk saßen, käme man vielleicht auf eine etwas geringere Höhe von 20 - 25 m.
Das Dach des Wohnturms war, wie entsprechende Funde von Ziegelscherben des Mönch-Nonne-Typs verraten, bereits in der ersten Bauphase mit einer hochwertigen Ziegeleindeckung versehen. Ein Verputz konnte nirgends gefunden werden. Dies könnte jedoch auch mit dem eher sauren Bodenmilieu zusammen hängen, das den Kalk mit den Jahren auflöste.
Neben dem Wohnturm konnte auch das recht gut erhaltene Fundament einer 1,20 - 1,60 m dicken Umfassungsmauer festgestellt werden, die im Norden der Flucht der Wohnturmmauer und anschließend dem Verlauf der Böschungsoberkante des Burghügels folgte. Im Bereich der südlichen Grabenwerke verlieren sich die Fundamente der Umfassungsmauer in den Böschungen. Die Ringmauer endete in alter Zeit jedoch mit Sicherheit nicht an den Halsgräben, sondern wird sich wahrscheinlich auch hier an der Böschungsoberkante entlang gezogen haben, um einen geschlossenen Ring um den Wohnturm und den Burghof zu bilden.
Da der im Burggelände anstehende Lösslehm sehr erosionsanfällig ist, sind die vermissten Fundamente wohl schon längst in den Halsgraben abgerutscht oder dem Steinraub zum Opfer gefallen. Die Umfassungsmauer am südlichen Burghügel dürfte in der Mitte der heutigen Böschungsfläche zu suchen sein. Dieser Schluss liegt nahe, da durch das Erodieren des Bodenmaterials die Böschungsoberkante weiter in Richtung Wohnturm wanderte. Somit erscheint das heutige Burgplateau etwas kleiner, als es ursprünglich war.
Es sei angemerkt, dass bei der Datierung der Umfassungsmauern noch Unsicherheiten bestehen, die bei den Ausgrabungen nicht abschließend geklärt werden konnten. Möglicherweise wurden die beiden
Ringmauerabschnitte zu unterschiedlichen Zeiten und erst einige Jahre nach dem Wohnturm errichtet.
Der Kernburg waren in Richtung Süden zwei Halsgräben vorgelagert. Es wäre denkbar, dass sich auf dem Wall zwischen den beiden Gräben ursprünglich eine Palisade befand. Der Übersichtlichkeit wegen wurde sie allerdings beim Rekonstruktionsversuch nicht berücksichtigt sondern lediglich im Grundriss eingezeichnet.
Bei den jüngsten Begehungen auf Burg Waldenfels haben wir Hobbyarchäologen am Fuße eines Geländevorsprungs des äußeren südlichen Halsgrabens einen einlagigen unvermörtelten Mauerzug entdeckt. Interessant ist dabei, dass die Böschungsoberkante dieses Geländevorsprungs ein parallel verlaufendes Pendant am Burgplateau besitzt. Zwischen diesen Geländekanten befinden sich die beiden Halsgräben, zwischen denen heute ein auffälliger Hügel zu sehen ist, in dessen Erdwerk sich auch größere Sandsteine befinden. Sollte es sich dabei um die Reste eines Brückenpfostens handeln? Falls dem so wäre, wäre zwischen den beiden Böschungsoberkanten eine lange Holzbrücke als Zugang zum Burgplateau anzunehmen, die in der Mitte der beiden Halsgräben von einem Pfosten gestützt wurde.
Da sich diese These nur schwer in Worte fassen lässt, sei sie durch ein Bild veranschaulicht:
Bei diesem Modell gelangt man nach Durchschreiten des äußeren Burgtores in eine Art Zwinger, der zunächst in Richtung Osten und nach der Turmecke in Richtung Norden um den Wohnturm verläuft um schließlich in einer Sackgasse zu enden. Der Grabungsbefund des Zwingers, hauptsächlich Abfallschichten des 12. und des 13./14. Jahrhunderts bei gleichzeitigem Fehlen eines Trampelhorizontes, wie er bei der Nutzung als Weg entstanden wäre, unterstützt diese Annahme.
Unmittelbar links hinter dem äußeren Burgtor befand sich im Zwinger ein weiteres Tor, mit dem im Falle eines Angriffs der Zugang zum Burghof und damit auch zum Hocheingang des Wohnturms abgeschnitten werden konnte. Im engen Burghof befanden sich wahrscheinlich Werkstätten von Handwerkern, wie z. B. eine Schmiede, von der wir Schmiedeschlacken entdeckten.
Die Ökonomiegebäude -auch Grafen waren anno dazumal Selbstversorger- dürfen wir südlich der Burg, also jenseits der beiden Halsgräben annehmen. Diese Vermutung kann zwar nicht mit Funden oder Mauerresten belegt werden, ist jedoch insofern naheliegend, dass in dem kleinen Burghof kaum Platz für Schopf, Scheuer und Stall gewesen wäre. Der Burgweiher, der in der Karte über die Wälder der Markgenossenschaft Malsch von 1802 eingezeichnet ist, wurde bei den Grabungen nicht näher untersucht. In diesem Teich, der noch heute im Gelände zu erkennen ist, hätte theoretisch schon Graf Reginbodo Fische züchten können. Dr. Wagner schließt aber auch eine neuzeitliche Anlage des Weihers, z. B. durch die Mönche des Klosters Herrenalb als spätere Eigner von Burg Waldenfels, nicht aus.
Darüber, wie einst der Zufahrtsweg zur Zugbrücke verlief, darf spekuliert werden. Zwar ist auf der Karte von 1802 ein Weg eingezeichnet, der vom sogenannten Stampfackerweg (heute von den Tennisplätzen überbaut) abzweigte und am Burgweiher vorbei in Richtung Waldprechtsweier zog. Letzte Reste des Wegprofils lassen sich noch heute im Bereich der Gemarkungsgrenze Malsch/Waldprechtsweier im Gelände ablesen. Darüber, ob dieser Weg auch schon zu Graf Reginbodos Zeiten, also um das Jahr 1086, begangen wurde, kann ohne eine archäologische Untersuchung keine Aussage getroffen werden.
Aber es gibt noch eine weitere Zugangsmöglichkeit, die von unserem Archäologen in Erwägung gezogen wird. Diese besteht in Form des heutigen Wanderweges, der von der hölzernen Fußgängerbrücke südlich des Schwimmbades aus steil in Richtung Südosten einen Bergsporn erklimmt. Aber auch hier mangelt es an handfesten Fakten, die nur durch einen Geländeschnitt gewonnen werden könnten.
Angesichts der zahlreichen ungeklärten Fragen werden Sie sich nun fragen: Warum greifen die nicht zu Spaten und Schaufel und graben einfach mal nach? Die Antwort: Leider geht das nicht so einfach, denn selbst wenn wir einen Archäologen für die Begleitung und Auswertung einer Grabung bezahlen könnten, fehlte uns das grüne Licht seitens der Landesdenkmalpflege. Doch warum eigentlich? Ganz einfach: Bei jeder Grabung werden die im Laufe der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende entstandenen fundreichen Bodenschichten durchschnitten und unwiederbringlich zerstört. Nun geht die Landesarchäologie aber davon aus, dass die nachfolgenden Generationen von Archäologen viel aufschlussreichere und schonendere Möglichkeiten für die Bergung und Auswertung unseres kulturellen Erbes finden werden. Aber was würde das alles den zukünftigen Forschern nützen, wenn wir heute schon alle interessanten Bodendenkmäler untersuchen und ihnen nichts mehr übrig lassen würden?
Eigentlich ist das in unserem Falle ja gar nicht so schlimm! Schließlich wurden durch die jüngst auf Burg Waldenfels durchgeführten Notgrabungen viele wichtige Fragen beantwortet, die uns vor ein paar Jahren noch als unlösbar erschienen. So dürfen wir annehmen, dass Graf Reginbodo tatsächlich der erste Hausherr auf der Burg war und Dank der aufgedeckten Fundamente können wir vor unserem geistigen Auge die rötlichen Sandsteinwände dieser altehrwürdigen „Ritterburg“ wieder auferstehen lassen.
Zum Schluss sei noch angemerkt, dass es sich bei diesem Aufsatz lediglich um eine grobe Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse unserer Grabungsaktivitäten handelt. Ein umfassender Grabungsbericht würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen und ist in einer separaten Veröffentlichung vorgesehen.
Sollten wir Ihr Interesse an der Archäologie geweckt haben, dann würde sich für Sie bestimmt ein Blick in das alljährlich beim Konrad Theiss Verlag erscheinende Buch „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg“ lohnen. Darin werden die landesweiten Grabungen des jeweils vorangegangenen Jahres in Wort und Bild leicht verständlich vorgestellt. Es werden alle Epochen von der Steinzeit bis in die Neuzeit behandelt. Auch Burg Waldenfels in den Spielfinken kam im Jahresband 2008 mit einem Bericht zu Ehren.
Weiterhin kann beim Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen das kostenlose Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg abonniert werden. Es erscheint vierteljährlich und informiert reich bebildert und in verständlicher Sprache über das gesamte Spektrum der Denkmalpflege, wobei jedes Heft einem bestimmten Schwerpunktthema gewidmet wird. Das macht diese Publikation sehr abwechslungsreich, da man auch mit Themen konfrontiert wird, über die man sich aus eigenem Antrieb nicht informieren würde.
Thomas Meyer
Quellen:
Bullinger, Gerhard: Burg Waldenfels in den Spielfinken, Malsch (2006)
Wagner, Heiko: Abschlussbericht zur Ausgrabung der Burgstelle "Waldenfels", Kirchzarten (2008)
Landesamt für Denkmalpflege BW: Archäologische Ausgrabungen in BW 2008 S. 276-279, Stuttgart (2009)
- Erkenntnisse der zweiten Grabungskampagne -
Am 12. Juni ging die zweite und vorerst letzte Grabungskampagne des Arbeitskreises „Kleindenkmale und Wegkreuze“ auf Burg Waldenfels zu Ende. Dies war der Anlass für die Vorstandsmitglieder der Heimatfreunde Malsch, sich am Samstag, dem 21. Juni bei einer kleinen Wanderung zum Burggelände über die neuen archäologischen Erkenntnisse zu informieren. Die Leitung dieser Exkursion übernahm der dafür prädestinierte Burgen-Experte der Heimatfreunde Malsch, unser Mitglied Gerhard Bullinger.
Ausgangspunkt der Tour war der Parkplatz des Malscher Freibades. Nach einem kurzen aber steilen Anstieg machten wir vor den umfangreichen Grabenanlagen, die den eigentlichen Burghügel umgeben, Halt.
Die staunenden Zuhörer erfuhren, dass die Kernburg von ihrem Standpunkt aus, also der im Angriffsfalle besonders gefährdeten Bergseite her, von drei Halsgräben gesichert wurde. Der vorderste Graben ist jedoch mittlerweile durch Einschwemmungen eines Bächleins und maschinelle Einwirkungen sehr verflacht worden.
Wir setzten unsere Besichtigung mit der Durchschreitung des zweiten Halsgrabens fort, worauf wir uns vor dem mutmaßlichen Burgtor befanden. Doch bevor wir uns in die eigentliche Kernburg wagten, machte uns Gerhard Bullinger noch auf einen schon vor Beginn der Ausgrabungen von der Ferne aus erkennbarem Rest der Ringmauer aufmerksam. Diese Ringmauer weist hier eine Stärke von ca. 1,70m auf und umgab einst den gesamten höher gelegenen Teil des Burghügels, der den Wohnturm, wahrscheinlich erbaut unter dem Grafen Reginbodo, trug.
Das besondere dabei ist, dass der betreuende Archäologe, Dr. Heiko Wagner aus Kirchzarten, eine in diese Mauer eingemörtelte, rotgebrannte Keramikscherbe entdeckt hat. Weil rottonige Ware von Fachleuten allgemein in das 13./14. Jahrhundert datiert wird, kann der Bau dieser Umfassungsmauer ebenfalls für diesen Zeitraum angenommen werden.
Dies deutet darauf hin, dass die westlich gelegene Ringmauer erst 100 bis 200 Jahre nach dem Bau des Wohnturmes, der vor 1100 entstand, errichtet wurde.
Ein paar Meter neben diesem Mauerstück wurde im Winter beim Fällen einer Buche eine tiefe Schleifspur in der Böschung erzeugt, was zahlreiche Keramikscherben ans Tageslicht beförderte. Gerhard Bullinger erläuterte uns, dass sich an dieser Stelle zwischen Wohnturm und Ringmauer im Mittelalter eine Abfallgrube befunden haben muss, da er bei genauerer Untersuchung dieser Stelle zwei Kisten voll Keramikfragmenten einsammeln konnte nebst zahlreichen Knochen einer vor 600 bis 700 Jahren von den Rittersleuten verspeisten jungen Wildsau.
Beeindruckt von der Vorstellung, wie diese markante Kombination aus einem über 25 Meter hohen und von einer wehrhaften Ringmauer umgebenen Wohnturm auf den Malscher des Mittelalters gewirkt haben muss, setzte sich unsere Führung fort. Gespannt, was uns wohl als nächstes erwarten würde, durchschritten wir das an dieser Stelle vermutete Burgtor – und sahen uns mit dem 3. Halsgraben konfrontiert! Wir mussten feststellen, dass dessen Platzierung strategisch sehr geschickt erfolgt war, da es den Besuchern sogar heute noch Probleme bereitet, das Burgplateau zu erreichen. Doch da die salische Burgbesatzung, ausgerüstet mit Kriegsgerät wie Pfeil und Bogen, Speeren oder Steinschleudern (belegt durch Bodenfunde) längst von der Bildfläche verschwunden ist, konnten wir getrost zum „Herz“ der Anlage hinaufsteigen.
Weit über 100 Teilnehmer kamen zur Besichtigungstour zur „Burg Waldenfels“ bei Malsch
Turm von 20 Metern machte kolossalen Eindruck
Malsch (sf). Als „extrem erfolgreich“ charakterisierte Gerhard Bullinger von den Malscher Heimatfreunden das Ergebnis der 2006 und 2007 erfolgten Grabungskampagnen an der im Malscher Bergwald gelegenen Ruine Burg Waldenfels. Wie berichtet, hat er das Gelände der 1086 vom früheren Ufgaugrafen Reginbodo erbauten Burg mit seinem Vereinskollegen Thomas Meyer im Auftrag des Landesdenkmalamtes eingehend untersucht. Mehrere hundert Stunden Arbeit investierten die beiden, um unter Leitung des promovierten Archäologen Heiko Wagner die vorhandenen Grabungslöcher mit der Spitzkelle auszuputzen.
Bevor die freigelegten Stellen wieder verfüllt werden, nutzten am Wochenende zahlreiche Interessierte die Gelegenheit, die freigelegten Burgmauern bei zwei Führungen in Augenschein zu nehmen. „Ich bin positiv überrascht“, freute sich Bullinger, der am Samstag lediglich mit 15 Gästen gerechnet hatte, über die weit über 100 Teilnehmer. Viele kannten das Gelände von früheren Ausflügen und einige hatten, wie Bullinger, in ihrer Jugend auf dem Burggelände gespielt. „Das war damals unser Räuberspielplatz“, erinnerte sich der heute 73-jährige Erwin Deubel. „Wir haben immer gehofft, die goldene Madonna zu finden“, erzählten andere.
Obwohl die „Ausgräber“ die Figur, die laut einer 1954 von Lore Ernst aufgezeichneten Sage in einem Gewölbekeller versteckt sein soll, nicht fanden, wurden bei den Grabungen viele neue Erkenntnisse gewonnen. „Es war sehr spannend“, erzählt Bullinger darüber, wie er mit Meyer und Wagner nach und nach einen Überblick über den Grundriss des Burggeländes gewann.
Fest steht nun, dass innerhalb der Burgmauer, die von drei Halsgräben umgeben war, ein gewaltiger Wohnturm mit einer Grundfläche von jeweils 12,60 Metern im Quadrat stand. Angesichts der Fundamentstärke von bis zu 2,70 Meter könne man, so Bullinger, davon ausgehen, dass der Turm über 20 Meter hoch war. „Das muss ein kolossaler Eindruck gewesen sein“, staunte der 54-Jährige, der sich seit 1996 intensiv mit Burg Waldenfels beschäftigt. Angesichts der bei den Grabungen entdeckten Keramiken aus dem achten Jahrhundert vermutet er, dass Reginbodo, der von Waldenfels aus Ortschaften wie Stupferich gründete, die Burg auf einem Gelände baute, das bereits damals zur Holzgewinnung oder zum Ackerbau genutzt wurde. 1318 wurde das Dorf Malsch dann samt Burg Waldenfels an das Kloster Bad Herrenalb verkauft.
Da die Mönche keine Verwendung für die Burg hatten, verfiel sie zu einer Ruine. Die immensen Steinmassen wurden unter anderem 1826 zur Erweiterung der Malscher Sankt Cyriak Kirche genutzt. „Es ist ein interessantes Stück Heimatgeschichte“, meinte eine Besucherin, die sich auch für den geschichtlichen Überblick interessierte, den Bullinger über die Burg gab.
Um die Grabungslöcher für spätere Untersuchungen zu erhalten, werden sie nun wieder verfüllt. Damit der Verlauf der Grundmauern dennoch nachvollziehbar bleibt, sollen diese oberirdisch etwas aufgemauert werden.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten